Analysefibel
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Rationale und Logische Theologik

 

Seiteninhalt: Auferstehung - DAVID gegen GOLIATH (Doku)/Obsession? - Alles oder Nichts - Auferstehung mit Christus oder ohne - BF-Texte: (Wenn man 'es' doch genau wüsste!/Intelligentes Design/Schöpfer und Leid)  Lebendige Leere? - Ewiges Leben? Leben im Jenseits. Todestraumata - Ende Website.

 

Achtung!  Die Seiten sind nicht immer stabil. Die Textblöcke können durcheinander geraten.

Auferstehung

Wer am Leben hängt, muss an die Auferstehung glauben.,

 

DAVID gegen GOLIATH oder Aufstand eines glauben Wollenden, der sich gegen Glaubenszumutungen wendet.

 

 

Die Dokumentation eines einsamen Kampfes gegen eine erratische unchristliche protestantische Auferstehungslehre oder positiv gewendet Kampf für eine Auferstehung nach Christi Verheißung am Kreuz. Dabei geht es nur um die Wahrheit, die gesucht wird. "Wahrheit ist, keine Angst zu haben" (Papst Franziskus). Wenn die "Schweiger" aus Angst schweigen, dann leben sie, der Umkehrschluss erhellt das, nicht in der Wahrheit.

 

Voran gestellt sei, dass seit 8/17 in die Auseinandersetzung - leider ist es eine solche - eine substanzielle Dramatik eingezogen ist. Aber dazu muss man schon die ganze Erzählung verfolgen.

 

 

An den Anfang gestellt sei eine frivole Verortung: Die Sicht der Dinge hier zeigt die Kirchenleute als „Schriftgelehrte“ (Ist es nicht so? Oder ist sie falsch?).

Dem gegenüber bewegen sich der Autor - als Antagonist - und Christus in Sachen Motivation auf der Ebene eines Laien. Diese nehmen sich heraus, sich gegen eine schief gelebte Tradition zu kehren. Niemand kann also aus dem Empfinden heraus etwas dagegen haben.

 

 

Dipl.Kfm. Ernst D. Lang                                        78315 Radolfzell

Verleger                                                                           Ländlestr. 6

 

                                                                              Monat/Jahr

 

Mail an Herrn Dekan/Superintendent/Probst xyz                                   Ort .

 

Grüß Gott, sehr geehrter Herr Dekan X

 

Im November vorigen Jahres richtete ich an Ihren Kirchenoberen eine Mail, die ich Ihnen wenn Sie erlauben als Verlaufseinblick, zukommen lassen möchte. Warum? Ich suche diejenigen Theologen zu erreichen, die insgeheim aus ihrem Innersten heraus gegen Altbackenes eingestellt sind oder anders gewendet, deren Intellekt und Urteil Aufgeschlossenheit inhärent ist, also innewohnt. Dabei respektiere ich Maßstäbe, die diverse Schubladen öffnen. Ich respektiere das individuell Antreffbare vor Ort. Alles sei dem Herrgott anheim gestellt.

 

 

Monat/Jahr

 

Von Dipl. Kfm. Ernst David Lang, Ländlestr. 6, 78315 Radolfzell, Verleger, 87 Jahre alt.*

 

Mail an: Landesbischof (bischöfin)/Kirchenpräsident/Präsident der Ev. Landeskirche XYZ

 

 

Betr. Auferstehung - Textsplitter Todestraumata – (als Annex unten wiederholt)

 

Grüß Gott sehr geehrter Herr Bischof/oa.

 

Wenn Sie erlauben:

 

per informatione: Nunmehr alle Pfarreien bzw. Pfarrer/Pfarrerinnen sowie evang. Hochschulpersonal Ihrer Kirche bekamen als Mail den „Textsplitter“ (Annex), - vielleicht vergleichbar dem Zusenden eines Zeitungsauschnittes. Für das Sich-damit-Befassen ist dann der Herr zuständig. Hoffentlich nicht nur das Kirchenpersonal. Rückfragen gab es nur wenige. Man begegnet dem Großen Schweigen, zwar wohl auch formal bedingt, aber bei tausenden Empfängern? Schweigende eloquente Prediger?. Darf man irritiert sein? Hat‘s ihnen die Sprache verschlagen, aber warum auch? Wird ein Diskurs über religiöse Fragen für unfein gehalten? Begegnete ich einer eigentümlichen Mentalität? Oder pflog ich auch (gleich) schlechten Stil oder betrieb ich bzw. tue es schon wieder Provokation? Denn: Darf man ein Thema so ohne Weiteres instrumentalisieren? Oder ist das Thema einfach zu heiß? Dabei, Luther postulierte den Diskurs! Warum bloß zeigt sich die Kirche als erbärmliches Biotop von Ignoranten? Nur eine einzige Pfarrerin verhindert, dass von einem durchgängigen Befund nicht mehr gesprochen werden kann.

 

Mit 3 Klicks ist man beim Textsplitter beim Verfasser. Um was es geht? Die Pfarreien  sollten um die verstörende Predigt ihres obersten EKD-Bischofs, gehalten vor Millionenpublikum an Ostern 2016 in Fürth, etliche davon vielleicht konsterniert wie ich, wissen. Sie sollen erfahren, was einem protestantischen Kirchenmitglied zu glauben zugemutet wird - von der protestantischen doch wohl gültigen Lehre. Und: Wenn es durch sein Zutun schon so gelaufen ist, darf bezweifelt werden, ob die Prediger und Predigerinnen jemals Daniels Auferstehungslehre ernsthaft durchdacht haben, was sie für Millionen von Hinterbliebenen, also auch für mich, lastend bedeutet. Aber vielleicht raffen sich etliche auf, mal wieder über die Auferstehung zu predigen, nun unter modifiziert einfallendem Lichte.

 

Ich fordere ein von den bestallten Christen, ob zu bekommen, sei dahingestellt, nichts weiter als Mitgefühl mit einem alten Menschen, der auf seine Auferstehung in der Nachfolge Christi hofft und setzt, und der Zarathustra in diesem Belang nicht für kompetent hält. Insbesonders, weil ich dem Herrn Bischof meinen Kummer, den er verursachte, vortrug, dieser aber, obwohl temporärer Ober-Christ, schweigt. Warum schweigt man gängigerweise? Ein Grübelkatalog tut sich auf: Ist das Thema lästig und/oder außer Mode? (Man bedenke: Von 95 Beiträgen zum Christlichen erwähnt nur einer expressis verbis die Auferstehung Christi und seine eigene! DIE ZEIT 45/16, Nr. 44). Wird gekniffen, weil einen Furcht ereilt? Ist es Hilflosigkeit? Taktiert man? Ist man ratlos? Ist man überfordert? Weiß man von Schuld? Ist es Scham? Abwehr? Gegen was? Ist man wütend? Ist es Arroganz, Unhöflichkeit ,“oder Selbstgerechtigkeit (Wolfgang Huber, dies ein Einschub)“? Weil man sich provoziert fühlt? Will man sich auf Laien nicht einlassen? Weil sie unwissend sind? Wo man es doch besser weiß? Hat jemand recht? Geht es ums Aussitzen? Hat man kein Argument? Findet man etwas heikel? Meint man, dass jemand etwas will, das stört und sich nicht gehört? Hält man eine Phalanx dicht beisammen? Fehlt Empathie? Sieht man Probleme? Geht es um absolute Schrifthörigkeit? Rätsel über Rätsel. War denn Luther, lt. Spiegel ein Wutbürger, auch ein Schweiger? Und der Herr?

 

Warum ich nachhaltig vieltausendfach gemailt habe? Weil ich unter den vielen  evangelischen Pfarrern und Pfarrerinnen diejenigen aufspüren, erreichen will, die evtl. meiner Meinung sind, bereit, ihre Gemeinden nicht mit obsoleten Predigtinhalten zu traktieren, die vielleicht sich trauen, in ihre Kirche hinein zu fragen, ob denn ein solches Glaubensgut wirklich noch Bestand haben kann. Paulus hin, Luther her. – Von etlichen erratischen Versen des Daniel zu schweigen. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass mancher der vielen Pfarrerinnen und Pfarrer dann, wenn sich der Tod heranschleicht, sich an meine quälende Hilflosigkeit gegenüber der protestantischen Lehre erinnern und den Auferstehungsglauben protestantischer Lesart, dem sie offiziell entsprechen mussten, insgeheim für sich selbst austauschen gegen die Zuversicht, auch im Sterben und Tod Christi Todesüberwindung nachvollziehen zu dürfen, nicht erst in Äonen - eine dann jeweils gegenwärtige Gnade auch für die Hinterbliebenen.

 

Darüber hinaus aber: Nichts für ungut und gemach. Die Evangelischen Kirchen werden diese Quisquilien überstehen. Vielleicht erinnert sich der/die eine oder andere Erzürnte, dass man außer der rechten noch eine linke Wange besitzt.

 

Ich grüße und wünsche Ihnen eine von Gott gesegnete Zeit.“


 

Ernst David Lang.

 

 

 

Annex:

 

Textsplitter aus dem Essay „Todestraumata“ (Titel googlebar > home (modi)) >> Klammer!

 

(Aber leider hat der Rats-Vorsitzende der EKD in seiner Osterpredigt 2016 es für opportun gehalten, den alten Sermon wieder aufzuwärmen, genauer: die Predigt lässt das Paulus und Luther tun. So geriet diese Predigt ganz gewiss nicht zum Trost von Hinterbliebenen, sondern diesen, soweit sie sich an die Vorstellung einer Auferweckung zum jenseitigen Leben nach dem dritten Tag klammern, wurde ein gegenwärtiges Drüben (Hesse) verweigert, verschlossen. Sie sollen auf den St. Nimmerleinstag warten. Das kann man so sagen, wenn diesem vielleicht Äonen, Jahrmillionen Wartezeit innewohnt. Die Endzeit wird nicht in überblickbarer Spanne eintreten. Sie ist dem Heutigen fremd geworden. Der Rückgriff auf Daniel bezieht wohl altes Zoroasterdenken mit ein. Zarathustra und Daniel waren ja wohl so etwas wie Zeitgenossen.) Frust verbreitend. Über das ja babylonische Buch Daniel - 12,2, 9, 13, und von da zu Johannes 5, 29 - auf die Heutigkeit überkommen und offensichtlich nicht abstreifbar. Ein solches Retro-Kerygma ist schlicht aus der Zeit gefallen, dürftig und eine Zumutung. Da Paulus bei seinem Korintherbrief das Johannesevangelium nicht kennen konnte, zeigt beider Rückgriff auf Daniel, wie die Geisteswelt der beiden damals verfasst war. Die Paradieszusage Christi am Kreuz könnte immerhin eine Problemlösungszusage darstellen. Einer der Soldaten, (sonst war ja niemand da), könnte davon erzählt haben. Wenn die Auferstehung am Ende aller Tage geschehen soll, dann müsste der Himmel bis dahin ziemlich leer sein, es sei denn, es gäbe für bestimmte Sterbliche ein Privileg. Was für eine obskure Vorstellung, die einem Laien so aufgezwungen wird! So sei erlaubt, sich an Küng zu halten: "Wie er" (Christus), so auch sie! Weil er, deshalb auch sie!" (die Glaubenden). Das umfasst, so begreife ich es, die Auferweckung und deren Wann.

 

Ich würde heute weniger vorwurfsvoll formulieren,.

 

Reaktion:  Fast immer Schweigen.

 

 

Kommentar: Genau besehen ist nichts Anderes erwartbar. Ich weiß schon.    Und 1: Schweigen kann als beredt und sagend daher kommen. Z.B. könnte die Vermutung in den Raum gestellt werden, dass ein inner(amts)kirchlicher Verhaltenskodex existiert, der es schafft, solche Typen wie mich (neuerdings Scharlatan  - Pfr. Coburger, s. BF.com, Doku-Blog S. 22.), lästig, Getroffener, einvernehmlich gekonnt abzuwettern. Nur peinlich, dass Gott zusieht. 

Und 2: Christus hat sogar Pharisäern geantwortet.

 

Aber ganz generell, abgesehen vom Folgenden, Die Theologen haben wohl allem Anschein nach das Predigen und das bloße Zuhören der Gläubigen verinnerlicht, wogegen die Kultur des Disputes verkümmert. 

 

Es gibt hoffentlich Gründe, Kirchenobere zu bedauern, weil sie nicht können, wie sie wollen. Wenn dem nicht so ist, wäre die Kompetenz als Opfer entlarvt. Daher doch lieber gut versteckte schismatische Denkmuster. Ich jedenfalls bekomme eine Romanstelle nicht  aus dem Kopf: Harris lässt in seinem Roman „Konklave“ einen fiktiven Kardinal über den verstorbenen realen Papst sinngemäß bemerken: „Was er, der Verstorbene, verloren hatte, war der Glaube an die Kirche.“ Ich bin weder Papst noch Katholik, aber ich klammere mich an meinen Konfirmationsspruch, auf dass er auch in Sachen Kirche für mich seine Wirkung beibehalte.

 

Die Evangelischen haben in Speyer einmal nachhaltig „protestiert“. Warum ist man gegenüber einem unbequemen Laien, frage ich mich, weniger mutig? Zwar kann man seine Unbequemlichkeit als Herausforderung und Anmaßung deuten, aber in Wahrheit will er nur Gehör finden bei Kirchenoberen, weil er sie für kompetent hält in einer Frage, die ihm Not bereitet (hat!) und für die er offensichtlich vergeblich Beistand zu finden hofft. Ach, wie geduldig hat doch der Auferstandene den Emmaus-Jüngern deren wohl evidente Unwissenheiten über Hintergründe, die zum Verstehen führen, ausgeräumt.

 

Wenn Schweigen u.U. auch bedeuten kann, dass man sich Asche aufs Haupt streut (St. Wendel, Bußtag 2016) wäre es möglicherweise Gold und Buße in einem. Aber am treffendsten ist doch Martin Walser, wenn er (freihändig wiedergegeben) formuliert: 'Weil man nicht verantwortlich ist, ist das Schweigen etwas Schönes.' Da gibt's ja den Paulus! (Jedoch: Seit Ostern 2017 bröckelt erfreulicherweise die Schweigemauer (Kirchenmuralla) hochrangig.)

Haben Sie die Sendung im ZDF aufgenommen? Ihr Kollege Reusch in Mexiko City konnte einem am Totensonntag leid tun. Er hatte angesichts der dortigen Tradition schlicht keine Botschaft zu bieten und substituierte das dadurch, dass er der Farbe Orange als Sinnbild gegen das Regime des Todes, das nicht die Auferstehung sein durfte, eine euphorische Relevanz zumaß. So geht das, wenn man wegen Daniel und evangelischer Doktrin die Auferstehung in der Nachfolge des Herrn nicht predigen darf. Es bedrückt mich, dass das Evangelische in Sachen Auferstehung keine gute Figur macht. Die Kirchen erwiesen sich als einen Club von Kaltherzigen.

Dabei ist alles so einfach: Eine (!) mutige Pfarrerin zeigt auf, - es ist dokumentiert – was für einen Laien Sache ist, mit wenigen Sätzen. Sie schickte eine tragende, den Himmel öffnende Botschaft und verhinderte so, dass man alle evangelischen Kirchen als erbärmliche Biotope von Ignoranz (Diese ist eine Frage von Kultur.) charakterisieren kann. (Siehe auch Einschub allsogleich zum hochrangigen Echo, was dieses Verdikt zu lindern in der Lage ist.*Sie lautet:

 

„Ich glaube und verstehe Jesus aus dem biblischen Zeugnis so, dass die Auferweckung für uns direkt geschieht. 

Mit dem Tod hört sicherlich menschliches irdisches Zeitliches auf. Da wir von Gott nur menschlich sprechen können, sind wir mit Worten und unserem Fassungsvermögen sehr schnell an unserer Grenze. 

Aus meiner persönlichen Erfahrung mit Christus werden wir "heute" noch mit ihm im Paradies sein.

Was mir sehr wichtig dabei ist und leider oft zu kurz kommt: nicht nur der Mensch, sondern alle Geschöpfe Gottes.“

 

Es gibt laut interner Quelle wohl  noch mehr evangelische Pfarrerinnen, die so verkündigen (der ganze Reformierte Bund?)

 

*Nachdem ich buchstäblich den letzten „Protest-Textsplitter“ verschickt hatte, erreichte mich eine profunde und höchstrangige, weil von einem Episkopus intendierte Einlassung, die als Blog Nr. 17 ebenfalls auf S. 22 ‚Bewerberforum.com‘ dokumentiert ist. Und es kamen kürzlich noch herein eine Einlassung eines Landesbischofs sowie eines pfälzischen Dekans. Ich habe sie in meinem Blog (Nr. 25 und 26) dokumentiert.

 

 

Damit haben von einer fünfstelligen Zahl von Empfängern meines Protestes aus der gesamten protestantischen Kirchenwelt nur sieben bestallte Mitchristen etwas Substanzielles dazu beigetragen, die Problematik zu erhellen und zu verdeutlichen, was Sache ist..

 

Offen bleibt und die Frage ist, ob Heidnisches, bloß weil es von einem Paulus und Johannes (weitere sind mir unbekannt) über den Daniel aufgeschnappt wurde, zum christlichen Basisgut werden kann. Wenn nicht, predigen die evangelischen Kirchen heidnisches Gedankengut. Sie müssten sich dann selbst anklagen.

 

So hoffe ich denn, dass sich die uniforme Oberfläche der Evangelischen Kirchen insgeheim irgendwo und durch irgendwas unterscheidet, als Außenstehender nicht zu entdecken. Und Sie sollten mir bitte abnehmen, dass es nicht meine Absicht ist, Sie zu verärgern bzw. auch noch auf eine linke Wange zu zielen. Die kirchliche Obrigkeit habe ich daran erinnert, dass sie verpflichtet ist, wenn sie der Ermahnung Christi folgen will, sie nicht weg zu drehen.

 

Ich wünsche Ihnen für Ihr Amt Gottes Hilfe und Segen.

 

Ernst David Lang

 

Forum als Blog

Ein zögernder Anfang gerät schon jetzt zum Kreszendo.

 

Ein stellvertretender Dekan mailte, dass er auf die Schar der Betenden setzt. - Dem muss man sich anschließen.

1                                                              oooo

 

In einer offiziellen Zuschrift wird als Argument eingebracht, dass nach den Psalmen vor Gott ein Tag wie tausend Jahre zu zählen sei und dass doch ein Großteil der Menschen sich schon bei Gott befänden - ohne aber zu erklären, wie die denn in den Himmel gekommen sind, da ja die Endzeit noch aussteht.                                                                                                          2                                                                                oooo

 

Grüß Gott liebe Frau Pfarrerin Haug,

Grüß Gott lieber Herr Pfarrer  Link,

Ihre freundliche Geburtstagsgratulation hat mich sehr gefreut. Vielen herzlichen Dank.

 

Da jetzt Pfingsten kommt, muss ich immer wieder erheitert staunen, wie doch zu meinem Hauptanliegen immer wieder Steilvorlagen kommen. Zuerst die empörende Osterpredigt des EKD-Vorsitzenden an Ostern 2016, dann der letzte Weihnachtsbrief von der verehrten Frau Pfarrerin Haug und schließlich Ihr interessanter Geburtstagbrief.

 

Sie empfehlen, hin und wieder zu dem was uns widerfährt, den Mut zu mobilisieren, „Nein“ zu sagen. Bekanntlich bin ich derjenige Laie, der im europäischen deutschsprachigen und dänischen und holländischen Raum bei jedem theologischen Personal, also Pfarrern , wissenschaftlichen Mitarbeitern, Professoren, Privatdozenten gegen die Verkündigung  der Auferstehungslehre der Bibel etliche zehntausendfach Protest einlegte, Nein sage, weil der Urheber, der Daniel , sich nicht gescheut hat, auf Gedankengut des Zarathustra zurück zu greifen und somit heute noch zumindest die Millionen Hinterbliebenen, von denen ich einer bin, einen schmerzhaften Tort antut, weil ja der Luther Sola Scriptura postuliert und so die Evangelischen unbeabsichtigt in eine Falle gelotst hat, in die auch schon Johannes, Paulus und Luther selbst getapst sind.

 

In meinem Widerspruch hat Frau Pfarrerin Haug mir freundlich die Möglichkeit gegeben, sie zu zitieren. Tausende Theologen in Europa  hatten bislang Gelegenheit, das Zitierte zu lesen.

Die Kirchen stehen hilflos in der Ecke. Das Prozedere ist auf S. 22 meiner Homepage „Bewerberforum.com“ dokumentiert und kommentiert.

 

Also, Sie haben mich halt mit Ihrem Mut-Zusprechen, Nein zu sagen, wo es nötig ist, auf ein sensibilisiertes Sein hin angesprochen und ich nutze die Steilvorlage. Dies erlaube ich mir, weil ich mich in gar nicht mehr allzu langer Zeit damit herumschlagen muss. Ich möchte halt nicht erleben, dass eine hanebüchene und obsolete Lehre bei meinem Wunsch nach Auferstehung in den Himmel in Christi Nachfolge eine schreckliche Relevanz entfaltet. Schließlich will ich meiner geliebten Frau so schnell als möglich begegnen, wenn mich denn der Tod ereilt. Nichts für ungut.

Gott segne Ihr Denken, Ihre Arbeit und Ihre Zeit.

 

Ernst Lang, Markelfingen, Ländlestr. 6

3                                                    oooo

 

Mein Leserbrief an die ZEIT Mai 2017:

„Liebe Frau Finger,

Sie haben über den Bedford-Strohm, eine Laudatio geschrieben, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich sie lesen soll? Aber mir stinkt ein Satz darin, ich gebe ihn wieder: „Er (der Bedford) will eine kommunikative Kirche“. Das Wollen will ich nicht schmälern. Aber in Spezialsektoren ist er und die Kirchenmannschaft nicht kommunikativ, sondern eine Schweigemauer, nach Art einer Muralla.

Der Spezialsektor sind wie ich leidende Hinterbliebene, die in praxi im Regen stehen. Wegen „Solus scriptura“. Was der Bezug darauf auf sich hat, wie von der Kirche die Scriptura für wichtiger gehalten wird als ein leidender Mensch, zumindest beim Kerygma, das, ja das können Sie kennen lernen, indem Sie meiner Bitte entsprechen:  Lesen Sie meine Dokumentation in meiner Website „Bewerberforum.com“ , hier S. 22 ff. Dort wird mein Kampf gegen eine rücksichtslose Verkündigung  dokumentiert und meine bittere Klage über das Schweigen des Kirchenpersonals aller Provenienz. Es wird signalisiert, was schert uns ein elender Laie? Nur ordentliches Kirchenmitglied?

 

Und da soll ich bewundern, dass der temporäre EKD-Kirchenboss mit Seehofer und Konsorten redet?

Und unten wird zu einem Spezialaspekt, allerdings vielleicht der wichtigste, nämlich die Auferstehung, Antwort auf eine Anfrage verweigert? Wissen Sie warum? Weil die Evangelischen keine Antwort finden. Dann sollen sie es als Theologen wenigstens zugeben und vielleicht bedauern. Wenn Sie aufmerksam lesen, immerhin könnten sie ein paar Schuldige benennen und wären so exkulpiert.

So aber ist Ihre Einlassung zumindest in Teilen eine Zumutung. Aber ich habe Verständnis, wenn Sie heiße Eisen nicht anfassen wollen.“

 

(Die Laudatio ist veröffentlicht auf der Rückseite einer Ganzseitenanzeige von CHRISMON. Sie wissen nicht, was CHRISMON ist? Das Magazin ist ein Organ der Evangelischen Kirchen.)

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Pfingsten 2017. Evangelischer Kirchentagsgottesdienst bei der Gedächtniskirche in B. Eine Fürbitte sei zitiert: " Lasse den Himmel aufgehen für die Sterbenden." Die Sterbenden sind bekanntlich allsogleich tot. Und für diese Demnächsttoten soll der Himmel aufgehen? Wie ich doch einverstanden bin. Wenn ich denn der Deutschen Sprache einigermaßen mächtig bin, dann meint 'aufgehen' öffnen? Diese öffentliche und kirchlich veranlasste Fürbitte hat es aber eilig! Könnte doch auch so fürgebetet werden, dass der Akt der Auferweckung durch Gott noch Platz hat?

Nichts davon! Was haben doch evang.Theologen manchmal  für eine unexakte Denke! Und nun gar in Konfrontation mit Lehre und Schrift! Es wäre logischer formuliert worden, wenn Gott darum gebeten worden wäre, den Toten die Geduld zu schenken, Äonen in chthonischer Art zu verweilen.  

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Es wird zitiert aus dem Gemeindebrief Pfarramt Radolfzell, Sommer 2017, Pfn. Haug

"Mir liegt an der Diskussion bei den Protestanten, mir liegt an der Möglichkeit, selber denken zu dürfen oder auch zu müssen." Bleibt die Frage: nur in Sachen Ökumene (Kontext) oder allgemein?

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Liebe Frau Aus der Au,

 

ich bin in einer Auenstraße aufgewachsen, gehört aber nicht hier her. – Heute, am 10. Juni 2017 hörte und sah ich Sie von der Festplatte weg auf den Elbwiesen. Ich besuchte vor vielen Jahren  Wittenberg. Sie haben vor großer Kulisse mit Verve eine große Geste hingelegt, die auch in großen Teilen des Vorgetragenen meine Zustimmung findet.

Sie hielten es aber nicht für opportun, leidenden Hinterbliebenen Zuwendung zu spenden.

 

Auch Sie waren eine große Schweigerin vor dem Herrn. Auch Sie reihten sich im Verhalten in die Riege der evangelischen Großkopferten ein. Aber das Schweigen und Ignorieren wird ihnen eines Tages auf die Füße fallen. Es konkurriert Rom. Kennen Sie katholische Grabreden? Sicherlich. Dann wissen Sie, in welcher Weise katholisch Trost gespendet wird. Ökumenische Differenzen beim Abendmahl? Pah  - unterschiedlicher kann man  nicht in den Himmel kommen!

 

Sie haben darauf verzichtet, sich meinem Protest gegen die evangelische und – Gott sei es geklagt - biblische - Lehre zu stellen. Noch heute wäre es mein Wunsch, dass Sie für meine Dokumentation in der WebSite „Bewerberforum.com“, Seite 22, eine Stellungnahme über die evangelische und biblische, aber heidnische und brutale Tortlehre über die Auferstehung des gewöhnlichen Menschen eine Stellungnahme abgeben. Ich würde sie ein- und online stellen. Ich postuliere das nicht, aber vielleicht können Sie sich dazu verstehen, einfach aus der Einsicht heraus, etwas als Kontra darlegen zu müssen. Ihr Wille geschehe also.

Ich grüße.

Ernst Lang, 78315 Radolfzell, Ländlestr. 6..

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Frau Aus der Au schweigt leider auch.

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Juni 2017. Der Zeitschrift ZEIT sandte ich für die Rubrik "Wirklichkeit" folgendes Manuskript:

 

Ich habe ein langes Leben absolviert. Im 88. Lebensjahr bin ich dann schon einigermaßen mit dem irdischen Lebensende konfrontiert. Zwar glaube ich unbeirrt an das Ewige Leben in einem (dem?) Himmel, mithin an eine Auferstehung. Das darf man, denn unser Innenminister bezeugte die Auferstehung als Einziger von 95 Statementgeber im Vorjahr auch, sogar in dieser Zeitung (ZEIT). Die Frage an alle, die vom Sterben bedroht sind, sei erlaubt, ob man denn Angst vor dem Sterben und Tod haben darf? Denn ich habe Angst, große sogar, so ist es wirklich!

Ich bin von der Todesangst aus skurrilen Gründen befallen. Ungeachtet dass ich Christ bin. Ich beneide die Muslims, denn sie werden von keinerlei Zweifeln geplagt, ob sie denn nach dem Tod ins Paradies eingehen werden oder nicht. Die beiden großen christlichen Bekenntnisse bieten unterschiedliche Verheißungen an. Die Katholischen hören bei Grabpredigten, dass der Tod der unmittelbare Beginn eines seligen himmlischen Weiterlebens sei. Das hört sich tröstend an. Wenn aber der Akt der Auferweckungshandlung durch den Herrgott unerwähnt bleibt, vermisse ich etwas Unabdingbares. Die Evangelischen dagegen machen in Horror, ja Tort. Ich bin nun, in dieser Sorge, leider kein Katholik, weshalb ich auf das Evangelische Kerygma verwiesen bin. Dieses stützt sich auf die Schrift – Solus Scriptura! Und was findet man da vor? Dass ein armer Verstorbener bis zum Weltenende warten muss, bis er sich endlich im Himmel auf selige Weise gemütlich machen darf. Es geht also um Äonen. Ich bekenne, auch wenn ich doch evangelisch tot bin, Äonen sind mir unheimlich und sie dauern mir einfach zu lange. So ist es wirklich wirklich, realiter eben.

Dabei: All diese Schreckensvisionen, die ja Hinterbliebene aus Gründen der Logik geradezu terrorisieren, hat sich ein blitzgescheiter Denker vor ca. 2600 Jahren in Babylon unter Nebukadnezar ausgedacht. Er hatte einen ebenso intelligenten Zeitgenossen, jawohl, einen Genossen in der Zeit. Die beiden hießen Zarathustra und Daniel. Letzterer war in Babylon als Deportierter, ist zuständig für das berühmte Menetekel und verortete, transportierte mit dem Buch Daniel im AT die Lehre des Z. bis in die heutige Zeit. Zuvor schnappten der Paulus und der Apostel Johannes diesen Entwurf einer Auferstehung auf. Also blieb dem EKD-Vorsitzenden, der sich auf dem Tempelberg seiner Insignien entledigte, in einer Osterpredigt nichts Anderes übrig, als Millionen von latent Angstbefallenen mit diesem erratischen Nonsens zu konfrontieren.

Und ich? Wem soll ich denn nun glauben? Ich kann doch nicht Protestant sein und zum Zwecke der Auferstehung schnell noch die Religionszughörigkeit wechseln? Von den theologischen Koryphäen bekommst Du keine Antwort.

Als Ratloser empfinde ich nun nichts Anderes als Angst und als seiender Hinterbliebener unbändigen Zorn. Und von meinen Mitmenschen, soweit auch vom Tode bedroht, machen sich die wenigsten Gedanken, was sie wohl erwarten mag. Die Glücklichen!

 

(Die Redaktion hat bemerkt, dass ich versuchte, das Blatt zu instrumentalisieren.)

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7/17. Mail an einen Internet-Administrator: 

Gerne werde ich konkret. Jedoch nicht ich bin der Fachmann für einen gelungenen Internet-Auftritt. Vielmehr tausende Gemeinden der evangelischen Kirchen!

Heute morgen war ich mit dem Kirchenkreis Aachen zugange. Dorthin zu mailen, ist eine Freude (nur beispielhaft). Klicken Sie dort mal rein? Schicken Sie fiktiv, nur um das Handling zu erkennen, eine Mail an Pfarrer oder Gemeindebüros, dann wissen Sie, was ich meine.

Der Zugang ist wichtig! Sie wollen doch offen sein? Zugang und Site-Inhalt können qualitativ auseinanderklaffen. Entscheiden Sie sich: Ist die Botschaft einer Gemeinde wichtiger als das Anliegen eines Besuchers? Wer ist für wen da? Jedenfalls sind Aachen und tausende andere Gemeinden barrierefrei, man fällt geradezu hinein. Nichts für ungut.

Gottes Segen allerwegen für Sie.

Ich grüße Ernst Lang, Radolfzell

PS. Außer Ihrem Auftritt wären noch weitere gar schärfer zu kritisieren!

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7/17. Etwa jeder dritte Besucher dieser Website sitzt im April 18 in den USA. Sind das Methodisten und Baptisten? Offensichtlich diffundiert unser Protest in die Welt hinaus.

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Heute, am 2. August 2017, ist Gott persönlich tätig geworden! 

Von einer fünfstelligen Anzahl von Kontaktierten hat eine Pfarrerin wie folgt gemailt: 

 

Sehr geehrter Herr Lang,

Ich glaube und verstehe Jesus aus dem biblischen Zeugnis so, dass die Auferweckung für uns direkt geschieht. 

Mit dem Tod hört sicherlich menschliches irdisches Zeitliches auf. Da wir von Gott nur menschlich sprechen können, sind wir mit Worten und unserem Fassungsvermögen sehr schnell an unserer Grenze. 

Aus meiner persönlichen Erfahrung mit Christus werden wir "heute" noch mit ihm im Paradies sein.

Was mir sehr wichtig dabei ist und leider oft zu kurz kommt: nicht nur der Mensch, sondern alle Geschöpfe Gottes.

Mit freundlichen Grüßen

 

Das meint: Wenn der Gekreuzigte einem Verbrecher am Kreuz das Paradies weissagt, zusichert, dann ist das als "absolute", neutestamentliche Auferstehungszusage zu begreifen, einmal als unmittelbares Geschehen nach dem Sterben, zum Zweiten als personale Adressierung.

Überhaupt, dieses Abheben auf "heute" lässt einen sinnieren: Man sagt immer, Christi Auferstehung sei am Dritten Tage geschehen. Aber niemand weiß, wann und was im Grab geschehen ist. Der Auferstehung geht die Auferweckung voraus. Da wird der tote Christus im Grab abgelegt, dann es verrammelt. Also kann die Auferweckung noch am Tage der Kreuzabnahme geschehen. "Noch heute wirst Du mit mir im Paradiese sein". Ich hörte eine solche Sichtweise noch nie in irgendeinem Gottesdienst.

Außer dieser Pfarrerin gibt es wohl noch wesentlich mehr evangelische Pfarrerinnen, die so verkündigen. (Der ganze Reformierte Bund? Quelle: Interne Mail.)

Ich antwortete wie folgt:

"Hochverehrte Frau Pfarrerin

ich danke von Herzen für Ihre Mail. Warum? Zuerst: Weil ich endlich eine Glaubensschwester fand. Zum Zweiten: Weil ich nunmehr fast allen Pfarrern und Pfarrerinnen der Kirchen Deutschlands (Sic! Nur noch eine Kirche steht aus.) mit Dekanen und Bischöfen und mit Hochschulpersonal mein Anliegen vortrug und fast durchgängig ohne Antwort blieb.

Sie sind eine mutige Pfarrerin! Gott wird Ihnen Ihren Mut lohnen!

Ich muss Ihnen sagen, dass ich alles dokumentiere. Auch Ihre Zeilen, aber ohne Namensnennung. Die Dokumentation geschieht in der Web-Site "Bewerberforum.com " Seite 22.

Ich schicke Grüße. Ernst Lang, 78315 Radolfzell, Ländlestr. 6."                 

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Nochmals: Vielleicht dämmert es Diesem und Jenen, dass hier der Herrgott unterwegs ist. Und jeder soll es wissen: Genau so wie es die Frau Pfarrerin auslegt, will ich fortan glaubenl Und den anderen sei spätestens hier empfohlen, sich darüber schlüssig zu werden, was sie glauben: An die Auferstehung nach Art Zorroasters oder an die Paradieszusage des Mannes am Kreuz. Die beiden Modi schließen einander aus.

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08/17 Mail:von einem Pfarrer.

Sehr geehrter Herr Lang,

ich verstehe nicht, aus welchem Grund Sie mich angeschrieben haben.

Vielleicht könnten Sie mir das sagen, so dass ich Ihnen dann auch antworten kann.

Viele Grüße,

 

Meine Antwort:

schönen Dank für Ihre Rückfrage. Sie ist berechtigt.

Also: In wenigen Wochen könnten alle (so) Deutsch verstehenden Theologen evangelischen Bekenntnisses das tun, was Sie taten. Sie tun es fast durchgängig nicht. Alle erhielten meinen Textsplitter. Wenn Sie meine Dokumentation S.. 22 im Bewerberforum.com studieren, dann erfahren Sie, warum nicht.

Wer sich mit dem von mir aufgegriffenen Thema befasst, erfährt, dass ich in Glaubensnöten bin. Ich erhoffte Beistand von meiner Kirche. Nach Ostern 2016 habe ich erst mal beim Oberchristen (EKD-Ratsvorsitzender) um Hilfe nachgefragt. Vergebens. Dann das Gleiche bei über 20 Bischöfen. Vergebens, dann bei allen Dekanen und Superintenden etc., bei Professoren, vergebens, dann bei einer 5stelligen Zahl von Pfarrern und Pfarrerinnen, fast vergebens - Bis, ja bis sich kürzlich eine Pfarrerin meiner erbarmte. Siehe BLOG Dokumentation. Sie ist meine Retterin. Eine einzige Pfarrerin bot Rettung an.

Seitdem sehe ich klar und bringe nur noch das Spiel zu Ende in der Hoffnung, möglichst viele Verkünder dafür gewinnen zu können, den Zoroaster in Sachen Auferstehung ad acta zu legen.

Rückblickend muss ich konstatieren, dass sich so ein Krieg gegen die Ignoranz der Kirchen entwickelt hat, sehr zu meinem Leidwesen, aber nun mit einer gewissen Genugtuung. Dazu dürfen Sie mir einen Vorwurf machen. Ansonsten bin ich sehr umgänglich.

Das schon lange gehandhabte Format verlangt, dass ich Ihre freundliche Zuschrift anonym dokumentiere, auch meine Zeilen.

Ich grüße von Herzen Ernst Lang, Radolfzell

 

Und nocheinmal 8/17:

 

Lieber Herr Pfarrer, 

jetzt wird es kompliziert.

Ich habe keine Glaubensnöte mehr, seit mir Ihre Kollegin ihr Glaubensbekenntnis zugesandt hat. Sie hat den gordischen Knoten nicht mit dem Schwert durchhauen, sondern ihn gelöst. Gelöst mit ihrer schriftbasierten Darlegung der Auferstehung der Wesen, der Gottesgeschöpfe, mit Bezug auf Christus selbst. Sie distanziert sich damit vom Paulus, Johannes und Daniel, und auch Luther - wenn Sie denn den Predigttext der monierten Osterpredigt 1916 in Fürth mittlerweile kennen. Deren Lehre ist eine Schreckensbotschaft und ein Gräuel für Hinterbliebene. Ich bin ein solcher, wie Sie ja nun sicherlich wissen.

Also, ich leide keine Not mehr. Ich habe Sie aber wissen lassen, dass ich Krieg führe gegen die Kirchen, weil sie mich lange, lange im Regen stehen ließen und noch immer lassen. Sie sind ja auch so eine Ausnahme beim Aufnehmen von Anliegen.

Zum EKD-Vorsitzenden ist zu sagen, dass er mich nicht kennen muss, um zu seiner TV-Predigt sich bereit zu halten auf kritische Rückfragen. Er hat ja wohl auch genügend Personal, das ihm zur Hand geht. Ich sandte ihm keinen unpersönlichen Textsplitter, sondern sprach - schrieb ihn direkt an. Er soll das Predigen sein lassen, wenn ihm Echo lästig ist. Er kann nicht beliebig über TV in den Wald hineinrufen; er muss hinnehmen, dass Leute, denen er auf die Füsse tritt, unwillig reagieren.

Mein Pfarrer vor Ort kennt mich nicht. Ich habe schon dargelegt, dass ich in meinem langen Leben von katholischen Pfarrern rund ein Dutzend Mal besucht wurde, sogar als Einziger zum Geburtstagskaffee eingeladen wurde. Evangelische Pfarrer suchen nicht Kirchenmitglieder auf. Mich jedenfalls noch nie. Wenn ich einen Standardbrief erhalte, beantworte ich ihn jeweils individuell. Reaktion: Schweigen.

Nochmals: Ich leide seit Anfang August keine Not mehr. Sie brauchen mir nicht weiter zu helfen, aber einen gelegentlichen Gedankenaustausch führe ich mit großem Vergnügen. Vielleicht reiben Sie sich auch mal an mir, wenn Sie Lust haben, sich mit mir gelegentlich mal wieder zu befassen? Ich freue mich über jeden rhetorischen Angriff.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Segenswünsche. Ich erwidere sie. Vielen Dank nochmals.

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Am 24 8.17 mailte Pfarrer Jörg Coburger, Hauptstr. 108, 09439 Amtsberg/OT Weissbach:

 

"Sie sind ein Wirrkopf. Schon mancher hat seine Neurose als eine Gabe des Heiligen Geistes ausgegeben. Stecken Sie Ihre Nase in die Heilige, Sie Scharlatan."

 

Kommentar: Endlich sagt es mal einer. Lieber so, als Schweigen! Ich habe nichts gegen Zustimmung zur Charakterisierung; es könnte ja was dran sein. Man selbst kann das schlecht beurteilen. Unklar ist mir allerdings, wer die "Heilige" sein soll. Oder ist der Plural gemeint? Wenn ja, dann gebräche es am Akkusativ. Nun ja. Gerne würde ich vom Empörten, aber auch von jedem anderen, Belege darüber erhalten, wo in meinen Darlegungen etwas und was genau Wirres zu finden ist (Im 88. Lebensjahr steht mir übrigens das Recht, hier und dort "wirr" zu sein, zu.). Und: Soll der Heilige Geist um Neurotiker einen Bogen machen? Könnte er nicht doch inspirieren? Will man ihm eine solche Fähigkeit absprechen? - Ich habe Herrn Pfarrer Coburger darüber informiert, dass seine Einlassung hier dokumentiert wird.

 

Leider wird mir kein Beleg für meine Wirrnis erwiesen. So erhebe ich den Vorwurf der schmählichen Kapitulation, sollte denn keine Änderung eintreten.                                                                                                              15                                                    ooo

 

Zwischenstand (09/17)

Es ist eine Zäsur erreicht: Mein Protest gegen die Auferstehungslehre der Evangelischen im Format eines Textsplitters wurde nunmehr an alle erreichbaren Deutsch verstehenden Theologen in Amt und Pastoral viele, viele tausend, verschickt.

Wenn der Protestierende längst verfault ist, werden sich immer wieder noch Welche auf dem Sterbebett ausstrecken und sich überlegen, ob dem seinerzeit empfangenen Protest in Sachen Auferstehungs-Kerygma nicht doch Relevanz eignet. Sie werden es ja allsogleich erfahren.

Ob eine solche Formulierung drastisch oder skurril ist, sie hält einen realen Befund fest. Entscheidend ist, dass sich jeder, der an Ostern oder Beerdigungen predigt, sich vielleicht überlegt, ob er von der Auferstehung nach dem AT (Daniel) oder nach dem NT (Christus) erzählt.

 

Um systematisch Mails an alle Pfarrer, Pfarrerinnen, Theologen und Pfarrbüros abzusetzen, suchte ich im Deutsch verstehenden Raum Europas sämtlich im Netz auf. Damit bin ich sicherlich der einzige.

Man traf, was Benutzerfreundlichkeit angeht, - nur diese interessierte mich und die vielen schönen Kirchtürme und Außen- und Innenansichten der Kirchengebäude – exzellente und durchdachte Zugänge an, leider aber auch viel Mittelmaß oder gar Zäune und Schrott, denen man ansieht, in was für einem geistigen Horizont man jeweils verweilt, denn sie verbarrikatisierten sich regelrecht.

 

Wenn der Einwurf kommt (11/17), dass mein Protestsplitter bei den Empfängern angesichts der üppigen Kommunikation von außen her vom Papierkorb bedroht wird, so sollten sofort in Tausenden von Pfarrei-Homepages die Rubren "Wir sind für Sie da"  gestrichen werden. Und Pfarreien sollten keine Freude darüber heucheln, wenn man ein Anliegen zumailt. Das wäre Despektierlichkeit gegenüber Mitchristen, die die Kirchen ja alimentieren. Und was das Thema anbetrifft, bei dem die Theologen keinen Nachhilfeunterricht benötigen, so ist Zweifel angebracht angesichts des Fakts, dass der Oberchrist mit seiner Osterpredigt den Mangel an Sensibilität nicht deutlicher hätte durchscheinen lassen können. Warum sollte sich sein Fußvolk gänzlich von ihm abheben? Ich meine, dass das Sekretariatspersonal viel empfindlicher ist für zentrale Themen als ein Dekanat es meint zu wissen. 

Bonhoeffers wunderbarer Text vermittelt übrigens nicht den Eindruck, dass er ein Fan von Daniels Auferstehungsversion war.

 

Wenn ich durch meine Maßlosigkeit Prediger und Predigerinnen dazu bringen konnte, die Auferstehung nur noch nach Jesus am Kreuz zu verkünden, wäre das ein Gewinn für die gesamte evangelische Welt.

16                                         ooo  

 

11/17. Es erreicht mich folgende Mail als Antwort auf den letzten „Bischofsbrief“ nach solchen, entlang der Zeit nach Ostern 2016 an alle Kirchen der EKD gemailten, wie dokumentiert. Verfasst wurde sie von einem Extrabevollmächtigten eines Episkopus in dessen Auftrag. Dieser neutrale Titel muss gewählt werden aus Gründen des Schutzes der Identität.

 

„Ihre Email vom 10.10.

 

 

Sehr geehrter Herr Lang,“

 

Ebenfalls wegen der Identität kann der erste Absatz nicht wiedergegeben werden.

Ihren Zeilen, soweit ich Sie nachvollziehen kann, entnehme ich die
Frage, ob und inwiefern Christen nach Ihrem Tod gleichsam direkt
"auferstehen" und an der Ewigkeit Gottes partizipieren, oder dies erst
am Ende der Zeiten geschehen wird. Die von Ihnen genannte Predigt des
Ratsvorsitzenden Herrn Heinrich Bedford Strohm und seine Position dazu
ist mir nicht bekannt; allerdings bin ich gewiss, dass er nicht den
Anspruch erhebt, dass evangelische Christen und Christinnen hierzu aller
einer und womöglich gar seiner Meinung zu sein hätten.

Die Bibel ist in dieser Frage, wie Sie richtig andeuten nicht
eindeutig. Sie enthält eben Vorstellung davon, wie Menschen in den
religionsgeschichtlichen Horizonten Ihrer Zeit sich das Geschick ihrer
Toten in Christus und im Blick auf das Ende der Zeiten dachten und macht
Angebote an uns Glaubende es Ihnen gleich zu tun.
Auf den Satz Jesu an den Schächer am Kreuz und das dortige heute hatten
sie schon hingewiesen. Umgekehrt gibt es etwa im Danielbuch, aber auch im
ersten Thessalonicher Brief und an vielen anderen Stellen die
Vorstellung, die Toten würden erst am Jüngsten Tag in das Leben
zurückkehren. Paulus selbst wiederum geht anders als im
1Thessalonicherbrief in Phil 1,23 davon aus, direkt bei Christus zu
sein, wenn er aus der Welt scheidet.

Der Buchstabe der Schrift ist hier also wenig deutlich. So bleibt dem
Glauben entweder die Aufgabe, sich für eine der mehrstimmigen biblischen
Vorstellungen zu entscheiden (für mich persönlich wäre das "sofort"
bei Christus sein zu dürfen). Oder aber in allen biblischen Aussagen die
Verheißung zu hören, dass es Gott in Christus auch durch den Tod
hindurch und im Tod gut und unser begrenztes Leben - wie auch unsere
begrenzten Vorstellung von dem was danach kommt - in Liebe verwandeln
wird.

Lassen Sich mich abschließend betonen, dass geistliche Gespräche über
Glaubensfragen, sich m.E. denkbar schlecht mit dem Medium der Email
vertragen, sie gehören meiner Ansicht nach nicht in die anonyme
Öffentlichkeit tausendfacher Emails, sondern das vier Augen Gespräch
und die seelsorgliche Vetrautheit. Diese allerdings kann von einer
Kirchenverwaltung nicht gewährt werden und ist auch von einem leitenden
Geistlichen bei der Fülle der jeweiligen Termine und Aufgabe nicht zu
leisten möglich .
Sehr wohl aber sind solche Gespräche zu führen und zu richten an einen
Seelsorger vor Ort - etwa Ihrem Gemeindepfarrer oder Ihrer
Gemeindepfarrerin, die für solche Fragen ausgebildet und zur
seelsorglichen Verschwiegenheit verpflichtet ist.
Dies vorweg geschickt. In Ihrem Fall wäre dies ihr zuständiger
Gemeindepfarrer in Radolfzell. Ich möchte Sie ausdrücklich ermutigen,
dort ein für Sie weiterführendes Gespräch zu suchen.
Mit freundlichen Grüßen
i.A.

 

Ich antwortete wie folgt:

 

„Ich nehme an, dass Sie sich in die Art und Weise meines Protestaustausches einen Einblick verschafft haben. Ihre Mitarbeiter werden wohl stabsmäßig eruiert haben. So sieht das Format die Öffentlichkeit vor, weshalb Ihre freundlichen Einlassungen dokumentiert werden – anonym – im 'Bewerberforum.com' S. 22, Blog 17.

 

Meine Freude über Ihre profunde Darlegung ist groß, weil sich dadurch das bislang bedrückende Ignorieren lichtet, mein Wissen sich weitet und der streitigen Konfrontation Kompetenz zuwächst. Endlich begegnet „man“ einer gesuchten und erhofften Ernsthaftigkeit. Erlauben Sie, dass ich mich in meiner Entgegnung an Ihrem Textfluss orientiere.

 

Die Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden stand (steht?) im Netz. Ich sah und hörte sie und las sie. Ich protestierte auf seinem angebotenen Portal. Er referierte die Version „Endzeitauferstehung“ nach Paulus und Luther des Langen und Breiten. Am Schluss der Predigt schob er noch nach die Worte Christi am Kreuz, als Nebenbemerkung. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Wort Hinterbliebene gefallen wäre, welche kürzlich in der FAS als „Sekte“ charakterisiert wurden, will sagen, die Hinterbliebenen sind beim „Bodenpersonal des Himmels“ nichts weiter als das. Und so fühlte ich mich damals auch, geriet in Zorn und protestierte. Mein Protest wurde ignoriert. Selbstverständlich gab er seiner Aussage nicht den Hauch von Dogma. Ich könnte mir vorstellen, dass man Ihnen die Predigt auf Anforderung zugemailt hätte.

 

Ihr Hinweis auf Phil 1,23 ist natürlich für einen Laien ein Gewinn. Das versöhnt. Ich frage mich, wieso einmal diese Textstelle unerwähnt blieb und zum andern, warum von einer Fünfstelligen Zahl von Empfängern meines Protestes niemand sich bemüßigt fühlte, diese Fundstelle einzuführen, nicht einmal die Bischofskollegen (Bischof = Diener, richtig?). Das kennzeichne ich als pastorale Hochnäsigkeit und Ignoranz. Ihnen jedoch gebührt heißer Dank. Allerdings sichert Paulus hier nichts zu, vielmehr drückt er ein Begehren aus, genau ein solches, das ich sowohl wie viele andere Christen und nicht zuletzt Hinterbliebene in sich tragen.

 

Wenn Sie hervorheben, dass der Buchstabe der Bibel wenig deutlich sei, so stimmt das leider. Um so mehr müsste die biblische Lehre und Forschung der Frage nachgehen, ob und wie sehr die heidnische Lehre eines Zarathustra unglücklicherweise Eingang in das Buch der Bücher gefunden hat. Schon eine solche Möglichkeit darf den Glaubenden und Interessierten gegenüber nicht vorbehalten bleiben. Zarathustra und Daniel waren, was Sie natürlich wissen, bei Nebukadnezar beide höchst Situierte. Auch nur Spekulationen darüber sind bei einer solchen Gewichtigkeit nicht unter den Teppich zu kehren. Je mehr Menschen durch solche Unsicherheiten aber auch Möglichkeiten es leichter fällt, sich von vorne herein und entschieden für die Zusicherung Christi an den Schächer zu entscheiden, umso erfreulicher. Der EKD Ratsvorsitzende hätte sich durchaus mit Vehemenz für letztere Version plädierend entscheiden können. Hat er nicht.

 

Ich hätte Ihrer Einlassung, wonach diese Themen sich nicht für das sog. Soziale Netz eignen, gerne zugestimmt. Allein, ich bin unschuldig, dass mit einer hiesigen Anlaufstelle kein Dialog zustande kam. Lange bevor ich mein Essay-Exzerpt zu streuen begann, um, wie anders, Druck aufzubauen, bekam „mein“ Pfarramt ihn zugemailt. Aber ich begegnete nichts anderem als Schweigen, so wie dann später im Großen zu erfahren. Das ist ja auch aus meinem Blog ersichtlich. Im Übrigen: mein Protest-Textsplitter ging nur an Kirchenpersonal und Dozenten per Mail, gewissermaßen in der protestantischen Innenwelt. Im Essay ist er laufender unauffälliger Text für die Leser der Abhandlung.

Ich danke nochmals und grüße. Ernst Lang, Radolfzell

17                                                                               ooo

 

 

Ein Dekan aus Bayern mailt:

Sehr geehrter Herr Lang,
ich finde, dass Sie sich nicht wundern müssen, auf eine solche Mail, die Sie an eine FÜNFstellige Zahl von Personen schicken, kaum Antworten zu erhalten. Allen Respekt für die Recherche der Mailadressen, aber sowas landet bei einer/m normal sterblichen, mit Korrespondenz reichlich gesegneten Pfarrer/in normalerweise gleich im Papierkorb. Das heißt beileibe noch lange nicht, dass die Theolog/innen jedes Standes ein Problem mit der Auferstehung haben. Insoweit empfinde ich Ihr Urteilen über die Reaktionen selbst ein wenig maßlos. Ich nehme mir immerhin die Zeit, Ihnen zu antworten, dies aber auch nur äußerst kurz mit einem für mich bedeutsamen Zitat von Dietrich Bonhoeffer, das ich aus tiefstem Herzen unterschreibe:

... das Zitat von Dietrich Bonhoeffer findet sich im Zusammenhang in seiner „Ethik“ (München 1961) Seite 22f. (Kontext: Gedanken zu Auferstehung und neuem Leben)

 

„Das Wunder der Auferstehung Christi hebt die Vergötzung des Todes, wie sie unter uns herrscht, aus den Angeln. Wo der Tod das Letzte ist, dort verbindet sich die Furcht vor ihm mit dem Trotz. Wo der Tod das Letzte ist, dort ist das irdische Leben alles oder nichts. Das Trotzen auf irdische Ewigkeiten gehört dann zusammen mit einem leichtfertigen Spiel mit dem Leben, krampfhafte Lebensbejahung mit gleichgültiger Lebensverachtung. ... Alles Erraffen oder alles Wegwerfen, das ist die Haltung dessen, der fanatisch an den Tod glaubt. Wo aber erkannt wird, daß die Macht des Todes gebrochen ist, wo das Wunder der Auferstehung und des neuen Lebens mitten in die Todeswelt hineinleuchtet, dort verlangt man vom Leben keine Ewigkeiten, dort nimmt man vom Leben, was es gibt, nicht Alles oder Nichts, sondern Gutes und Böses, Wichtiges und Unwichtiges, Freude und Schmerz; dort hält man das Leben nicht krampfhaft fest, aber man wirft es auch nicht leichtsinnig fort; dort begnügt man sich mit der bemessenen Zeit und spricht nicht irdischen Dingen Ewigkeit zu; dort läßt man dem Tod das begrenzte Recht, das er noch hat. Den neuen Menschen und die neue Welt aber erwartet man allein von jenseits des Todes her, von der Macht, die den Tod überwunden hat. Der auferstandene Christus trägt die neue Menschheit in sich, das letzte herrliche Ja Gottes zum neuen Menschen. Zwar lebt die Menschheit noch in einer Welt des Todes, aber sie ist schon über den Tod hinaus, zwar lebt sie noch in einer Welt der Sünde, aber sie ist schon über die Sünde hinaus. Die Nacht ist noch nicht vorüber, aber es tagt schon.”

Herzliche Grüße von Haus zu Haus

 

Antwort:

 

Sehr geehrter Herr Dekan ,

 

unglaublich Ihr Beitrag zum Thema. Unglaublich kostbar. – Sie haben hoffentlich mitbekommen, dass er in meinem Blog anonym dokumentiert wird, für die ganze Welt fortan lesbar, S. 22. Das sieht das Format so vor. Sie können mir erlauben Ihre Autorenschaft zu benennen.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Mühe.

 

Aber selbstverständlich ist mein Vorgehen maßlos. Es wurde, wie Sie in meiner Dokumentation lesen können, zur Obsession. Und im Laufe der Monate überkam mich auch die Boshaftigkeit des Provozierenwollens. Der größte Geburtshelfer ist Ihr EKD-Ratsvorsitzender. Er schwieg als Erster. Ich habe einem freundlichen Pfarrer geschrieben – es ist dokumentiert – , dass der Vorsitzende das Im-TV-Predigen sein lassen soll, wenn ihm Echos lästig sind. Immerhin tat er mir einen Tort an. Hätte er meinen Einwurf „(Einschub: = Individualmail)“ auf seine empörende Osterpredigt beantworten lassen, würde ich dieses Theater gar nicht inszeniert haben.

 

Ich bestreite, dass mein  Textsplitter von der Großzahl der Empfänger in den Papierkorb fiel. Vielmehr behaupte ich, dass viele meinen Protest bedachten und auch im Gedächtnis aufbewahrten.

Das wär ein Gewinn für die Evangelischen. Aber was mich am meisten freut, ist, dass Sie mir ein Zitat des Heiligen (sic!) Bonhoeffer liefern – als wertvolle Bereicherung meiner Dokumentation. Diese entwickelt mittlerweile ein Eigenleben, denn jeder fünfte (4/18 = dritte = Einschub) Besucher sitzt in den USA. Wäre doch in der inkriminierten Osterpredigt besser Bonhoeffer zitiert worden als der an der Auferstehung wenig interessierte Luther (Roper).

 

Der Segen Gottes sei mit Ihnen. Ihr Ernst Lang vom Bodensee.

18    (Siehe Schlussbemerkung Blog 16)           ooo

Ein zweiter Dekan aus Bayern bereitet mir die Ehre:

 

Sehr geehrter Herr Lang,

 

heute komme ich dazu, Ihre Mail gründlich zu lesen und Ihnen zu antworten.

Sie fragen sich, „wann“ denn die Auferstehung geschehen wird.

Leider ist da das biblische Zeugnis nicht eindeutig. Es gibt das „heute mit mir im Paradies“ und daneben 1Kor 15.

 

Für mich stellt diese Frage schon fast ein Adiaphoron dar.

Sollte es „bis zum Ende der Welt dauern“, so kann man doch nicht vom „Warten“ sprechen, da die Verstorbenen als „Schlafende“ bezeichnet werden. Sollte es „schon heute“ (also „am Tag des Todes“) sein – mir ist beides recht. Denn am „Daß“ der Auferstehung bestehen bei mir keine Zweifel.

Ob Küng in diesem Kontext so zitiert werden darf, weiß ich nicht recht. Paulus sagt ja in 1Kor 15 so ziemlich Dasselbe.

Freilich kann die Bandbreite biblischer Aussagen nicht ignoriert werden. Manche Theologen können das „Jetzt und Einst“ der Auferstehung ganz geschickt zusammenbinden, indem sie darauf hinweisen, daß die Ewigkeit sicherlich nicht in dem Maße der Meßbarkeit unterworfen ist wie die Zeitlichkeit. Das „Heute“ wäre dann ein „Sprung in die Ewigkeit“.

Allerdings ist dabei dann die Vorstellung einer allgemeinen Auferstehung der Toten zur Wiederkunft Christi ausgeklammert.

(Mit dem „Heute“ ist man auf der anderen Seite sehr schnell bei dem populären Himmel, in dem die Heiligen und „Schutzengel“ sitzen, und der ist wiederum biblisch betrachtet schwer zu halten.)

 

Aber ich habe es schon oben geschrieben: Das „Wie“ ist mir persönlich in diesem Falle eher eine Nebensächlichkeit. Sie können das als theologische Feigheit bezeichnen, wenn Sie wollen. Letztlich würde ich mich da aber mißverstanden fühlen.

Daß die biblischen Texte ihren Hintergrund in den Sprach- und Denkwelten ihrer Verfasser oder Aufzeichner haben, ist ja nichts Neues. Ein Ausspielen der Texte gegeneinander scheint mir aber nicht fruchtbar zu sein.

Die Vielfalt des Zeugnisses warnt uns m.E. dort vor falscher Eindeutigkeit, wo diese nicht nötig (anders verhält es sich z.B. mit den Themen Barmherzigkeit oder Einzigkeit Gottes, Christus als Heiland usw.) oder sprachlich nicht möglich ist (Rede über Ewigkeit, über Auferstehung etc.).

 

Also: Seien Sie getrost. Und „eines Tages“ werden wir es besser wissen. Ich vermute, daß es dann doch irgendwie anders sein wird, aber dieses „irgendwie anders“ sei dem Herrn anvertraut.

 

GOtt befohlen

 

 

Die Antwort:

 

Sehr geehrter Herr Dekan,

 

Herzlichen Dank für Ihre Zuwendung. – Ganz kurz der Hinweis, dass ich Sie verorten kann. Ich habe in XXX schon übernachtet und besuchte es auch sonst noch öfters.

 

Einiges, was Sie schreiben, ist mir bekannt, aber nun schildern Sie Aspekte und Dinge, die für mich und wohl auch für viele Christen neu und äußerst spannend sind, halt Ihrer Darlegung etwas Besonderes verleihen. So was! Und dabei erwartete ich aus Bayern Anfeindungen. Wenn neu, musste ich erst mal einige Dinge bedenken. Das Durchdenken bereitete mir besonderes Vergnügen. Ob ich wohl etwas aufstöbere, das für einen, der Diskussion halber, Dissens taugt?

 

Lassen Sie mich entlang Ihres Textes formulieren. – Das Adiaphoron gilt nur teilweise für mich. Der „Sprung in die Ewigkeit“. Sie zitieren fremde Thesen. Also, da lege ich mir zum „Heute“ zurecht, dass es kein Sprung sein kann. Das Bild ist schief. Springen ist aktives Tun. Ich glaube aber, dass es sich hier um ein Handeln Gottes handelt. Sein Handeln widerfährt einem. Und die Ewigkeit scheint mir weniger wichtig als vielmehr der Himmel. Denn dort ist laut Vaterunser der Herrgott. Wer sonst noch? Sicherlich Christus. Und hoffentlich die Auferstandenen!

Sie zeigen auf, dass die endzeitliche Auferstehung mit dem Wiederkommen Christi verquickt ist – nach wohl biblisch belegter Vorstellung.

Sie erlauben doch, dass ich nach Ihrer Methode darlege, was mir persönlich „eingeht“? Nun denn: Christus wird nicht wieder kommen. Nicht auszudenken der Graus, wie die Welt ihn empfinge.

 

Das Ausspielen der Texte gegeneinander ist für mich eine Notwendigkeit. Warum? Es geht um die Quelle. Dort der möglicherweise heidnisch beeinflusste Daniel. Hier die Überlieferung der Worte Christi an den Schächer. Dort die quälende Deutung des Wartens als „Schlaf“, was für mich als Laie ein inakzeptabler Mythos ist. Das hat der EKD-Vorsitzende von Luther zitiert. Hier das „Heute“. Man braucht da nichts überbrücken. Es ist eindeutig. Wenigstens für den Laien. Und zum Schluss drastisch Irdisches:

 

Zwei Anliegen treiben mich um. Erstes (Persönliches): Es bringt mich um, wenn ich vor dem Grab meiner Gattin und meines Sohnes stehe (täglich) und nach Daniel mit Moderleichen reden müsste. Wenn dies noch im TV verkündet wird von einer gekürten Autorität., dann werde ich zum seelisch Bedrängten, so sehr, dass es mich zu zerreißen droht. Das ist keine Pathetik. Und das zweite: das Kerygma. Man lasse doch hier um Gottes Willen die Bibel Bibel sein und zugeklappt. Verbreiten Sie doch, alle Prediger, das Wort von Christus am Kreuz an den Schächer. Nur das vermittelt Halt, Kraft und Trost. Die von Ihnen nicht für nötig gehaltene Eindeutigkeit ist so wichtig, dass sogar Paulus in Phil 1,23 ein Sehnen formuliert, das auch meines ist.

 

So, nun bleibt mir nichts Anderes übrig als Abbitte zu leisten dafür, dass ich Ihre Zeit ein weiteres Mal in Anspruch nahm. Auch betone ich, dass es sich hier, wenigstens für mich um Dialog mit Genuss handelt, nicht um Besserwisserei. Auch stimme ich zu: „Eines Tages werden wir es wissen.“

 

Ich bin Ihr dankbarer Ernst Lang vom Bodensee.

19                                                      ooo

 

Und nochmals ein bayrischer Dekan (19), nun schon wiederholt und ein Diskussionsansatz:

 

Auferstehung evangelisch?

 

Sehr geehrter Herr Lang,

 

es geht schon ins Eingemachte mit diesem Thema.

Ich antworte wieder leicht stichpunktartig, aber hoffentlich umfassend (soweit ein Mensch das kann).

 

Der „Himmel“ wäre für mich ein anderes Wort für „Ewigkeit“. Ebenso auch das „Paradies“, auf das Jesus Luk 23,43 verweist. Ich denke, daß es eine Vielzahl Worte braucht, um das „Jenseits der Welt“ Gottes (er ist kein Teil der Welt) und das „Jenseits“, das uns erwartet, annähernd zu beschreiben.

Das Wort „Sprung“ ist freilich so verstanden zu aktiv. In diesem Falle wäre es eher ein „Fallen“.

Ich meinte eher einen kategorialen Sprung, also weniger eine Bewegung des Christen als vielmehr den Wechsel der Bezugssysteme, also von Raum und Zeit.

Dabei gebe ich freilich nur Verstehensversuche von anderen Theologen wieder. Deren Vorstellung ist ungefähr wie folgt: Es gibt die Welt mit linearem Zeitverlauf und klaren Positionen im Raum. „Daneben“, im „Jenseits der Welt Gottes“, ist ein anderes Gefüge. Ein Gefüge der Ewigkeit, in das dann Verstorbene „hineinfallen“.

Im Hinblick auf Ihre Frage ist das eine elegante Lösung: Die endzeitliche Auferstehung der Toten wäre damit „am Ende der Zeit“ zu suchen, und dieses Ende durch den „Sprung“ gegeben.

 

Allerdings wird wenig Rücksicht auf die biblisch auch anklingende Verbindung der Auferstehung mit der Wiederkunft Christi genommen, ebensowenig auf das schon oben zitierte Wort Jesu an den „Übeltäter“. Letzteres könnte man noch harmonisieren, wenn das „Heute Gottes“ gemeint ist, also sein dauerndes „Jetzt“.

Die Texte sind in ihrer Spannung auf jeden Fall, da sind wir einer Meinung, wahrzunehmen und in die Diskussion zu bringen.

Die Wiederkunft Christi wäre ja wohl das Ende der Welt – also könnte sie ihn gar nicht mehr übel empfangen. Er kommt, um es wieder zu richten.

In meinen Nächsten suche und finde ich ihn auch. Und bin dankbar, wenn auch jenseits von richtig und falsch Verstehen, Barmherzigkeit (in beide Richtungen!) und gemeinsame Hoffnung werden.

 

Der „Schlaf“ ist wiederum eine Metapher, die m.E. nicht zu genau ins Auge gefaßt werden darf. Damit ist wohl nur das „Einschlafen“ und „Aufwachen“ gemeint, also der Übergang von einem Zustand in den anderen.

 

Ob Bedford-Strohm seine Ausführungen dahingehend gemeint hat, daß es bis auf weiteres nur „Moderleichen“ gibt, wage ich nicht zu behaupten.

Auch möchte ich die Bibel nicht zugeklappt lassen, sondern gerade aufgeklappt und als Grundlage des kritisch-wägenden Nachdenkens verstanden wissen.

 

Ich persönlich bin davon überzeugt, daß die Auferstehung im engeren Sinne das Erste ist, was wir – auch der Logik folgend – durch Gottes Tun nach dem Tod er-leben werden und uns in eine zeitlose Nähe Gottes führt. So weiß ich auch „meine“ Verstorbenen gegenwärtig, wenn auch in/von Raum und Zeit getrennt. Mein „Jetzt“ am Grab wird immer von Gottes „Jetzt“ berührt – und in diesem „Jetzt“ leben auch sie.

 

Eines Tages (wohl, wenn es nicht mehr nötig ist) haben wir vielleicht auch die Worte, nicht nur Hoffnung, sondern wahre Wirklichkeit zu beschreiben.

 

Haben Sie bitte keine Sorge, Ihre mails könnten mich in irgendeiner Weise stören. Im Gegenteil danke ich Ihnen für Ihre Offenheit und den Austausch. Mir ist bewußt geworden, daß Ihre Frage die Frage vieler Gemeindeglieder sein könnte. Das Evangelium und sein Trost sollten auch hier auskunftsfähig sein.

 

GOtt befohlen

 

 

Sehr geehrter Herr Dekan,

 

Wiederum vielen Dank für Ihre Mühe.

Jetzt müssen Sie sich noch daran erinnern, dass Laien anders ticken als theologische Fachleute. Dies vorsorglich für den Fall, dass ich Nonsens antworte.

 

Also, die Sache mit dem Himmel und der Ewigkeit, da folge ich Ihnen nun, will ich doch nicht als Rabulist auftreten. Aber zum „Fallen“ melde ich Bedenken an. Fallen, nein das ist passives „Zustoßen“, da fehlt der Sinn, von wem der Impetus auch ausgeht. Ich wäre überhaupt nicht begeistert, wenn mir die Auferstehung zustoßen würde. Das aktive Handeln Gottes (Peter Bauer: „Gottes Tun“) ist wohl das Auferwecken. Es wäre tröstend, wenn die sich anschließende Auferstehung eine solche in den Himmel wäre, noch schöner, wenn ein „Holen“ durch Christus geschähe. Wird dem Kommentar begegnen “Zuckerguss-Verheißung.

 

Die von Ihnen eingebrachte „elegante Lösung“ zu meiner aufgeworfenen Frage ist relevant weniger für mich als für Sie, weil sie ja für Sie ein Problem darstellt, das es zu lösen gilt. Das alles nur, weil es den Evangelischen nach dem Prinzip Sola Scriptura (ich bin kein Lateiner) unvorstellbar ist, selbst etwas Nichtglaubbares in den Orkus zu werfen. Davon bin ich ja frei, frei auch, an ein Dogma zu glauben, weil ich nicht katholisch bin. Die Evangelischen jedoch, möglicherweise muss ich sagen die Lutheraner, können sich nicht auf ein Dogma, das per Unfehlbarkeitserklärung ex cathedra oktroyiert wurde, berufen und so das eigene Denken ersetzen. Sie müssen Bibeltexte passend deuten. Die Hermeneutik regiert. All das ist positiv zu beurteilen, wenn es denn brauchbare Ergebnisse liefert. Ist es so bei Ihrer Lösung? Es ist nur dann so, wenn diese Lösung eine versteckte bzw. verklausulierte Verabschiedung der Daniel‘schen Lehre ist. Man erinnere sich: meine „Frage“ ist in Wahrheit ein Verdikt gegen Daniel, Korinther & Co. und deren Verkündigung. Diejenigen, die der Schrift unter allen Umständen entsprechen müssen, sind gezwungen zu harmonisieren, wenn sie schon auch nur die Version Lukas 23,43 gelten lassen möchten. Deswegen stimme ich Ihnen zu, mit ganzer Seele bzw. Sie mögen absolut recht haben.

 

Zur Wiederkunft Christi „am Ende der Welt“: Das Ende der Welt führt zum diesseitigen Nichts. Dahin kann es kein Kommen geben. Wenn Etwas, dann hoffentlich der Himmel. Dort ist aber alles „gerichtet“, es gibt nichts, was Christus dort noch zu richten hätte.

 

Zum „Gottes Tun“: Hoffentlich formulieren Sie so nicht, um mich ruhig zu stellen. Das, was Sie ausführen, nehme ich wörtlich und hat zur Folge, dass ich weiterhin eine Ehefrau und einen Sohn habe, jenseitig lebendig und existent, geradezu neben mir, wenn denn das Himmelreich uns umfinge, das Irdische so inkludiert. Die Schöpfung meint schließlich das Diesseits und das Jenseits. Da ist aber die Auferstehung am Ende der Weltzeit, unharmonisiert verstanden, nicht zu brauchen.

Ich will mich von der Bibel nicht verbiegen lassen. Es ist offensichtlich, in meiner Bibel ist eine Fußnote zu finden, dass das heidnische Danielbild zum Johannes wanderte.

 

Zum „Schlaf“: Es geht da nicht nur, laut Osterpredigt 2016 um Einschlafen und Aufwachen (dem Gott nachhelfen müsste). Da ist ein gehörtes lutherisches Dahindämmern, natürlich metaphorisch zu begreifen, dazwischen, ein äußerst irdischer Vergleich von jemand, der sich mit Auferstehung nicht groß befasst hat (auch hier Roper), gültig sein sollend für Äonen. Da graust mir.

 

Ich freute mich, Sie nicht verärgert zu haben und einem Mitchristen begegnet zu sein, der die Diskussion liebt.

 

Ich bin immer noch sehr dankbar. Ernst Lang vom Bodensee.

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Fundstelle: Probst Höfel, Bad Harzburg, schreibt auf der Website der Probstei unter dem Stichwort Ewigkeit: "Die, die von uns gegangen sind, haben ihren Platz nun bei Gott." 

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Zum Vater-Unser "Und führe uns nicht in Versuchung": Der Änderungswunsch des Papstes Franziskus ist nach meinem Laienverstand berechtigt. Seit Eh und Je bete ich "... und überlasse uns nicht der Versuchung." Das meint, Gott möge nicht einfach geschehen lassen, dass die Versuchung uns überwältigt. Ich beantrage, dass darüber nicht Kirchenleute, sondern Laien befinden.

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Blog 22 will noch weiter ausgesponnen werden:

In der letzten FAS (v. 17. Dez.) kam ein hochgezüchtet intellektuell verfasster Beitrag zu dem Schluss, dass Franziskus ein Scheinproblem in die Welt gesetzt habe. Beileibe nicht, vielleicht theologisch, aber nicht, wenn man sich dessen bewusst ist, dass der Adressat der Christen-Mensch guthin ist.

 

Denn: Gehen wir der Einfachheit halber von einer Milliarde Christen aus. Ich stelle die Behauptung auf, dass davon 800 Millionen diese Bitte zur Nicht-Versuchung einfach gedankenlos daher plappern,  eingetrichtert, dass das Vaterunser aus göttlichem Munde verfasst ist und jede Hinterfragung ein Sakrileg bedeuten könnte, zumal nicht alle von den Schwierigkeiten wissen, die eine „richtige“ Übersetzung dem altsprachlichen Philologen vorsetzt.

Dann werden etliche hundert Millionen sehr wohl bemerken, dass laut Text dem lieben Herrgott zuzutrauen ist, dass er möglicherweise die Gottestreue mit allen implizierten ausdenkbaren Strafen testet. Warum sonst die Bitte, „führe uns nicht“. Diese Menschen werden fehl geleitet, bilden sich ein falsches Gottesbild – ohne Not, wie sehr richtig die Tübinger Theologin Prof. Johanna Rahner, einwirft.

 

Dann gibt es noch eine verschwindend kleine Anzahl, die eigene Wege gehen bzw. überhaupt fähig und willens sind, komplizierten theologischen Erwägungen näher zu treten bzw. sie zu verfolgen.

Und wie viele festgefahrene Theologen existieren, die sich wider Franziskus wenden mit Eliteeinwürfen, die sich unglaublich selbstgewiss lesen, wenn man den Diskurs näher verfolgt!

 

Aber wie ist das doch: Gott lässt die Menschen denken, sich vielleicht hier und da erweichen, aber im Letzten geschieht sein Wille. Der FAS-Artikel reduziert, wenn ich‘s richtig verstehe, die Verführung darauf, dass die Gefahr besteht, der Mensch halte seinen eigenen Willen für denjenigen Gottes. Es gibt aber weiter gehende Versuchungen, rein menschliche.

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2/18. Mail eines lieben Pfarrers: "Ich hoffe, dass Sie von den Kirchenoberen eine Antwort erhalten." - Diese für sich sprechende Einlassung freut mich außerordentlich.

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Ein pfälzischer Dekan: Ihre Mail trifft etwas, worüber wir uns im Kollegium austauschen. Wir werden Ihre Anregungen aufnehmen.

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3/18 Persönliche Mail eines Landesbischofs:

 

Sehr geehrter Herr Lang, gerade sehe ich Ihre Nachricht. Habe fünf Minuten übrig. Nicht weil alle vermutlich uninteressiert sind, antworten sie nicht – sondern weil es im Internet- und Mail- und social-media-Zeitalter pro Tag Duzende von Hinweisen, Bemerkungen und Positionen gibt, die einen erreichen und zu denen man bitte umgehend Stellung nehmen soll – ansonsten sei man schläfrig und uninteressiert und institutionell verkommen selbstsicher. Nun – ich habe mir Ihre Kritik an der besagten Osterpredigt angeschaut und finde diese Kritik überzogen. Es gibt in der Geschichte der Auslegung der Ostererzählung so viele Formen der Adaption – von poetisch/symbolischer Redeweiser bis zur historisch/argumentierenden. Wer woltte sie alle jederzeit fordern oder gegeneinander stellen.

Ich schicke Ihnen meine Osterpredigt aus dem letzten Jahr zu.

Gruß Name

 

Herzliche Grüße

Ihr 

Landesbischof

 

 

Meine Antwort::

 

Sehr geehrter Herr Landesbischof, für Ihre Einlassung zu meinem kolportierten Anliegen habe ich mich sehr zu bedanken, wobei mein Dank nicht einfach so dasteht. Das Schweigen verurteile ich nicht punktuell, sondern wegen seiner Durchgängigkeit. Sehr wohl bin ich mir bewusst, wenn es sich anders herum verhielte, würde mein Blog-Format untergehen. Was immer in Ihrer avisierten Osterpredigt zu lesen ist, ich komme mit Extrabezug darauf zurück, so will ich Ihnen den Vorwurf der Kritiküberzogenheit zwar konzedieren, behalte mir jedoch ein Aber vor. An anderer Stelle widersprach ich nicht dem Vorwurf der Maßlosigkeit.

Die vielfältigen Formen und Arten der Ostergeschichte brauchen nicht gegeneinander gestellt zu werden. Wenn aber eine oberste Autorität eine bestimmte, noch dazu die abstruseste und Hinterbliebene verletzendste Version herausgreift, sie des Langen und Breiten samt Hinzuziehung von Luther im TV ausstreut, dann stelle ich den Vorwurf der mangelnden Sensibilität gegenüber. Denn die Osterpredigt 2016 macht es mir letztlich unmöglich, im Jetzt meine Gattin als auferstanden zu erleben und zu erfahren geschweige denn sie auch nur zu denken. Nichts bringt mich davon ab, die Danielsche Überlieferung als heidnisch unterfüttert anzusehen. Diese „Schrift“ mag für alle Zeiten so stehen bleiben. Ich verwahre mich aber dagegen, dass sie einem Millionenpublikum zum Aufpicken hingeworfen wird, damit, ein etwas schiefes Bild, irgendwann ein Osterei eingefärbt werden kann. Wegen der Autorität und Stellung des Predigers ist für das einfältige Schlucken in den Kropf der Boden des willigen Glaubens bestens geeignet. Und ich selbst habe ja unglaubliche Schwierigkeiten, mich vor meiner Verletzung zu verwahren und zu bewahren.

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Das Allerbeste:

 

Sehr geehrter Herr Dekan Dr. Glimpel,

Vielen Dank. Spontan: Eine bessere Antwort gibt es nicht.

Ich grüße Ernst Lang Radolfzell


 

Christoph.Glimpel@kbz.ekiba.de hat am 16. März 2018 um 14:18 geschrieben:

Sehr geehrter Herr Lang,

 

was die Hoffnung angesichts des Todes anbelangt, ist mir die Begegnung mit einem Sterbenden maßgeblich geworden.

Der Mann lag voller Freude auf seinem Bett und sagte mir: Herr Pfarrer, ich werde gleich bei Jesus sein.

Wenig später ist er gestorben, und ich glaube: er ist jetzt bei Jesus.

 

Diese knappe Antwort ist angesichts Ihrer umfangreichen Überlegungen gewiss unbefriedigend.

Aber besser eine kurze Antwort als keine, dachte ich mir.

 

Gottes Segen wünscht

 

Christoph Glimpel

 

Dekan Dr. Christoph Glimpel

 

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Advent 2018:

 

Ich stimme Ihnen aus vollem Herzen zu.
Auch mir ist das “Leibliche” an der Auferstehung wichtig. Ansonsten könnte man unsere Seele für eine Art “Gespenst” halten.
Und auch tot geborene oder abgetriebene Kinder liegen in Gottes Guter Hand. Sie sind nicht “nichts”.
Was genau “leiblich” bei Gott heißen wird, darauf dürfen wir gespannt sein.
Auch Ihnen herzliche Grüße in den Süden,
Ihr Wolfram Rohloff
 
Zu Todestraumata Adventeintrag 2018
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Ostern 2018. Mein zweijähriger europaweiter Protestzug gegen die Retro-Osterpredigt des EKD-Ratsvorsitzenden Ostern 2016 ist vollzogen.

In dieser Zeit gab es Kontakte zu allen Pfarreien, deutschen Bischöfen, Kirchenpräsidenten, Präsides, Superintendenten, Dekanen, Professoren, Pröbsten, Prälaten. Und alle konfrontierte ich mit der These, dass das Buch Daniel „zarathustrisch“ unterfüttert ist. Heidnisch also. Die Auferstehungslehre des Buches Daniel war zentrales Verkündungsthema der Osterpredigt 2016 in Fürth. Keiner der tausenden Theologen hat diesen Bezug expressis verbis zurückgewiesen oder auch nur zurechtgerückt, als falsch entlarvt. Ein möglicher und wahrscheinlicher Einfluss der Lehren Zarathustras/Zoroasters, wurde tabuisiert.

Mein Protest wird im Hamlet'schen Sinne als "Maulwurf" chthonisch weiterwirken.

 

Ein letztes Diktum: Wer die Daniel‘sche Auferstehungslehre verkündigt, treibt mit der Glaubensbereitschaft der Christen Schindluder.

 

 

Zu Blog 23 Vaterunser:

 

Die Deklaration der Deutschen katholischen Bischofskonferenz in Sachen Vaterunser ist ein aufschlussreiches Dokument zur Versuchung. Es gibt keinen Ansatz für Kritik. Allein die Auseinandersetzung mit dem befürchteten aktiven Führen zur Versuchung durch den Herrgott ist in einem Wust an Gelehrsamkeit zu kurz gekommen. Da ist das „Nichtüberlassen“ dem Anliegen einfach näher.  – Die Theologen hätten ehrlich sein können, indem sie die Scheu vor einer Veränderung als wahren Grund für das Beharren am Hergebrachten benennen. Sie ist ja nicht ohne Substanz.,

 

 

 

 

Kommentar zur Doku

 

Natürlich ist eine solche Auseinandersetzung nicht zu gewinnen, dafür ist das Beharrungsvermögen der Schrifthörigen zu nachhaltig. Aber es ist zu hoffen, dass viele, sehr viele "Predikanten" (nl) eine Scheu befällt, die babylonisch-toxische Performance vor ihren Zuhörern auszubreiten. So würden dann Millionen von Gläubigen gar nichts davon mitbekommen. Wenn nicht wieder ein Eiferer auftritt, der eine Plattform im TV hat.

Denn: Man muss sich, so meine Einschätzung, unerschrocken zum „Gatereporting“ (Hanne Detel) bekennnen, das Attacke inkludiert, zumal wenn Kirchen und Sekten jeglicher Provenienz verletzen anstatt zu stützen und zu heilen. Wenn so hier dazu beigetragen werden könnte, dass die paulinische, johanneische, lutherische, danielsche, protestantische Auferstehungs-Glaubenvorgabe zu einer ähnlich entleerten Hülse degeneriert, wie es bei den Katholiken geschieht in der Frage der Unfehlbarkeit des Papstes ex cathedra (als Telos, Endzweck, um diesen Terminus bei der Philosophie auszuleihen, als sehr reizvoll anzusehen), dann wäre das retro-protestantische Establishment einigermaßen korrigiert. Hier wie dort korreliert Unglaubwürdigkeit mit fehlender Akzeptanz, zumal nichts zurechtgerückt wird. Wie auch. Die Evangelischen predigen ja keinen "Eigenbau", sondern die "Schrift", ob der Text "vernünftig" ist oder nicht, heidnischen Bezug hat oder nicht. (Ich muss feststellen, dass etwas gepredigt wird, das auch gewisse "Zeugen" so von sich geben.) Dadurch schwärt die Wunde. Sie stecken in der Klemme zwischen Sola Sc. und Ratio. Ob bei Neufassung/en "Anpassung" geschieht, vermag der Laie nicht einzuschätzen, noch weniger zu überblicken. Bei den Pfarrern "ist die Ratlosigkeit groß, wenn es um das Ewige Leben geht." (Kathrin Oxen). - Es ist deutlich: Selbst ein auch nur partielles Auseinandersetzen und Eingehen auf Belange eines Laien-Kirchenmitgliedes wird als unerträglich lästig empfunden, eingestuft, wenn es denn nur das ist. Dieser Fakt wird manchen Besucher dieser Doku in seinen Vorbehalten gegenüber Kirchlichem bestärken.

Das Ausgreifen auf Kirchen außerhalb Deutschlands, A, DK, NL, CH, S, B, F, L, I, spendet dabei räumlichen Nachdruck und spirituellen durch Einbeziehung der Universitäten in D und Nachbarländern.

 

Zur Frage des Umgangs der Kirche mit solchen Zurufen wie hier überhaupt, gibt es zwei Aspekte, den persönlichen und den von Amts wegen. Die persönlichen Empfindungen sind Privatangelegenheit. Köstlich hierzu die Vorstellung, dass ein Bischof den Gedanken hegt, Gott sei Dank ist da ein Laie, der mir die Arbeit der Positionierung gegenüber meinem Kirchenpersonal abnimmt. - Das Amtliche ist sicherlich Einschätzungssache, auf alle Fälle ist der Amtsinhaber mindestens zwei Beziehungspositionen unterworfen, einmal Richtung Kirchenleitung, wohl auch synodal (? - syn-hodos), zum Anderen objektiven Gegebenheiten der Stellung des Kirchenpersonals zum profanen Kirchenmitglied, das ja auch Rechte hat. Es wäre interessant, hierzu zu Kirchenrechtkommentaren Zugang zu gewinnen.

Unter diesem Aspekt kann tätiges Schweigen taktisch oder strategisch, vorgeschrieben oder eigen sein. Machiavelli lässt grüßen. Wie schön, '"wer schweigt, kann noch reden." Diese Doku giert nach letzterem Tun.

Nadu, Nürnberg, dazu (zitiert nach NZ Nürnberger Zeitung): "Wemmer/derhinder schaua kennt/wisserdmer warum."

 

Nachdem nach und nach auch Hochschulpersonal tangiert wurde, wäre es gar nicht so abwegig, wenn es nach Gullivers Liliputanerreich liefe: „Die Gelehrten unter ihnen haben schon längst die Abgeschmacktheit dieser (geschrieben wird über die Auferstehungs-, Einfügung des Verfassers) Lehre dargetan …“

 

Der Auferstandene stand beim „Tisch des Herrn“ am See von Genezareth, dort, wo er den Jüngern Fische zurecht legte, damit sie, wenn sie vom Fischfang zurück am Ufer anlegten, gleich etwas zu Essen vorfänden. Der Ort liegt zauberhaft. Ein weit abfallender Strand, der dazumal vom Wasser überspült war (und errfreulicherweise 2020 wieder). Gar nicht weit weg stand die niedergebrannte „Kirche der Brotvermehrung“.

Seine gewollte Einsamkeit wurde deshalb einem, der näher kam, mit einem Anliegen auf dem Herzen, vorgezeigt, weil ihm die Menschen, die er doch zum Glauben bringen wollte, so übel mitgespielt hatten, vor wenigen Tagen erst. Denn als der Näherkommende den Mund aufmachen wollte, hob der Auferstandene abwehrend seine rechte Hand und man sah an seiner Handspeiche ein Wundmal.

Wer bist Du? Das muss ich wissen. Beantworte erst mal folgende Fragen:

 

Vorname

Nachname *

Straße / Nr

PLZ / Wohnort

Telefon

Telefax

E-Mail-Adresse *

Nicht ausfüllen
Ihre Nachricht/Anfrage *

 

 

Der so Gestoppte dachte reflexhaft, dass es wohl besser sei, den schon geöffneten Mund wieder zuzuklappen, sich umzudrehen und den Neugierigen zu ignorieren.,

 

Etwa eintausendstel der evangelischen Pfarreien läßt auf diese Art den Rollladen runter. Begrüßt aber trotzdem unverfroren jeden, der etwas hinterlegen möchte, „von Herzen“. Sie halten es nicht aus, anonym etwa als notorische Heuchler beschimpft zu werden.

Der Gekreuzigte ließ sich anspucken.

 

Selbstverständlich ist die obige Erzählung über das Verhalten des Auferstandenen frei erfunden. Nie und nimmer wäre sie realiter passiert.

 

Das Interessante bei diesem Format ist, dass in der Regel zugesichert wird, sich alsbald rückzuäußern. Das geschieht aber nie. Obwohl doch ein ernsthaftes Anliegen thematisiert wird.

Die Empfänger fallen in Schockstarre. Das Kirchenvolk, soweit alimentiert, ist schon ein schreckhaftes. Keine Spur von "hier stehe ich, ich kann nicht anders!" Niemand zeigt sich als Protagonist seiner Lehre. Ein elender Jammer! Und auch diese meine Klage wird wohl als Beleidigung empfunden. Der Dialog wird gemieden. Und jetzt 8/2020: Das Strategiepapier (Beschlussvorlage) für die November-Synode fordert u. a. "Dialogbereitschaft" (sic)! Das könnte einigen gar garstig lästig werden!

 

 

Obsession? Obsession! (temporär)

 

Was hier demonstriert wird? Aber klar! Nichts Anderes! - Es ist ja so, dass das ganze Tun, das hier zelebriert wird, von den Evangelischen als Sakrileg gegen ihr Dogma Solus scriptura eingestuft wird. Dieses Diktum müsste eigentlich die Evangelischen hinter es scharen. Aber es ist evident, dass keine andere Religionsgruppe so zerspittert auftritt. Daher meine ich, dass der Heilige Antonius keinerlei Lust verspürt, wieder in seinen Sarkophag in Padua zurück zu kriechen, den Himmel zu verlassen. Warum auch, wegen einer zarathustrischen doch heidnischen Idee? Mir soll niemand anempfehlen können, eine Art von Kopie von "Silentium obsequiosum" einzuhalten.

Es ist ja auch objektiv diskussionswürdig: Es dreht sich um Gott, dessen Existenz nicht zu beweisen ist und um sein angebliches Tun. Vielleicht ist er ein Phantom, der Agnostiker wird eifrig mit dem Kopf nicken.

Trotzdem wird weltweit mit einem irre großen Apparat über das theologische Phänomen geforscht und gelehrt, weil halt die Theologie ein uraltes Thema und Kulturgut abgibt. Nie aber wird Gewissheit entdeckt werden. Die Verkündigung wird bei noch so viel Ernst immer spekulativ bleiben.

Der Autor ist aber mit Nachdruck dafür, dass Gottessuche und -verkündigung anders als Kriegskunst für alle Zukunft ein Anliegen der Menschheit bleibt. Die Gewährung des Lebensunterhaltes für hunderttausende von Theologen ist und bleibt eine sinnvolle Investition – aber natürlich nur dann, so lange kein Hokuspokus unter die Leute gebracht wird. Das ist nur dann eine Frage der religiösen Fasson, wenn die Alimentation total privatim aufgezogen ist. Gefährlich und würdig der Hinterfragung wird das Bild, wenn man behauptet, die alleinige Wahrheit zu besitzen und Leuten, die doch tatsächlich hinterfragen, eine fest geschlossene Phalanx gegenüber stellt. Ich habe mich mit diversen Sekten befasst, interessehalber, und bin erstaunlicher Offenheit bei vorgebrachter Kritik begegnet.

 

Man hat Küng gezeigt, wo der Barthel den Most holt. Dieses Verfahren gefällt auch den Evangelischen. Schlimm, wenn das geistige Niveau der Debattenmethodik zu deren Abwesenheit gerinnt. Es ist naiv, bei den Theologen die Debattenkultur der anderen Wissenschaftszweige erwarten zu wollen. Selbst "Herrschende Meinungen" werden außerhalb der Theologie entlang der Zeit angegriffen. Beim Autor setzt sich der Eindruck fest, dass die geballte Intelligenz und das angehäufte Wissenspotential der Theologie nicht in der Lage ist, das kleine Hirn und Wissen eines Laien argumentativ gewissermaßen elegant von seinen abwegigen (?) Thesen abzubringen und in normales, angepasstes Fahrwasser zu geleiten. Aber diesen Laien hier reizt es zu sagen, dass es interessant wäre, von Theologen zu erfahren, ob Jesus selbst jemals auf die Danielsche Auferstehungslehre zurückgegriffen, sie erwähnt hat, was er dazu meinte, wenn ja, wo wäre die Fundstelle?  Aber wahrscheinlich ist nichts zu finden. Ich habe alle Evangelien gelesen und erinnere mich nicht, etwas dazu überlesen zu haben. - Ein antreffbares Schweigen Christi wäre allerdings als zugleich vielsagend wie viel sagend einzuordnen.

Immerhin zitiert Jesus Mose: „Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten.“ Meint für hier: Er ist kein Gott für die Danielschen Toten, die ja erst mal „temporär“ (ha!) Äonen tot sind, tot zu sein haben und so lange fern von Gott wären. Was für eine Anmaßung, an Mose und Christus vorbei zu postulieren! (Aus dem Bauch heraus meine ich zu spüren, dass Jesus diese Worte zwar zitierte, aber einen Dissens anklingen ließ zu Moses Verständnis des Wortinhaltes und dem, was er selbst ausdrücken wollte. Immerhin ist anzunehmen, dass Christus unter "Lebenden" möglicherweise etwas mehr verstand als Mose, sie zumindest anders gesehen hat, wohl umfassender, profunder, jenseitig erweitert - bei seinem Wissen um das Reich Gottes.) 

Und noch ein Beleg: Lukas 13, 28. Wie bloß sind Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten in Gottes Reich gekommen? Jesus sagte nicht, wenn Ihr leider Gottes in Äonen erst sehen werdet. Er hätte es gesagt, wenn es denn so wäre!! Ihr Christen merket: Jesus hatte mit dem Daniel nichts am Hut! Wohl aber der EKD-Vorsitzende.

Was wäre denn, wenn Christi Auferstehung nach Daniel'schem Schema geschehen wäre bzw. keine andere Möglichkeit als so vorgegeben gewesen wäre? Dann, ja dann, hätten die Kirchen (und die Sekten) heute allesamt ihre Nichtexistenz zu feiern!

 

Und wenn sie nicht zur Bedeutungslosigkeit absacken wollen, ist es dringend erforderlich, dass der existenzielle Auferstehungsglaube nach Christi Art in den Köpfen der Menschen wieder verankert wird.

 

Wenn man es doch wüsste

Ach, wenn man es doch besser oder überhaupt wüsste, was junge Menschen so denken, wälzen, wenn der Sinn des Lebens sich gar so rätselhaft und undurchschaubar verhüllt, so gar keine verlässlichen Konturen zeigt. Dazu noch die Unterschiedlichkeit der Empfindungen und Gedanken! Das Spektrum reicht von Faszination, also von Gefesseltsein bis zur totalen Gleichgültigkeit, vom Ertasten etlicher fester Punkte bis zum Im-Kreis-herum-denken. Die Anlässe? Einfaches Interesse, unbewusstes Grübeln, Druck von außen. Zum Letzteren: Ist von Ihnen eigentlich schon bemerkt worden, wie viel Last an einen herangetragen, heran geschwemmt wird, obwohl man selbst gar keine Ursache setzt? Man mit Energie und Bedacht vermeidet, Lastendes von sich zu geben, auszusenden? Man weiß doch schließlich, dass auch ohne Eigenproduktion genügend Lastvolumina über die Welt "wallen", um mit Stifters Lieblingswort zu hantieren.

  Wenn man die Sinnfragen unbefangen angeht, dann ist besonders ärgerlich, dass es Leute gibt, denen zu Sinnfragen nur ihr eigenes geistig Verengtes einfällt, das so massiv festbetoniert ist, dass keine Korrekturen oder Ergänzungen oder anderweitige Lichtblicke Eingang zu finden vermögen. Die Projektion auf Leute ist auch verengt. Man muss auf Institutionen, ja auf Religionen ausgreifen. Brückenschläge sind so von vorn herein unmöglich, zumindest schwierig. Die Wahrheiten werden bleibend gepachtet. Überzeugungen halt. Auch der Autor ist, wenn er aufrichtig sein will, nicht frei davon.  

Intelligentes Design (2006)

 

  Aus den USA, der führenden Nation auf Erden schwappt eine Diskussion nach Europa herüber. Man streitet sich darüber, ob denn die Welt durch intelligentes Design, will sagen durch das Wirken einer höheren Macht entstanden ist oder einfach so. Dazu kann sich, sollte man meinen, jeder eine Meinung bilden wie ihm beliebt. Aber ein Teil der Leute will anderen Teilen ihre Meinung oktroyieren, also aufzwingen, in Curricula der Schulen zu Lasten der weltweit herrschenden Meinung verankern. Was für eine Anmaßung! Anmaßung wessen? Der herrschenden Meinung oder der religiös unterlegten? Folgefragen: Was ist denn die herrschende Meinung? Natürlich die Lehre der Evolution. Wer hat sie begründet? Wiederum natürlich der Darwin (und neuerdings ein Landsmann fast zeitgleich auch). Was sagt seine Lehre? Die Spezies haben sich im Laufe der Jahrmillionen entwickelt durch Mutationen, veranlasst durch Anpassung der Lebewesen an ihr Umfeld. Das geschah ganz allmählich durch Auslese. Was sich genetisch verrannt hatte, verschwand. Diese entwicklungsgeschichtlichen Prozesse sind ziemlich exakt dokumentiert.

  Aber genau dagegen geht die Lehre vom Intelligenten Design an. Darwins Lehren sind dagegen des Teufels. Von wegen Evolution! Auslese durch Lebenstüchtigkeit! Das Rind ist ein Rind durch den Gestaltungakt einer höheren Macht. Bei der Spinne verhält es sich genau so, wie auch beim Wal etc. etc.

  Wenn wir die Debatte richtig verstanden haben, dann ist der Stein des Anstoßes (Stolperstein) darin zu sehen, dass die Interpreten der Darwinschen Evolutionslehre sie so deuten, dass das Evolutionsgeschehen die Schöpfungsvorstellungen substituiert. Evolution baucht kein Mitwirken eines Schöpfergottes. Für was dann noch solch ein Hirngespinnst?

 Der Autor erlaubt sich ganz einfältig zu fragen: Warum gibt es das Etwas, warum nicht das Nichts? Weil Ersteres zutrifft, ist es erlaubt, das Etwas zu hinterfragen, ihm hinterher zu sinnen. Wer annimmt, dass das Etwas schon immer da war, ungeschaffen, hat offensichtlich eine mutige Entscheidung für sich getroffen. Sie nachzuvollziehen ist freilich schwierig. Wenn das Etwas aber irgendwann - aus was? - entstand, von uns aus auch in Form eines Urknalls, ja um alle Welt warum denn? Weil eine solche Frage naturwissenschaftlich nicht zu beantworten ist, ist es ein Wunder, wenn in der Menschheitsgeschichte ein Gefühl oder ein Denken entstand oder stattgefunden hat, dass da doch vielleicht eine Schöpferkraft am Wirken und Werkeln war?

  Aber jetzt wird es eigentlich richtig schwierig. Das Was, das erforschten und entdecken wir massenhaft und ohne Unterlass. Aber das Wie, die Methode, das Vorgehen bei einem solchen Werk, was überhaupt passierte, das hätte man halt doch gerne ganz genau gewusst. Und siehe da, die Lehre der Evolution hat der Menschheit tiefe Einblicke zu verschaffen gewusst. Die Evolution verkörpert sehr viel Sinn und Logik. Sie ist, so scheint es, auch zielgerichtet. Wenn nicht, dann kann sich der Mensch nur noch zappenduster definieren.

 Zu genau diesem Ergebnis kommt ein Autor im SPIEGEL. Er bemüht sich, Evolution definitiv als schöpfungsfrei zu deuten. Schließlich geschehe sie aus sich heraus. Das habe sogar der Papst anerkannt. Stimmt, aber man sollte nicht glauben, dass der Papst die Lehren der Evolution in dem Sinne als wahr erkennt, dass es aus solcher Sicht keinen Schöpfer gäbe. Eine geniale Deutung drängt sich auf, die den Parteien in USA aufzeigen könnte, dass sie sich um Kaisers Bart streiten. Kurz, wir wetten, dass für den Papst das Evolutionsgeschehen nichts Anderes ist als eine stets ablaufende, also permanente Schöpfung. Jede Mutation wäre ein Schöpfungsakt. So können die Streithammel nur noch in Nuancen sinnlose oder sinnvolle Gegensätze formulieren. (Wenn man schlussendlich allerdings an die Welt der Bakterien und Viren denkt, drängt es einen, sich komplett auf die Darwin'sche Position zu beschränken.) - Das war thematisch ein reizvolles Sinnieren. Nicht?

Der Autor, 2016, 86

 Schöpfer und Leid (Theodizee) 2006)

 

  Ganz anders geht es zu, wenn zwar große Teile der Menschheit an einen Schöpfergott glauben, aber das Leiden, das in der Welt täglich vorkommt, nicht mit ihm bzw. mit dem Bild, so wie es gelehrt wird, vereinbaren können: Daher die so genannte Theodizee, die Frage, warum dieser angeblich gute und zugleich allmächtige Gott es zulässt oder gar selbst verursacht, als Strafe gewissermaßen. Diese sehr alte Frage ist nicht etwa nur eine solche der Theologie, vielmehr - laut Duden - der Philosophie. Der Theologie soll hier nicht drein geredet werden; wir bewegen uns also in der Schwesterdisziplin, die bekanntlich als säkular, also weltlich, einzuordnen ist und, was wichtig ist: philosophische Thesen glaubt man nicht. Sie sind entweder richtig oder falsch, überzeugend oder nicht.

  Warum also, so fragen wir als Philosoph, als Freund des Wissens und auch der Glaubenden, lässt ein Gott dieses Leiden und diese Übel zu, wo er doch als allmächtig charakterisiert wird? Denn nach wie vor prägt insgeheim Verzweiflung oder blankes Unverständnis ihr Gottvertrauen, interessanterweise besonders dann, wenn sie Betroffene sind. Ansonsten gewinnt man den Eindruck, dass Menschen, denen es gut geht, mit dem Wesen und Handeln ihres Gottes in dankbarer oder gleichgültiger Übereinstimmung sind. Aber vielleicht doch nicht mehr so ganz seit dem Tsunami. Noch viel größere Katastrophen haben viele nicht mehr miterlebt. 

  Da ist doch, ernstlich, Papst Benedikt der XVI  zu bewundern (Franziskus wird sich auf gleicher Wellenlänge bewegen), wenn der seine erste Enzyklika mutig der These "Gott ist Liebe" widmet. (Ich würde eher sagen "Gott liebt.")  Aber, so ein Zeitungskommentar, zur Theodizee suche er schließlich Trost in einem lakonischen Satz des Heiligen Augustinus: "Wenn du ihn verstehst, dann ist er nicht Gott". Über diesen Kommentar der Zeitung kann man verblüfft sein, denn: der Titel der Enzyklika ist doch ganz offensichtlich die Lösung! Daher braucht man eine Naturkatastrophe oder auch eine persönliche nicht mehr zu hinterfragen, weil einem solchen Gott rein logisch solche "Übel" nicht angelastet werden können, einfach, weil er sie definitionsgemäß nicht verursacht. Wenn das richtig ist, dann fügt der liebende Gott m. a. W. weder der Welt noch einem einzelnen Menschen oder Wesen Leid zu.  Die Ursache des Leides liegt nicht bei Gott, sondern wo anders, in Naturgesetzen, im bösen Wollen und Denken der Menschen. Könnte man nicht millionenfach Beispiele anführen, dass dieser Gott dem Bösen Tun der menschlichen Spezie - fast - hilflos ausgeliefert ist? Warum fast? Weil es Beispiele von Korrektur gibt. Ursache kann auch nicht sein eine Strafe. Dieser liebende Gott führt ebenso niemanden in Versuchung. Ein hochrangiger Theologe gab die Auskunft, dass es sich bei dieser Formulierung um einen - historischen - Übersetzungsfehler handele. Also müssen vorhandene Ängste darauf gerichtet sein, den schlimmen Versuchungen nicht ausgeliefert zu werden oder überlassen zu sein. Man kann als Glaubender also aufatmen - immer philosophisch betrachtet. Ein Philosoph kann sich also vorstellen, dass der liebende Gott sich mit den Geschlagenen solidarisiert, dass ihm angesichts von 350tausend Tsunamitoten binnen weniger Stunden Tränen über das Gesicht flossen. Und was mag er empfinden, wenn intelligente Lebewesen viele Millionen andere einfach umbringen. Und die Gottesliebe ist dazu verdammt, hilflos diesem Treiben zuzuschauen, deshalb, weil die Menschheit die Gebote der Liebe in den Wind schlägt?

  Das ganze, scheinbar unlösbare Problem ist darin verborgen oder dadurch verkörpert, dass diesem scheinbar oft gleichgültigen Gott ein Attribut zugeordnet wird, das, streng in heutigem Sprachgebrauch verstanden, gar nicht notwendig wäre, würde man nur die Gewalt, die der wahren Liebe inne wohnt, in ihren Dimensionen richtig zu deuten wissen. Die Deutungsqual liegt darin begründet, dass das Buch der Bücher vom allmächtigen Gott spricht. Da steht's - übrigens richtig. Aber es hapert beim Verstehen: Das Volk, das in, vielleicht geschenkter, genialen Erkenntnis in der dumpfen Götterwelt der Vorzeit keinen Sinn mehr zu sehen vermochte (so wie auch - ahnend? Echn-Aton am Nil), dachte sich seinen einzigen als mächtig, als ganz und gar mächtig, so dass die Feinde ringsum in Furcht erstarrten.

  Philosophisch zu denken, dass der Begriff Allmacht so zu verstehen ist, nichts geschähe ohne oder gegen den Willen einer Allmacht, ist durchaus in Ordnung. Nur muss man dann die Liebe weg lassen, denn sonst wird es unlogisch. Zumindest die Philosophie sollte daher die Allmacht Gottes neu zu deuten wagen. Etwa so: dieser Schöpfergott ist nicht allmächtig in dem Sinne, dass er das Leiden verhindern könnte. Lindern vielleicht, durch die Macht der Liebe. Und noch anders, ergänzend die Frage: Ist die Gottesliebe ohnmächtig oder mächtig?

  Im Gegensatz zu Gandhi haben wir Europäer zu wenig Zutrauen zu dieser Art der Machtausübung. Wenn man nur daran denkt, wie mächtig das britische Imperium Jahrhunderte lang sich gerierte. Dann stellte sich Gandhi gegen diese Weltmacht, ohne Waffen, gewaltlos, die Bergpredigt eins zu eins umsetzend. Und dann stürzte der indische Tragpfeiler. Und mausetot war das britische Weltreich. Dies als Beispiel. Der philosophierende Leser (Leserin inbegriffen) findet vielleicht selbst weitere, die die Macht der Liebe erweisen.

Es ist also nichts mit der Theodizee, diesem Phantom.

 

Lebendige Leere? 2017

 

Durch die Berichte über Gravitationswellen von kosmischen Katastrophen, die vor Milliarden von Jahren geschahen und nun erstmals auf unserer Erde gemessen werden konnten, dachte ich über die unvorstellbaren kosmischen Massen nach. Warum schuf Gott offensichtlich sinnlos solch unendliche Massen an Materie im Universum? Ich betete, Herrgott, beantworte mir diese Frage, immer wieder, weil es mir Schmerz bereitete, mit diesem Unsinn konfrontiert zu werden. Es dauerte, aber die Antwort, die schon fast hundert Jahre vorliegt, kam schließlich in Gestalt einer Großabhandlung der FAS über die „Leere“. Ich wusste davon nichts.

 

Es gibt diese Materiemengen nach den Erkenntnissen der Atomphysik gar nicht, was Informierte eben schon lange wissen. Abgesehen davon, dass beim Urknall 90 % der Materie sich dadurch in Nichts aufgelöst haben, weil Materie und Antimaterie nicht miteinander können.

Die Leere ist‘s, die vorherrscht. Denn ein Atom ist – fast – auch die reine Leere. Hier wird nicht die Physik referiert. Nur so viel: Man stelle sich das Volumen eines Atoms mit Kern und Elektronen vor als eine riesige Stadthalle. In ihr schwirrt mittig eine Mücke, das Nukleus, in der, ja, Leere. Um das Volumen auf den Kern herunter zu rechnen, also die Leere zu eliminieren, muss der Divisor unvorstellbar groß sein. Das war es dann, ohne weiters auf Energie und Photonen, Quarks, Pro- und Neutronen, Quanten halt, einzugehen.

So ist denn der Mensch atomarphysikalisch gesehen nicht einmal ein Globuli, wohl aber mit dem Gewicht seines Leibes. Sie und ich bestehen so aus der unvorstellbar großen Anzahl der Masse der Atomkerne samt der je nach Element differierenden Elektronenzahl je Atom, der Photonen zwischen beiden und, ja, eben der überdimensionierten Leere. Kern und Elektronen werden zusammengehalten von so viel Energie, wie man nur bei der Kernspaltung eine Vorstellung bekommt. Nun sei die Philosophie bemüht.

 

Dass dieses Vorgestellte tot ist, braucht nicht gesagt zu werden. Aber nun gibt es davon halt noch sehr viel Volumen (Biomasse), die lebendig ist. Wenn dieser Sachverhalt nicht reizt, über unseren lebenden Corpus, über das Leben selbst und über das Sein im Jenseits zu sinnieren, ihn in Einklang mit der Vorstellung einer immateriellen Existenz zu bringen, was denn dann?!

 

Was das Leben letztlich ausmacht, weiß niemand. Halten wir fest: Es gibt also tote und lebendige Atomzusammenballungen. Das zwingt zur Aussage, dass es lebendige und tote Atome gibt. Bestehen diese Zusammenballungen nur aus lebendigen Atomen oder sind da auch tote beigemischt? Sind z. B. Zehennägel tot? Letzte Frage: Wie unterscheiden sich tote und lebendige Atome? Ist der Atomkern, die Quarks also, der Träger des Lebens? Ist die Leere beim Bioatom, angefüllt mit Energie, ohne oder mit Leben? Und die Elektronen? Wenn die „Atom-Leere“ lebendig ist, weil ja das Atom als Ganzes tot oder lebendig ist, dann hätten wir eine irdische Vorgabe für das lebendige Sein in der immateriellen des „Drüben“ (Hesse).

 

Das ist alles nicht müßig. Weil es zwingt zu wissen, was Leben ist. Wie entstand es? Wenn man mich frägt, Leben kann man nicht mit Kraft gleichsetzen. Mir scheint, Leben ist eine Eigenschaft, welcher Art auch immer. Sie ist übertragbar, zu vernichten bzw. sie entschwindet, nur nicht erzeugbar. Sie ist einfach da, bedingt verfügbar.

In meiner Hilflosigkeit kann ich nicht mehr als sagen, die Eigenschaft ist von Gott – nicht Gott selbst. Auch keine Kraft Gottes. Halt eine Gabe, ganz simpel.

 

Und ein jenseitiges Leben? Setzen wir mal voraus, dass es dieses gibt. Wenn das irdische Leben eine Gottesgabe ist, dann ist es auch das jenseitige.

Aber es ist ein Anderes! Es geht nicht um Atome und andere Gebilde. Es geht um Leben, das nicht von Solchem bedarf, an es angedockt ist. Es handelt sich um pures, immaterielles Leben! Man kann doch nicht denken, Leben ist nur möglich zusammen mit Materie. Eine solche Kategorie von Leben überhaupt wäre eine minderwertige Sache. Das Leben ist vielmehr als etwas Eigenständiges zu begreifen, das aber nicht aus sich selbst heraus existieren kann. Es hat eine Ursache.

 

Ewiges Leben?  (2016)

 

Es ist erleichternd, als Laie heikle Themen gedanklich und spekulativ verfolgen zu können. ohne einer Doktrin oder verbindlichen Lehrmeinung unterworfen zu sein. Daher die freihändige Darstellung dessen, was der Autor zum Thema Ewiges Leben sich ausmalt und auch zum Sein Christi.

Ewiges Leben bedeutet zunächst, dass der Tod überwunden werden kann - mit Hilfe des Himmels. Sonach erweckt Gott (in archaischer Zeit "el" geheißen) schon immer diejenigen, die des Himmelreiches würdig sind. Es gab in der menschlichen Entwicklungsgeschichte einen, ja, Kick, da diesen Wesen bewusst wurde, dass ein Übermenschliches weste, existierte. Ab diesem Zeitpunkt (Thomas Mann benützt in seinem "Josef" die Metapher "Brunnenteufe") konnte der Herrgott diese Wesen zu sich in sein Reich holen: Der Beginn der Auferstehung überhaupt. Sonach erstand Christus in alter Tradition, aber sein Vater phänomenisierte das Geschehen, auf dass der Mensch sich endlich der Möglichkeit, ewig zu leben, bewusst werde. Die Christen erkannten, so, wie er die Auferstehung sichtbar machte, so können auch die Christusgläubigen sich etablieren. Wenn das durch die Auferstehung Verheißene gültig ist, dann ist bei der Eheschließung der Satz „Bis der Tod Euch scheidet“ kein Verdikt, vielmehr kann man das Eheversprechen in das Jenseitige gewissermaßen extrapolieren. So einfach ist das, wie denn hier geglaubt wird.

Der Himmel sticht das Irdische aus. (Der Himmel ist das immaterielle Gegenstück zum materiellen Universum.) Beide muss man sich verschränkt vorstellen. So kann denn jeder, der auferstehen darf, sein irdisches Dasein mitbringen. Der lebendige Christus im Himmel wird sein Wirken auf Erden nicht kappen, nicht vergessen. Auferstandene werden keinen Grund finden, dem Einstigen nachzutrauern. Eine solche Art von Sein hätte Folgen: Die Trauer auf Erden dürfte nicht ins Unermessliche ausarten. Der Sehnsucht nach einem Verstorbenen sollte aber freier Lauf gegeben werden. 

 

Wer seine Schwierigkeiten mit der Auferstehung hat, der mobilisiere seine Vorstellung mit der Methapher einer Art der Metamorphose. Eine Raupe hat keinerlei Vorstellung über die Pracht seiner Flügel in der neuen Gestalt des Schmetterlings. 

Wir haben aber die Möglichkeit zur Auferstehung an eine bestimmte Geistesentwicklung gebunden. Das Postulat, dass der Glaube an Jesus gefordert wird, passt da rein. Wenn oben eine Pfarrerin auch Tieren ewiges Leben zubilligt, so frug ich schon vor Jahrzehnten nach dem Schicksal eines Wurmes.

 

Sinnlose Schöpfung akzeptieren die Geschöpfe auf lange Sicht nicht. Man bedenke darüber hinaus, dass die Gewinnung bzw. das Bekommen einer Existenz also nur Sinn macht, wenn diese nicht bei nächster Gelegenheit und willkürlich zufällig wieder vollständig verloren geht. Irgendwie hat man unabhängig von Glauben und Plausibilität hernach und fortan ein gewisses Recht gegenüber der Schöpfung, lebendig zu bleiben - für immer. Ein starkes Argument für "ewiges Leben", das nach einem "Drüben" geradezu schreit.

 

Es bleibt auch noch die Aufgabe, über das ewige Leben von Christus, Gottes Sohn, nachzugrübeln. "Gott ist Mensch geworden." Ein wahrhaft "geflügeltes Wort" (Homer ?!) Was meint das genau? Ist der Vater im Sohn Mensch geworden  oder der angeblich urexistierende Christus? Ich glaube, dass Jesus als eigenes Wesen und eigene Person (Konzil Nicea zur Gottesdefinition) erst mit seiner irdischen Geburt bzw. Zeugung begann zu existieren, so, wie der Normalmensch. Göttlichkeit erhielt er von Gott. - Ich glaube also nicht daran, dass er (nach Johannes) parallel zu seinem himmlischen Vater existiert von Ewigkeit zu Ewigkeit, sondern  nachdem er Person und Wesen auf Erden wurde. So, um beim Satz "Wie er, so auch wir" (Küng) zu erkennen, dass ihm möglicherweise doch auch ein Kehrwert eignet. Es beruhigt, wenn Gottes Menschwerdung ohne Extragestaltung auskommt. 

 

Leben im Jenseits (2018)

Oder 'Anderwelt', welchem Wort ich im literarischen Umfeld von Artus begegnet bin. 

 

Mein inneres Auge vermittelte mir die Vorstellung von einem Auferstehungsleib. Das Bild ist meinem Hirn eingebrannt. Er ist nach Art eines irdischen Menschenleibes. Auch der auferstandene Christus wird von den Zeugen mit menschlicher Körperform beschrieben und bezeugt.

Das wichtigste Charakteristikum ist nach heutigem Verständnis, dass ein solcher Körper nicht aus irdischem Fleisch und Blut besteht, also nicht materiell, sondern immateriell zu verstehen ist. Es werden keine irdischen Atome bemüht. Daraus ist zu folgern, dass Auferstandene im Himmel nicht als ein seelisches konturenloses Wesen existieren, sondern - wie zu irdischen Lebzeiten – Seele und Leib eine Einheit bilden. Nicht umsonst spielt beim Abendmahl der Leib eine so betonte Rolle. Ein solches himmlisches Wesen ist nicht mit irdischen Sinnen ausgestattet. Wofür wir irdische Sinne benötigen, bedarf es einer solchen Ausstattung im Himmel nicht. Wohl aber dürften Auferstandene fähig sein, „zu senden“ und zu empfangen, in welcher Art auch immer. Aber keine physikalisch zu definierenden Wellen. Die irdisch Lebenden erfahren solche Phänomene aber sehr wohl z. B. telepathische Eingebungen. Für so etwas erlebte ich ohne mein Dazutun eine Beweis-Anordnung. Als immateriell muss man wohl auch die sog. „Verschränkung“, die in wissenschaftlichen Experimenten bewiesen ist, ansehen. Das sei kurz beschrieben: Die Lichtteilchen sind Energie und Materie in einem. Daher kann ein Photon gespalten werden. Selbst wenn sich nun die Spaltteilchen in unendliche Fernen auseinander bewegen, geht, wenn eines der Hälften zugrunde geht, im gleichen Augenblick auch das andere unter oder, wenn der Zustand des einen Teilchens etwa durch seine Messung verändert wird, geschieht das nicht nur im gemessenen Teil, sondern ebenso im fernen, nicht gemessenen. Warum und wieso, weiß niemand. Aber die Verschränkung ist zweifelsohne eine Verbindung. Sie wird in naher Zukunft eine Rolle spielen bei der sicheren Datenübertragung. (Dieses Phänomen regt dazu an, sich vorzustellen, dass so oder ähnlich das Diesseits und das Jenseits miteinander geheimnisvoll "verschränkt" sind. Aber man muss da wohl den Glauben bemühen oder voraussetzen.)

Irdischem immateriellem Sein begegnen wir wohl mit der Gravitation, dem Leben, der Kraft, dem Bewusstsein (wenn auch Deutungsversuche zu dessen Materialisierung unternommen werden), nicht zu vergessen die Zeit, die sich sogar verbiegen kann und andere Phänomene mehr.

 

Thematisch zugehörig ist die Frage nach dem Schicksal des irdischen Leibes bzw. ob sie überhaupt gestellt werden soll. Als ich gelegentlich Texte las, die sich mit den Autodafes der Inquisition und Hexenverbrennung befassten, frug ich mich, ob das Verbrennen von der gezielten Absicht des Zerstörens des Leibes unterlegt war, ob so auch eine Auferstehung verhindert werden sollte, weil man glaubte, dass bei ihr der Leib eine Rolle zu spielen hatte. Wenn ja, dann muss man sich die Auferstehung binnen einer kurzen Frist nach dem Sterben vorgestellt haben, vor dem Beginn der Verwesung des Leibes im Grab. Was nach der Auferstehung mit dem irdischen Leib geschah, spielt dann keine Rolle mehr. Die Daniel'sche Auferstehungslehre ist so auch aus diesem Blickwinkel unbrauchbar und obsolet.                                                    Ich fühle mich nicht in der Lage, diese Dinge wissenschaftlich zu erforschen, wie also die Denkweise vor der Reformation aussah. Ich kann hier nur Fragen aufwerfen. Für die Gegenwart jedoch bleibt das Grübeln darüber, wie sich der Christenglaube wohl entwickelt hätte, wenn der Leib Christi dem heute oft üblichen Usus entsprechend, verbrannt worden wäre, 

 

Was machen denn Auferstandene nun? Das weiß niemand. Wohl aber schwören Millionen Menschen auf erlebte und erfahrene Handlungen von Heiligen. Das bereitet keine Probleme bei Katholiken. Wohl aber für eine bestimmte Retrosorte von Evangelischen. Bei diesem Befund hilft auch die Lehre Luthers nichts, dass nach evangelischem Glauben alle heilig sind, die an Christus glauben. Aber das ist eine Geschichte, die an anderer Stelle ausgefochten wird,

Diese heiligen Auferstandenen verblüffen nun also damit, dass ihr Handeln ein intensiv zur Erde ausgerichtetes ist. Sie wirken zurück in den Bereich, aus dem sie kommen. Ihre andauernde Dieseitsverbundenheit ist auch so eine Art von Verschränkung. Und Christus versichert uns seiner Anwesenheit. – Und die „normalen“ Himmelsbewohner? Ausgerechnet bei diesen soll die Verschränkung gekappt sein?

 

Also die normalen Himmelsbewohner: Es gilt: Im Himmel leben die Seligen. Selig sind diejenigen Verstorbeneen, die von Gott auferweckt wurden und von Christus in den Himmel geholt werden.

Wir maßen uns nicht an, eine Regel zu formulieren, die Gott gewissermaßen festlegt, wann er sein Auferweckungswerk zu absolvieren habe bzw. zu hatte, wie sich die Heiligsprechung der Katholischen Kirche das vorstellt. Die Heiligsprechung ist Sache des Himmels, nicht der theologischen Autorität der Irdischen.

Solche Sorgen machen sich die Anhänger des Koran nicht. Dazu JWG im Westöstlichen Diwan, Chuld Nameh, Buch des Paradieses: "'Der echte Moslem spricht vom Paradiese, als wenn er selbst allda gewesen wäre." Und die angeblich aufgeklärten schriftgestützten Evangelischen? Die machen einen zarathustrischen Veitstanz um die Auferstehung.

 

Also: Das Jenseits? Und das Diesseits? Dort lebt man, hier ist man lebendig. "Ikarus" der fernste Stern, der bis jetzt jemals entdeckt wurde, ist 9 Milliarden Lichtjahre entfernt, will sagen, sein Licht war 9 Milliarden Jahre lang jede Sekunde 300tausend km unterwegs. Sicherlich wäre das aufgefangene Licht noch weitere Milliarden Jahre in die Tiefen des Alls geschossen, wäre ihm die Erde nicht in die Quere gekommen. - Wenn schon solch unvorstellbare Weiten der Ausdehnung des Diesseits, des Immanenten, warum sollte man sich dem gegenüber das Transzendente, das Jenseits, als weniger "Raum" vorstellen müssen? Ist es abartig zu denken, der Himmel ist mehr, nämlich unendlich? Makaber, aber nie wird er geschlossen werden müssen wegen Überfüllung.

 

Auferstandene: Wie soll man - zusammenfassend - sie sich also vorstellen? Welche Merkmale könnten benannt werden? 

Jenseitiges (1), immaterielles (2), lebendiges (3), ewiges (4) Sein (5).

Sie sind wesenhaft (6) und Person (7). Sie wirken.

Das Wirken meint: Fürsorgen, Fürbitten, Anbeten, Lieben, Dienen.                    Jedoch eines bleibt: Die neugierige Frage, was wohl die Auferstandenen wissen, wird wohl immer ohne Antwort bleiben. 

 

Im Ernst trotz offensichtlich gehandhabter und fortfahrender Spekulation: Es ist schon einigermaßen verblüffend, die ganze allermodernste Weltintelligenz beschäftigt sich progressiv mit der KI. Die Theologie jedoch ist rückweärts gewandt, verbietet sich jeder in die Zukunft gerichteten Bemühung um theologische Erkenntnisse und Einblicke in transzendente Sphären.Ganz einfach, weil sie wissenschaftlich vor einer absolut gedachten Mauer steht. Die Möglichkeit einer modernen und zukünftig erlebbaren Offenbarung wird als blanke Utopie abgetan. Da wünscht man sich die KI als helfende Deuterin, wenn man diese Sichtweise nicht nur als zum Lachen reizende Möglichkeit ansieht.,

 

05/2022: Je näher ich dem irdischen Tode rücke, desto intensiver glaube ich inzwischen, dass man das individuelle Leben sich von der Jenseitigkeit her vorstellen muss. Dort ist die Sphäre des Lebens verortet, aber nicht als Ort der Entstehung. Diese ist verwiesen auf die irdische Zeugung = Eintritt in die Lebenswirklichkeit. Auf Erden, im Diesseits entsteht das Ich. Die Auferstehung ist Wiedergeburt, keine Zeugung zum himmlischen Leben. Metamorphose guthin. Alles unter Gottes und Christi Regie. 'Holo-Existenz'. Diese Sichtweise relativiert die Bedeutung des Sterbealters.

Alles oder Nichts (2020)

 

Alles ist Universum, Himmel, Gott, Christus, Heiliger Geist, Ewiges Leben. Nichts ist nichts davon. Alles oder Nichts unterstehen dem Diktat der Wirklichkeit, der Realität, die wir aber nur teilweise kennenÄhnlich, wie Pascal in Sachen Gottesexistenz (*) kann die Logik hergehen und das Alles, aber auch das Nichts mit dem Sehnen und dem Wünschen des Menschen konfrontieren, etwa so:

 

Alles ............................................................ Nichts

Egal .............................................................. Egal

Ja, doch! ....................................................... Entsetzlich

Unsinn ........................................................... Ja, doch,

schließlich ist ohne Gott das Nichts vlel eher zu erwarten, logischer, als das existierende Etwas. Es ist der lesenden Person aufgetragen, dazu den Kehrschluss zu durchdenken, um folgerichtig einen lebendigen Schöpfer zu postulieren. - Jedenfalls müssen Atheisten erklären, wie das 'Etwas' in die Wirkichkeit gelangt ist oder anders gewendet, wie weiter oben schon thematisiert, warum und wie die Wirklichkeit entstanden ist.                                                                                                                                                                                                             Oder

 

Real ............................................................... Irreal

Virtuell ............................................................ Virtuell.

 

Der Glaube an Gott ist zwar real anzutreffen, muss sich aber als Glaubensziel mit dem Virtuellen begnügen. Oder umgekehrt: Das Virtuelle kommt ohne geglaubten Gott nicht zurecht. Für die Virtualität ist der Glaube Basis. Aber: Das Virtuelle kann unversehens die Wirklichkeit abbilden, realiter, wirklich, sein. Bei einem Glaubenden muss das Nichts Angst verursachen. Hat er keine Angst, ist die Logik abwesend und das Mögliche wird verleugnet.

Der Wunsch, dass die Angst nicht existent sei, muss Gott ein Greuel sein, wenn der denn Wirklichkeit ist. Der Glaube darf nicht erwarten, dass die Angst zu vertreiben sei. denn Ängste sind letzlich Zweifel  oder umgekehrt Zweifel äußern sich bei mir als Ängste, wenigstens deute ich sie so. Es handelt sich um Angst, dass der Glaube die Wirklichkeit verfehlt oder diese diesem nicht entspricht. Amen.

 

Übrigens  legte ich mir die Frage vor, wer oder was denn Gott eigentlich sein könnte und was nicht. Da entstand eine ganze Liste, deren Inhalt ich allerdings für mich behalten will, weil ich mich nicht unterstehen  mag, anderen Menschen mein Gottesbild nahe zu bringen oder gar zu kolportieren. Nur so viel: Für mich ist der Herrgott geheiligtes Urwesen. profan: das Sein,  ansprechbar über den - ja geheiligten - Namen. Schon zur Pharaonenzeit bedingen Name und Existenz einander. Es kann aber nicht die Lösung sein, den Zugang zu Gott zu bekommen, ihn zu fassen, indem man einfach seinen Namen ruft oder benützt. Das geht nicht einmal bei einem Menschen, der vor einem steht.  (Streng genommen und gedacht sind alle theologischen Denkbezüge auf "ihn" hohl, weil ja menschlich gedachte Zuschreibungen zwangsläufig  nicht genügen können, wäre da nicht das berichtete persönliche Erleben und Erfahren seines Wirkens und Seins durch unzählige Gottgläubige.) Gott ist auf der Erde durch den Heiligen Geist präsent und wirkend. Mein Glaube sagt, Gott ist also lebendiger Geist (nochmals: und Wesen und Person), wie halt auch Christus und die Auferstandenen. Das soll genügen, um zum Fragen und Sinnen anzuregen, denn auch ich kann mir Gott nicht "richtig" denken, weil auch ich ja nicht genau weiß, wer und was er ist. Jeder Mensch sollte sich sein Gottesbild selbst erarbeiten. Dieser Weg ist deshalb reizvoll, weil so unzählige temporäre Gottesbilder gedacht werden, die allerdings in einem alle gleich sind, sie sind unvollständig. Jedenfalls darf man den Schöpfergott nicht zum Forschungs- und Deutungsobjekt herabwürdigen. Unsere Neugierde muss es IHM überlassen , was er von sich, seinem Wesen, preisgibt. Halten wir uns also an Jesus. Vor einiger Zeit sagte ich zu meinem Nachbarn, ein Professor, dass ich immer nachhaltiger den Eindruck gewinne, Gott denke und handle erstaunlich menschlich. Advent 2021 lese ich eine Sentenz von Bultmann, wonach "jeder Satz über Gott zugleich ein Satz über den Menschen und umgekehrt" sei. - Überhaupt, für kritisch veranlagte Menschen dürfte das Verständnis für den Herrgott schwierig sein. Nehmen wir einmal einen Rosenkranz als Darstellungsmedium. Da gibt es dann Perlen

des Unglaubens, weiter solche die den Zweifel repräsentieren, hoffentlich dicke und viele, die für den uneingeschränkten und ungeschwächten Glauben stehen und solche, die die Hoffnung, dass das Glaubensgebäude die Wirklichkeit wieder gibt, signalisieren. Das Schwergewicht muss auf der persönlichen Erfahrung mit dem Hergott liegen. Also kein Gottesbeweis, sondern bewusstes Erleben, indem die Erfahrungen bemerkt oder festgestellt oder gesehen oder gespürt oder empfunden werden. Die Sinne müssen hierauf ausgerichtet und offengehalten werden. So erlangen wir schon sehr viel. Er möge Verständnis und Geduld für die Suchenden aufbringen. Andererseits: Ich weiß von einer Erzählung, wonach ein Jünger Jesus darum bat, seinen Vater zu zeigen. Aber Jesus meinte, er, der Bittende sei doch so lange mit ihm gewandert und hätte erkennen können, dass der Sohn dem Vater gleichkomme (auch Phil. 2, 6). - An dieser Stelle noch ein Blick auf einen Muslim, Navid Kermani. Über seine Tochter erzählt er, dass sie "nicht überzeugt sei, wer der, was Gott überhaupt ist. Das Verstehen fehle."

Damit das Befassen mit Gott nicht zur Anstrengung gerät, sollte man m. E. Gott nicht suchen (wie? wo?), sondern darauf warten und vertrauen, dass und bis er sich einem zuwendet.

 

Ich lese weiter, dass bei Paulus die "Gerechtigkeit Gottes" zentral positioniert sei, auch dass Luther über sie fast zerbrochen wäre. - Das vertehe ich nicht ohne Weiteres, weil Gott per Definition ja nicht ungerecht sein kann. Denn Gerechtigkeit ist m. E. schlicht eine Gotteseigenschaft, wie auch die Liebe und Gnade. Diese Gerechtigkeit hat gar nichts mit (Ver-)urteilen zu tun. Wo ist das Problem?

 

(*)  Frei formuliert:                                                                                        Wenn Du nicht an Gott glaubst und es gibt ihn auch nicht - ist alles paletti.

Wenn Du nicht an Gott glaubst und es gibt ihn - hast Du ein Problem.              Wenn Du an Gott glaubst und es gibt ihn, bist Du fein heraus.                          Wenn Du an Gott glaubst und es gibt ihn nicht, hast Du unnötig investiert.

 

Nach dem Gesetz der Vorsicht, ist es am besten, man glaubt an Gott.

 

 

Auferstehung mit Christus oder ohne? (2020)

Gibt es Varianten der Auferstehung, weil möglicherweise zu unterscheiden ist, ob man gestorben ist vor bzw. in der Zeit nach Christus Geburt  (v. Chr. - n.Chr.)? 

Dante regt mit seiner Schilderung der Verhältnisse im Limbus (Vorhof der Hölle) an, sich Gedanken darüber zu machen. 

 

Version vor Christi Geburt

 

Da laut Evangelium Christus derjenige ist, der darüber entscheidet, ob ein Verstorbener in den Himmel kommt und der Glaube an ihn den Ausschlag gibt, stellt sich die Frage, ab wann Christus "existiert", - von Ewigkeit zu Ewigkeit oder erst ab "irdischer Geburt". Die These, dass er schon immer an der Seite Gottes "da" war, ist wohl entstanden mit Blick auf die Verstorbenen in der Zeit vor Christi Geburt, aus der Empfindung einer Gerechtigkeit heraus, auf die die Verstorbenen allemal Anspruch haben. Diese Lösungsart ist sehr elegant, sie kommt aber einer Umschiffung des Problems gleich.            Andererseits heißt es aber auch "wie Er, so auch wir". Da kann ich mich, frivol eingeworfen, nicht der Vorstellung anschließen, dass ich schon immer Person war. Das wäre geradezu vermessen.                                                                  Also, was bietet sich an, Schluss zu folgern? Wie gesagt, geht es nicht nur um die Existenz. Das zweite relevante Kriterium war der Glaube. Sebst wenn Christus von ewig her existierte, könnte man damals keinen Glauben an ihn erwarten. Wie auch? Die Menschen hatten keine Botschaft über oder zu Christus. Alttestamentarische Hinweise auf einen kommenden Erlöser können nicht mithalten mit seiner irdischen Mission. Da geht es um zwei völlig verschiedene Ebenen: Prima vista war also Gott selbst die einzige Instanz für die Auferweckung, bevor er die Zuständigkeit an seinen nun irdisch erschienenen Sohn delegierte. Warum sollte man die ursprüngliche Kompetenz Gott nicht zutrauen? So hat Gott ja schießlich Jesus vor aller Augen demonstrativ zur Auferstehung verholfen, gewissermaßen in uralter Manier gegenüber dem Menschen. Beide Auferstehungsergebnisse (vor - nach) stellen die Verheißung der Schöpfung zufrieden.                               Aber was mich schon lange umtreibt: Wenn Christus aus dem Himmel heraus Mensch geworden wäre, hätte er bestimmt einiges mehr über das ewige Sein im Himmel erzählt. Solches vermisse ich aber explizit.

 

Version nach Christi Geburt

 

Unsere Frage bietet für diese Zeit ein komplexes Bild, das zu ordnen ist. 

 

A. Fürs menschliche Erdenleben

I. Grund legend ist, dass man überhaupt einer christlichen "Botschaft"                 begegnet bzw. mit ihr konfrontiert wird. Ein Fehlen bedeutet, dass kein             Glaube entstehen kann. Ein solcher "Tatbestand" (!) wird, so kann man           mutmaßen, dem Verstorbenen nicht zum Schaden gereichen.

IIa. Tangiert die Botschaft den Menschen im Erdenleben, so kommt es                   darauf an, ob die Botschaft beachtet wird, denn ohne Beachtung ist                 ein zu Glauben Kommen nicht zu erwarten, ebenso die christliche                   Auferstehung. Es stellt sich aber die Fage, warum Gott den Acker                     hierfür nicht bestellt hat, denn der Glaube ist wohl ein Geschenk.                b. Begeistert die Botschaft zum Glauben an Jesus Christus, wird dieser                 wiederum mutmaßlich den Himmel öffnen und zu Gott hinführen. Denn             es  ist erst Christus, der Gott so richtig für die ganze Welt verkündet hat.    

B. Große Bedeutung hat für diejenigen, die keiner Botschaft begegnet sind, ob ihnen nach dem Sterben die Möglichkeit offen gehalten wird, sich doch noch für Christus entscheiden zu können. Das Gleiche gilt für ungläubig Gestorbene. - Es ist daran zu erinnern, wie Jesus unwillig reagierte, als ein Jünger Gott nicht zutraute, allumfassend barmherzig zu sein.  

 

Begegnungs-Schemata 

 

Das ist wohl alles unerträglich verwirrend. Daher der Versuch per etwas primitiver Grafik die Dinge ergänzend zu verdeutlichen:

 

Vor Christus 

 

AI    Zu Lebzeiten

        Gott                                       Begegnung                                 Mensch

        Evangelium -->                               X                                  <-- Glaube

       

  II    post mortem

        Gott                                       Begegnung                                Seele

    a  ???  ---------------------------------------->   X                            <-- Glaube

    b  ???  --------------------------------->  X <--------------------------------- Glaube

 

Nach Christus

 

AI   Zu Lebzeiten

       Gott                                      Begegnung                                Mensch

       Evangelium -->                              X                                  <- Glaube

AIa  Evangelium --------------------------> X <----------------------------- Kennen 

    b  Anruf ----------------------------------> X                                 <--  Ignoranz    

    c  Berufung -----------------------------> X <----------------------------- Glaube

 

B I    post mortem

        Gott                                    Begegnung                                  Seele

     a Botschaft auf Erden ----------------------------------> X           <--  kein Hören                                                                                                           kein Glaube

     b + c  Wie bei v. Chr.

 

 (Die These, dass Christus erst ab seiner irdischen Geburt existiert, steht dem Glaubensbekenntnis von Nikeia 325 entgegen. Sie widerspricht auch dem "Vor aller Zeit ..." von Chalkedon 451.)

 

Zur Wiederkunft Christi auf die Erde ist nüchtern zu fragen, was er denn dort bewerkstelligen soll, Ist ja eh dann alles gelaufen nach der Endzeit, die nicht nur religiös angekünigt wird, sondern sie ist auch astronomisch programmiert. Mit der Wiederkunft ist verknüpft das Jüngste Gericht. Kurz vor dem Entstehen des Islam wurde das Christentum massiv unduldsamer. Das Otium, die Muße, Quelle der Bildung und des Wissens machte sich rar. Überhaupt wird auch schon in frühen Jahrhunderten der rettende Heiland zur Angst und Furcht erzeugenden Gestalt modelliert. Da passt die Erzählung der Endrichterschaft richtig dazu . Die "Gottesfurcht" (Muss man jemanden fürchten, der die Liebe verkörpert?) fand sogar Eingang in den Islam und so begann schon die spätantike, doch noch junge Kirche, die Menschen zu beherrschen.

Alles, was christologisch noch geschehen wird, ereignet sich im ewigen Himmel und nur auf diesen ausgerichtet. Und darf man noch fragen, was hätten denn all die Auferstandenen, Heerscharen, selig, im Himmel davon? Das Schicksal der Menschheit erschließt sich nicht irdisch, sondern jenseitig . - Noch gar ein gedanklicher Aberwitz: Käme Christus leiblich wieder, müsste die ganze verstorbene Menschheit  ebenso leiblich wiederkehren, soll das Prinzip "wie ER, so auch wir" nicht verletzt werden. Das war mal gängige Erwartung, wie zumindest bei Dante zu lesen ist. (Der Text in der Göttlichen Komödie lässt offen, ob die so leiblich Zurückgekommenen nunmehr unsterblich sind oder was sonst.)

 

Da muss man Paulus für diese oder die andere Version zitieren. Mich tröstet dabei, dass Paulus mit Phil. 1,23 ahnungsvoll auf dem richtigen Weg der Erkenntnis war, wobei "man"  nicht weiß, wie sehr diese Aussage unter dem Vorbehalt der Parusie, der Wiederkrunft Christi, stand. Auch Thess. 3,13 - "..mit allen seinen Heiligen", nicht allein also!  Doch heute weiß ich, der Tag des Herrn wird nicht kommen wie ein Dieb in der Nacht (1. Thess 5,1 ff), 4,13 ff, Vielmehr ist der Tag des Herrn nach jedem Sterben!

Wer aber 1. Kor. 23 und 24, was das Wiederkommen betrifft, für bare Münze nimmt, irrt. Man wird ja sehen, auch als Toter!  Was Paulus vorträgt, wird schon von einem nur wenig späteren  Passionsbericht schlicht ignoriert. Zeitliche Priorität oder die Zeitachse kann aber nicht herangezogen werden für Richtigkeit, vielmehr geht es um die Glaubwürdigkeit und Kompetenz und das Wissen der Berichtenden. 

 

Nicht folgen kann ich daher Arthur Rich, wenn er fast puristisch auf eschatologische Zeiten projiziert, indem er meint, das Maß gebe das Kommende. - Das Christentum soll das Jetzt ausblenden? Welcher gestandene Christ will dem folgen? Äonen an Zeit sich begnügen mit einem Glauben, der auf die Wiederkunft Christi setzt oder hofft? Die heutige Gegenwart Christi einmal im Abendmal und zum anderen durch Zusagen seiner Anwesenheit im Diesseits zur Seite schieben? Schon einmal geschah ein Irrtum: Siehe die Naherwartung des Kommens des Gottesreiches nach Jesu Tod, wobei ich meinen zu dürfen wage, dass mit der Geburt Jesu das  Kommen schon längst begonnen hat. (Heut ist Heilig Abend 21.)

 

Weiter im Purismus. "Es" sollte klar sein: Christus wäre unser Erlöser auch ohne Passion, wenn sie auch ein wichtiger Faktor ist für die Wirkung der Verkündigung. Er ist nicht Erlöser durch die Kreuzigung; er ist es per Status, als Gottes Sohn, geboren worden dafür. (Anders gesagt, vorsichtshalber als Frage. Stilisiert die Passion Jesus - erst - zum Erlöser? Wäre ein solches Werden ein Prozess? Von Gott inszeniert? - Oder ist Jesus per se der Erlöser? Ich sage Ja! Warum denn beim Erlöserwerden so viel Umstände?) Der heutige Mensch sagt sich doch, Jesus war kraft seiner Vollmacht nicht darauf angewiesen, dass ein Pilatus ihm erst das irdische Leben raubt, um sein Erlösungswerk für die Welt zu übernehmen und zu verfolgen.  Was kann schon transzendent gesehen ein lumpiger Pilatus gegen unseren Heiland bewirken? Es wird Zeit, dass das neuzeitlich  begriffen wird, Neuzeitlich heißt also, Christus ist nicht für die Sünden der Welt gestorben. Wie schon gesagt, um deren Sünden zu neutralisieren, bedurfte es nicht seines gewaltsamen Todes, sondern nur seines autonomen Wollens. Sein Erlösungswerk braucht kein Opfer. Das verlangt Gott  nicht, der übrigens sehr früh in der biblischen Geschichte auf ein Menschenopfer verzichtet hat. Der dumpfe Opfergedanke (-mythos!) reicht bekanntlich zurück bis zu den Zeiten, da erstgeborene Menschlein irgend welchen Götzen geopfert wurden. Aber um diese Art von Opfer handelt es sich bei der Opferkonfiguration, die die Christenheit Jesu zugeschrieben hat, gar nicht, denn die Juden und Römer hatten weder eine  Vorstellung noch Absicht davon, den Gottessohn umzubringen als Opfer etwa für deren Gott- bzw. Götterwelt. Vielmehr wird gewissermaßen ein Selbstopfer induziert , das allerdings das Wollen der heidnischen Seite zur Voraussetzung hatte. -  Ich beschwöre: Ein 'Imperator der Welt', als was ihn die "Rechtgläubigen" darstellen, ist kein fremdbestimmtes Opfer.  -           

Letztendlich: Jesus hat durch sein Denken, Reden und Handeln in seinem Umfeld den Grund für seine Passion selbst gelegt. 

 

Wenn man vom Ölberg in Jerusalem aus ins Kidrontal hinunterläuft, gelangt man zum Garten Gethsemane. Gegenüber dieses Gartens mit uralten Ölbäumen steht eine im Innern nachtdunkle Kirche. Davor ist eine Skulptur platziert, ein Felsblock, der tief betroffen macht. Jesus ist als verzweifelte Gestalt über den Block geworfen, die nur eine Nachricht aussendet. VATER lass den Kelch an mir vorüber gehen. Keine Spur von freiwilliger Bereitwilligkeit, gepredigtes programmiertes Geschehen durchzustehen. Überforderung pur. Der Künstler war ein Genie an Deutung und Auslegung. Daher geht der Spruch "Im Kreuz ist Heil" gar nicht.  Das meint nicht, dass die Passion kein heiliges Geschehen gewesen sei. Aber das Kreuz ist ein übles, verabscheuungswürdiges Folterinstrument. Heilig ist der Kruzifixus. (Allenfalls sollte man präzisieren, dass Christi höchstpersönliches Kruzifix, in der Zisterne wiedergefunden, gemeint ist.) Also: "In seinem Kreuz ist Heil." Es ist einfach so: Das Tun und Lassen der damaligen jüdischen und römischen Justiz kann nicht die Kondition für das göttliche Wirken Jesu abbilden. Das Heil kommt sonach z. B. nicht durch ein Holzkreuz, das zur Überbrückung bis

zum Setzen eines Grabsteines auf einem Grab angebracht wird, das Gleiche gilt für das Sich-Bekreuzigen. Nochmals: Die Welt wird nicht durch die profane Passion erlöst, sondern durch den lebendigen, erlebbaren, Jesus. Als Jesus geboren war, um die Welt zu erlösen, hat niemand gewusst von seiner Passion, noch sich davon eine Vorstellung zu machen. Sie stand außerhalb des Vorstellungsvermögens. Das Raunen im A.T.  stellte sicherlich nicht ab auf eine Kreuzigung, diese unvorstellbare Tortur, die Menschen je ersonnen haben. So einfach ist das. Vor lauter pflichtgemäßer Leidbekundung über Christi Passion hat es die Christenheit, so ist zu befürchten, verlernt, die, nochmals, unvorstellbare Qual  eines Gekreuzigten konkret nachempfinden zu können zumal sie ja offensichtlich und abwegigerweise als gottgewollt gedeutet wird. 

Übrigens, ein anderes, wohl älteres Zeichen, ist der Fisch. Am Fuße des Amphitheaters in Ephesus kann man einen eingelassenen Stein besichtigen, der das Fischzeichen als Emblem zeigt. Auch aus Nicea brachte ich eine rund gefasste Kachel mit Fischschmuck mit. Die Geschichte der Verdrängung ist mir unbekannt.

Ein Letztes: Es heißt Christus sei ohne Sünde. Dann allerdings ist zu fragen, ob das Attribut "wahrer Mensch" zutrifft.

 

Nach Ostern 23: Ich sinniere über das Wirken Christi in heutiger Zeit. Dazu muss man Phantasie mobilisieren:

Was war am Anfang? Gibt es Unterschiede, Wandlungen zwischen dem irdischen und heutigen Christus? Sein wichtigstes Anliegen von Beginn seines Wirkens an: Glaubt an meinen Vater im Himmel, glaubt an das Himmelreich.

Ich möchte meinen, Christus ist auch heute noch  damit unterwegs. Es ist ja auch offensichtlich, dass sein Erlösungstun nur anknüpfen kann bei jemandem, der glaubt. Geht man davon aus, dass Christus Alle erreichen, erlösen will, wird er mangels Botschaftskontakten (fremde Religionen) sich auf das höchstpersönliche "Anstupfen", markieren gewissermaßen,  beschränken müsssen. Was mit einem Angestupften passieren muss, bleibt für uns im Dunkeln. Vielleicht muss der Angetippte gar nichts davon merken. Wichtig ist das Auserwähltwerden für die Erlösung und der himmlische Einfluss auf den individuellen Geist.

 

 

Maria

Zur Weihnachtszeit  2021 übertrug das Fernsehen ein Gemeinschafts-Singen in HH. Viele Jugendliche sangen mit glühender und unbändiger Verve  und Freude "Maria durch ein Dornwald ging". Ich machte mir Gedanken über das Motiv dieses Liedes und fand sein Alter bemerkenswert (17. Jhdt.) wegen der Korrelation zum Dornwald. Hat der Text Bezug auf Marias Geschick? Warum wurde Maria überhaupt mit einem Dornwald assoziiert?

 

Ich liebe Maria. Auch Luther war ihr Fan. Seit Jahrzehnten steht eine gotisch gefasste  Madonna , in Regensburg gekauft, in meinem Esszimmer.

Als sie mit Jesus schwanger war, bedeutete das, dass sie gesellschaftlich out war. Umso mehr muss man den Josef bewundern. Ich vermute daher, dass Maria ein außerordentlich schönes junges Frauenwesen war. Ich bete, seit ich mich erinnern kann, täglich zu ihr. Ich glaube, dass der Heilige Geist bei Jesu Zeugung involviert war. Wie auch immer.  Aber deshalb hat Jesus zweifelsfrei doch einen menschlichen Vater, wer immer das war. Ich notiere übrigens, dass Paulus in Gal. 4.4 es bei einer "Frau" belassen hat und nicht  von einer jungfräulichen schreibt. Im Chrismon hat vor vielen Jahren ein Autor die Meinung vertreten, dass Maria bei einem Verwandtenbesuch vergewaltigt wurde.  Das mag deshalb zum Thema geworden sein, weil der biologische Jesusvater hartnäckig existenziell verleugnet wurde. - Aber immerhin war es ein Mensch, der von Gott ausgesucht wurde. In einer Leserzuschrift an eine Überregionale wurde behauptet, dass es sich um einen römischen Legionär gehandelt habe. Wie dem auch sei: Während bei der Maria die Genealogie bemüht wird (Anna), wird die Existenz des biologischen Vaters verneint, tot geschwiegen, verhüllt, geleugnet, obwohl der gesunde Menschenverstand sich sträubt, kirchlichen Dogmen, die ja völliger Aphasie unterworfen sind,  zu folgen. 

Das halte ich für ungerecht, wenn nicht gar füt einen Affront gegen Gottes ureigene  Schöpfungslösung, eine mit Nichtwissen untelegte anmaßende theologische Deutung der Heilsgeschichte.

 

Abendmahl 

Der Abendmahl-Saal in Jerusalem wurde über Jahhunderte als Moschee genutzt. Nur wenige byzantinische Architekturelemente sind noch vorhanden. Das jüdische Abendmahlritual ist reich ausgreifend. Jesus hat heilsgeschichtliche Elemente hinzugefügt. Man muss wissen, dass Jesus sich seiner göttlichen Attribute entäußert hat, wie genau kann ich nicht erklären, weil ich nur Laie bin, womit in der Passion kein Gott gekreuzigt wurde, sondern nur ein Mensch. Die Einsetzung des Abendmahls geschah also nicht durch einen Gott, sondern von einem, der von der heidnischen und jüdischen Welt schwer bedrängt war, so sehr, dass er damit rechnen musste , umgebracht zu werden. Der Mensch Jesus hatte aber dabei keine Gewissheit. Das muss beachtet werden, wenn die jeweilige irdische Gegenwart Leib und Blut Christi von den Christen assoziiert werden. Die Logik zwingt dazu festzuhalten, dass die Einsetzung unter dem Vorbehalt des Eintreffens der Tötung stand. Das tut der Gültigkeit keinen Abbruch und die moderne Faselei, dass Jesus nicht wiklich am Kreuz gestorben ist, ist ein Produkt pseudowissenschaftlicher Phantasie.   Zum Deutungsstreit der katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen, was denn nun die Hostie sei, meine ich kurz und bündig: Wenn die Einsetzungsworte zur Verwirklichung einer  priesterlichen Beschwörung bedürfen, dann ist für mich etwas hermeneutisch faul. Und wenn sie als Symbol begriffen wird, dann werden Worte Christi nicht ernst genommen.

 

27, München 1962, eben Mutter geworden
Nun 50, Skihütte CH Oberalppass, Thomas, Ski-Ass, 2008 gestorben.
Renate - Glückliche Jugend, Verlobte
67 geworden, Skiferien 2002 Galtür Silvretta, A, Tirol.
Renate Lang, 75. Eben beginnt ihre Demenz.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die älteste Freundin der Renate, jung eine bildschöne Frau, wurde im dritten Lebensjahrzehnt Witwe. Sie heiratete nicht mehr. Ihr Mann ertrank im Ammersee, als er seinen kleinen Sohn vor dem Ertrinken rettete. Also diese Irmgard erzählte mir, dass sie das sich anschließende Leben nur ertrug, weil sie ihren Mann immerfort als um sich seiend erlebte. Bei meinen nun täglich gewordenen Grabbesuchen auf dem Friedhof widerfuhr mir nichts Derartiges. Wo war die Renate Maria? Einfältig verlangte ich vom Hl. Antonius eine Auskunft. Sie traf ein vier Tage später, so: Jeden Sonntagmorgen bringt der SWR4 Klassik. Nichts Schöneres, als dabei in der Badewanne zu liegen. Zögernd wurde mir plötzlich bewusst, dass, selten genug, ein Tenor den herrlichen Refrain sang „… denn ihrer ist das Himmelreich.“ Verse und Melodie aus der Oper "Evangelimann" von Kienzi (Uraufführung in Berlin 1895 - ihr Hintergrund ist hochinteressant >> Wikipedia.) Ich stieg aus der Wanne und schlug im Evangelium nach: Welcher Seligpreisung war dieser Refrain zugeordnet? Den geistlich Armen. Gleich die erste. Die Kommentare hierzu im Netz sind unendlich vielfältig, weil sie halt den Heutigen reichlich Kopfzerbrechen macht. Mir nicht. Das „lich“ strich ich und argumentierte mir die geistige Armut zur Demenz zurecht. Was ist diese anderes? Christus wurde mit der Demenz wohl nicht konfrontiert; die Menschen starben, bevor sie sich zeigte. Ich glaube, dass er heute nicht mehr von ominösen geistlich Armen spräche, sondern diese Altersplage direkt erwähnt hätte. Sonach hatte ich also die Richtung weisende Antwort bekommen. Auskunft per Gesang für die sangesaffine Renate Maria, die ja zum Berg der Seligpreisungen am See Genezareth gepilgert war. Man merkt, dass ich alle nur zu erspähenden Indizien kaperte, was meine Verzweiflung verdeutlicht und offenbart.

 

Das hob eine Weile. Bis ich wiederum die Kommunikationsmöglichkeit mit meiner Frau zu vermissen begann. (Das Folgende offenbare ich, um der Epik, protokollarisch dezidiert, weil ja verpflichtet, prosaisch Genüge zu tun.) Und sie erbarmte sich: Alsbald hatte ich einen Morgentraum, so intensiv wie Jakob, der spätere Israel, mit seiner Himmelsleiter. Ich kann mich so auf Anhieb an keinen einzigen gehabten Traum in meinem Leben erinnern. Weg. Schon nach dem Aufwachen. Aber dieser, der brannte sich ein. Ich erlebte die Verstorbene als Auferstandene, in einer Traueratmosphäre, die geradezu schmerzhaft dicht war. Was sah ich, was kann ich mir jetzt ohne Schwierigkeit wieder ins Gedächtnis einblenden? Sie kauerte mir gegenüber, nicht gänzlich nahe, etwas Distanz. Nackt, ästhetisch, völlig unerotisch, alterslos. Kein Wahnsinn im Gesicht. Für mich eine Manifestation ihrer jenseitigen Existenz. Das Bild löste sich auf. Ich erwachte, völlig verwirrt. Und ungläubig, voller Zweifel über die Wahrscheinlichkeit des Gesehenen und Erlebten. Reflexartig wieder Zuflucht zum Hl. Antonius. Konnte das sein? Spielte mir mein Gehirn einen Streich? Und wieder bekam ich Antwort. „Du hast gesehen, was Du glaubst.“ –  Ich gestehe, diese Eingebung oder Botschaft irritierte mich völlig. Bis heute kann ich das Antonius‘sche Statement nicht verinnerlichen, bis heute weiß ich nicht, ob ich es mit einer Eingebung oder einer Botschaft zu tun habe. Warum? Weil mein Gehirn eine theologische These, der ich irgendwann bei einer Predigt begegnet bin, gespeichert hat, die Aussage, dass der Auferstandene nur von Menschen gesehen wurde, die glaubten. Möglicherweise fungiert der Glaube für das Erscheinenkönnen als Conditio sine qua non, andernorts schon gesagt. Vielleicht griff mein Gehirn, mein Unterbewusstsein, auf diese Deutung eines bestimmten „Sehens“ zurück. Aber ist ja auch nicht so entscheidend, denn die Erscheinung trägt nach wie vor. Weil ich gewillt bin zu glauben. Und: In meinen täglichen Träumen kommt die Renate zigmal vor, aber nur in einer unspektaktulären angepassten Weise. Nicht, nicht so, wie zuvor geschildert. Allerdings darf der Glaaube sich nicht dem Skurrilen zuwenden; er darf nicht unmündig machen.

Jedoch: In den Evangelien sagt Jesus, als er eine Heilung vollbrachte, "Dein Glaube hat Dir geholfen!" Sonach war der Glaube daran, dass Jesus heilen kann und wird, der Wirkfaktor bei diesem Geschehen? ER nur indirekt? Ich las: der eigentlich Handelnde ist Gott. Wenn es so wäre, dann ist das Phänomen des Placeboeffektes (nahe einem Drittel!) nicht nur ein geheimnisvolles psychosomatisches, sondern möglicherweise auch ein göttlch unterlegtes. Niemand könnte mehr reden von unmöglichem Geschehen!

Ich habe meiner fränkischen Telefonfreundin Nadu, spiritistisch offen, Frankenwürfel-prämiierte Dialektdichterin, Malerin, früher freie Mitarbeiterin des BR - (googelbar nadu schmidt, Nürnberg - Laudatio des Regierungspräsidenten von Franken) davon erzählt. Wir lernten sie kennen auf einer Reise nach Istanbul, Troja, Pergamon (wo die Renate den ursprünglichen Standort des Pergamonaltars, der in Berlin steht, besichtigen wollte), Bursa, Nicea (Izmik). Als die Kreuzfahrer Byzanz eroberten, 1204, bezog der Kaiser dort seine Residenz. Konstantin der Große berief nach dort das Konzil ein 325, das das erste Glaubensbekenntnis verkündete. Spontan kommentierte diese treue Seele das Erzählte mit einem einzigen esoterischen Wort: "Separation", sie sprach das Wort französisch aus. Bei ihr war der gesehene Leib meiner Frau ihr „Astralleib“. Offensichtlich ist sie tiefer in spiritueller Spekulation bewandert als ich. Und ich hatte also ein "Auch"-Erlebnis.

  Schon profan neugierig hatte ich in spiritistischer Hinsicht noch eine offene, mich beschäftigende Frage an den Antonius. Wie ist es, kann man dem „Umsichsein-Gefühl“ nachhelfen? Dass man es so richtig empfindet? Etwa wenn man an eine(n) geliebte(n) Verstorbene(n) denkt oder gar am Grab seiner/ihrer gedenkt‘? Auch hierzu bekam ich eine Antwort in den Kopf, in welche Schublade, Botschaft, Eingebung oder Einfall (welch Letzterer m. E. keine Vergangenheit hat) man sie auch immer steckt. Hier soll die profane oder auch transzendente Deutung des Phänomens unhinterfragt offen bleiben oder, was gar in meinem Kopf als Eigenbau installiert wurde: „Deine geliebte Renate Maria ist nicht deshalb um Dich, weil Du an sie denkst, eine wie auch immer geartete Kommunikation pflegen willst. Nein, Du beschäftigst Dich mit ihr, weil und wenn sie um Dich ist.“ Der Impuls zum Ob und Wann ist also transzendent gesetzt. Die irdische Logik sagt, wenn das stimmt, dann muss man nicht in sich hineinhorchen, sich vergewissern, sich mühen, um zu fühlen, ob ein erwünschter transzendenter Kontakt überhaupt möglich, eine Resonanz zu fühlen ist. Gar noch ein Weiteres: Was, wenn einen das Drüben, um nocheinmal Hesse zu bemühen, uns unmittelbar umfängt? Dann wäre die  Erzählung der Irmgard gedeutet. Keinesfalls ist diese Sichtweise abwegig, denn die Jenseitigkeit ist nicht immanent, sondern eben transzendent. Ihr eignet keine räumliche Einengung, Abgrenzung gegenüber dem Diesseits. Diese Jenseitigkeit hat auch den Namen Himmel, milliardenfach seit mehreren Jahrtausenden angerufen. So wäre er denn in jedem Wohnzimmer, so man ihn hereinlässt, m.a.W. das Himmelreich ist überall dort, wo ihm Raum gegeben wird. Was wissen wir darüber, wie weit die Kraft der menschlichen Vorstellung reicht? Vielleicht ist sie nicht nur fähig, Raum zu geben, sondern auch Raum zu schaffen?

Meine Sichtweise: Die Wand zwischen Diesseits und Jenseits ist porös, also durchlässig. Die Dichte im Jenseitigen, dargestellt als Fürsorge und Erhörung, ist potenter als die diesseitigen Anfragen und Anrufe (die mit Kommen belohnt werden), die Gebete, das Gedenken, so dass man das Bild der Osmose bemühen kann, Diffusion vom Himmel zum Hier. So entsteht da eine immaterielle Anwesenheit, also freier Wechsel und Austausch als Kommunikation, wogegen uns sogar die Sicht in den Himmel verwehrt bleibt. Wenn nicht ein schon gekommener Himmel uns schon mal ahnen lässt, wenn nicht der Himmel mit Jesus bereits in die Welt hineinragt. 

Ach ja, es brannten sich ein noch weitere drei Bilder, unvergleichlich wegen ihrer erschließenden Aussage. Bis vor kurzem steigerten nagende Zweifel meinen Kummer ins Unermessliche. Daher möge man die gegengerichtete Tendenz und den Duktus der Thematik, die ich in den Bildern erkannt habe, beachten (traurig, freudig, fröhlich). Aber überhaupt: Ich frage mich, sind der Epik bestimmte Postulate inhärent? Per se? Oder müssen solche einfach kreiert und zugeordnet werden, nach Bedarf und Erfordernis? Verlangt Episches die Preisgabe von literarischen Belangen? Darf man solche unerzählt mit ins Grab nehmen? Auch wenn man dessen gewiss ist, dass nicht nur Neugierige, sondern ernsthaft Interessierte erwägen wollen, ob Preisgegebenes pure Phantasterei oder möglicherweise doch ernsthaft hintergründig ist?

Um was es konkret geht? Die empfangenen Bilder könnten halt doch jenseitigen Urprungs sein, Wahrscheinlichkeit hin, Glaubwürdigkeit her. Ich meine, dass ihre Nachricht ja gar nicht intim ist, man muss sich ihrer nicht schämen. Und wenn jemand von Anwandlungen der Lächerlichkeit befallen wird, dann nur zu.

Also, ich will nichts, was bereichernd erzählbar ist, mit ins Grab nehmen. Bild zwei lässt erkennen, dass es im Himmel keine Demenz gibt. Meine „erlebte“ Auferstandene spricht dezidiert. Und sie greift nach meinem rechten Unterarm, um meine Hand an ihr Herz zu ziehen. Trotz der Nähe war ihr Gesicht nicht zu erkennen, was ich als ein Indiz der Authentizität einordne. Bild drei zeigt die Verstorbene auf einer kleinen Erhöhung stehend, von wo sie mir, dem Hinterbliebenen, eifrig deutlich akzentuiert zuruft, dass sie mir vom Herrgott als Auferstandene geschenkt sei (Man kann sich ja irren, aber möglicherweise ist sie eine der sicherlich wenigen Auferstandenen, die der Welt erzählten, dass Gott sie auferweckt hat. Wie dem auch sei. Ich weiß von keinem Papst, der das je getan hätte.) und das vierte Bild, lässt eine kichernde Auferstandene überfallartig über mich, der ich im Wohnzimmer in ihrem Sessel sitze, umarmend fallen, um lachend zu fragen, ob ich sie denn liebe. Bild drei erlebe ich als "Gottesgeschenk" und alle als Vis-a-vis. Bei diesen Traumsignalen war die Verstorbene die aktiv Handelnde.- Nun ist es also heraus. Ich sehe, dass der Hauptgrund der Hemmnis die Scheu davor ist, für einfältig gehalten zu werden. - Ein fünftes Bild, noch nicht sehr alt, macht mir Kopfzerbrechen beim Deuten. Es geht um eine Darstellung, die Bachs Musik, lautes gemeinschaftliches Beten im Gottesdienst, verbales Kommunizieren mit himmlischen Gestalten tangiert. Ratlosigkeit halt. Ich kann eine Deutung nur versuchen. Vorab, ich erlebte das Bild nun als "Draufsicht".

Ich bat meine Auferstandene, für mein Restleben die Regie zu übernehmen. Dass sie im Traumbild am Volant sitzt, korrespondiert damit. Ich erinnere mich, dass ich vom Beifahrersitz auf sie einsprach. Sie zeigte jedoch keine Reaktion, ja, es war deutlich, dass sie gar nichts hörte, möglicherweise mein Dabeisitzen gar nicht wahr nahm. Wohl aber erschien das Antlitz wach und aufmerksam. Zwischen ihr und dem Beisitzer, den ich nur als Betrachter als mein Ich identifizierte, war also eine unsichtbare Wand. Laute konnten sie nicht durchdringen.

Wenn dem Geschehen Substanz innewohnte, kommt eine Deutung zum Erkennen, dass eine Bach’sche Musik nur in die Jenseitigkeit in metaphysischer Art transponiert werden könnte, ein laut gesprochenes Vaterunser unhörbar bliebe, wenn es so etwas nicht gibt. Bleibt die Hoffnung, dass das unterlegte gedankliche Geschehen die Trennwand durchdringt, es sehr wohl schließlich erhörbar ist. Man kann aber auch die Botschaft herauslesen, dass nun Schluss ist mit transzendentem Traumaustausch. So ist es ja auch schon lange.

Dass das klar ist: Hier kennt man sehr wohl den Unterschied zwischen Wissen und Spekulation, ja Phantasterei. Mich erfüllt aber eine literarisch unterlegte Lust am Ausmalen. Und ich habe einen großen Namen als Zeugen: So, wie für den Aquinat Thomas das Schauen und nicht das Begreifen als entscheidend erfahren wurde, so auch das "Erleben" der hier geschilderten Träume.

 

Das erste Bild, es ist oben beschrieben, ist benannt mit „Trauer und Trennung“. Ich habe meine ganz arg geliebte Gattin (Das Wortpaar "ganz arg“ wählte sie auf dem Sterbebett.) erlebt als – nun – Freundin , Verlobte, Braut, Gattin, Mutter meiner Kinder, Gefährtin, Kranke, Demente, Sterbende, Tote, Begrabene und – Auferstandene. Kann man mehr Facetten erleben? Ihre neue Rolle verhindert, dass ich Witwer bin. Ich bin schlicht mit einer Auferstandenen verheiratet. Einfach so. Denn sie „lebt und ist Teil des Jetzt“ (Hisham Matar).  Es sei nun gesagt: Wenn es keine Auferstehung gibt, dann auch keinen Herrgott, keinen lebendigen Christus, keinen Himmel, eben nur kosmisch  universal dimensionierte Materie und Energie. Denn: Dreh- und Angelpunkt ist die Auferstehung, nicht das Erlösungswerk. Weil: Ohne Auferstehung wäre die persönliche Sündenlast irrelevant, bedeutungslos. - Bleibt übrig zu fragen, ob eine Rechtfertigungslast der Menschheit gut- oder schlechthin auch bei fehlender Auferstehungszusage  gegeben ist.  Aber gegenüber wem wenn es doch keinen Himmel gibt? Einer verlangbaren Moral?

Und: Ich glaube zutiefst, dass Auferstandene, wie der Himmel überhaupt, in der Lage sind, die menschliche Traumwelt als Medium zum Korrespondieren mit geliebten Hinterbliebenen zu generieren. Wäre es anders, müsste man die Jakobsche Leiter zum Himmel als Traum und Erzählung aus der Verkündigung herausnehmen. Aber selbst wenn Traumgebilde vom Unterbewusstsein konstruiert werden, dann fungiert eben, das glaube ich, dieses als Mittel zum Kommunizieren. Aber zu Träumen noch eine Anmerkung: Ich registriere, dass Träume, in denen die Verstorbene vorkommt, immer dann in eine schreckliche Wirrnis führen, wenn ich der Agierende bin, wogegen ihr Traumhandeln die Sonne aufgehen lässt.

 

Wenn der Auferstandene eine Interpretationsfigur ist, nicht per se, sondern weil die Glaubensbereitschaft und -basis bröckelt, apert, wenn die Hermeneutik des Berichteten Irritationen induziert, - der Autor dieses Essays  enthebt sich allen Fragen, indem er schlicht von der anderen Seite des Themas herkommt. Er frägt: Ist dieser Christus personal als lebendig erfahrbar? Und da kann er bezeugen: Ja, er ist als Garant der Erlösung gewiss. (Man kann als Toter nicht zur Rechten Gottes sitzen, vielmehr muss man den Tod überwunden haben.)

 

Also, diese Jesusfigur, über die man im NT umfänglich informiert wird, ist schon für den Laien zumindest geheimnisvoll. Man sollte sie nicht plakativ zu verstehen versuchen.  Wenn wir daran festhalten, dass Jesus "wahrer Mensch" war,  kann man erwarten, dass er auch menschlich dachte und empfand. Das gilt auch für sein Verhältnis zu seinem "himmlischen Vater". Schon früh als Knabe hat er sich mit dem alttestamentarisch präsenten "Gott" befassst, so, dass er im Tempel des Salomon auf Augenhöhe mit den Schriftgelehrten diskutieren konnte. Je mehr er wohl sah und begriff, wer und was Jehova eigentlich war und ist, desto intensiver und mystischer mag seine Beziehung zu diesem Gott ausgeprägt worden sein. Intuitiv und voller Zuneigung gerät dieser Schöpfergott zu seinem "himmlischen Vater". Wenn er aber so empfand, dann wird er es kund gemacht haben wollen. Es ist kein großer Schritt mehr bis zur Folgerung, dass im Kehrschluss eine Gottessohnschaft Jesu postuliert und erkannt wird: dezidierter: Die Gottessohnschaft ist eine Funktion der Gottesvaterschaft. Ohne letztere keine erstere.

 

2016: Ein Jahr nach dem Sterbetag gibt es etwas Vollendendes zu berichten: Zu meinem 26. Geburtstag 1956, zwei Jahre vor der Hochzeit, schenkte mir meine Freundin Renate, 21 Jahre alt, das rund anderthalbtausend Seiten umfassende Werk "Weltgeschichte" von Veit Valentin. Es stand sechs Jahrzehnte im Regal, gelegentlich in die Hand genommen, wenn ich einem historischen Bericht oder Geschehen begegnete, um den Hintergrund zu erfahren. Nun, an meinem 86. Geburtstag begann ich, das Werk Seite für Seite zu lesen. Was für ein Lesegenuss! Was für eine fulminante Diktion! Was für ein später Reichtum! - Ihr Widmungseintrag: "So viele Seiten! Und mich dazu. Was für ein Reichtum!" Einer, der einmal einen Monatslohn gekostet hat.

Das Grab der Auferstandenen

Heute, am 20. Juli 2018, wurde der Grabstein gesetzt. Er ist ein persönliches Monument. Er gehört ihr allein: Schneeweißer griechischer Marmor, leuchtend im Abendsonnenglast. Das Mal überträgt die Silhouette der oben berichteten erstmalig gesehenen Traumgestalt in Stein. Wenn ich sie mir neben dem Stein stehend vorstellen will, brauche ich keine Vision oder Imagination zu bemühen. Es bedarf nur der realen Erinnerung an diesen ersten Traum. Das Wort 'Auferstanden' meint, dass sich in diesem Grab vom Ich der Verstorbenen kein Gran befindet. Ihr Ich lebt im Himmel.

 

Ostern 2020. Jedoch: könnte es sein, dass dieser Stein wegen seiner Form , seiner Intention, seiner Aussage, die Verstorbene "repräsentiert"? Muss ich ihn mit veränderter, "aufgewerterter" Einschätzung berühren?

Es gibt ein Buch mit dem Titel „Ich ist nicht Gehirn“ von einem Philosophen, auf dessen Wissen und Denkart ich mich nicht einlassen möchte, weil ich halt ein Laie bin. Ebenso wenig will ich mich mit dem Titel auseinandersetzen.

Aber abgleichen darf ich mit meinem Empfinden. Und da ziehe ich mit dem Titel gleich: Zwischen Ich und Gehirn zu unterscheiden, tue ich schon etliche Zeit. Soll aber nicht heißen, dass ich damit versuche, eine Stufe in die gängige wissenschaftliche Erkenntnisebene zu tun. Das schlüge eh fehl.

Ich leide geradezu darunter, dass mein Hirn etwas denkt, was mein Ich bleiben lassen möchte. Von da aus bis zu der Erkenntnis, dass das Gehirn nicht das Ich ist, ist der Weg so kurz, dass man nicht genial sein muss. – Kommt etwas mehr Erkenntnis heraus, wenn man umgedreht formuliert? Ja! Denkt man an die Demenz: Das kranke Hirn zerstört nicht das Ich. Auferstandene können daher nicht dement sein. Hier soll auch der Schritt gewagt sein, das Ich und die Seele gleich zu setzen, zu meinen, dass sie identisch sind.

 

Schon wieder habe ich von einem Traum zu berichten. Das Berichten ist das Anliegen. Von dem Traum mag jeder halten wie er’s will. Er liegt schon länger zurück. Jetzt im Februar 18 kann ich ja sagen, dass ich, wenn’s denn geschieht, mein 89. Lebensjahr angetreten habe. einigermaßen gesund und rüstig.                                                            Zwei Deutungen legte ich mir zurecht. Aber zuerst der Traum. Vor einem Park stand ein antiker Torbogen. Darunter, ich, der ich mich auf dem gegenüber liegenden Gehweg befand, unverwandt anschauend, meine Gattin.                                                                                  Zuerst meinte ich, dass sie mich  fragen will, wann ich denn endlich nachkomme. Dann fiel mir ein, dass nach herrschender Laienmeinung es im Transzendenten, sprich Himmel, keine Zeit (Ob diese These  wahr ist, sollte diskutiert werden. Denn wenn man von einer jenseitigen Existenz ausgeht, einer solchen das Andauern zubilligt, z. B. die von Christus - ewig! - dann kommt man ohne "Zeit", die aber unmessbar bliebe, aus Gründen der Logik nicht zurecht. Also kein Sein ohne Zeit.Oder mit anderen Worten:  Das Sein - auch jenseitiges - verlangt Andauern. Und Dauer ist ein Zeitbegriff.) und kein Warten gibt, dass sie als Auferstandene jederzeit (sic!) bei mir, dem noch irdisch Verhafteten, anwesend sein kann.

Also meine ich in modifizierter Deutung sagen zu können, dass, wenn es dann nächstens so weit ist, sie mich an diesem Portal erwarten wird. Diese Deutung verscheucht jegliche Angst.

Überhaupt die Angst. Angst wovor? Dass eine Imagination und der Glaube eben keine Wirklichkeit vorgauckelt. Gewiss ist, die Angst korreliert mit dem Glauben (je größer dieser, desto kleiner die Angst), mit der Liebe (je größer, desto größer), mit dem Zweifel (je größer dieser, desto größer). Ein Eigenleben führt die Angst davor, dass man unterschwellig die  Möglichkeit, der Gegenstand, der Inhalt oder das Objekt des Glaubens könnte der Wirklichkeit nicht stand halten, weil halt alles ganz anders ist, nicht einfach außer Betracht stellen kann. ("Alles oder Nichts" siehe weiter oben.) So gerinnt der Glaube zur Hoffnung. (Es erhellt doch wohl, dass diese Gedanken nicht nur wegen der Leserschaft, die ja aus allen Erdteilen kommt, angestellt wurden. Vielmehr verfolge ich das Bestreben, mich eigener Unsicherheit zu entledigen.) Der Austausch des Zweifels gegen Gewissheit, hat einen hohen Preis: Das irdische Leben.

 

Heute, es ist sehr heiß, traf ich die noch nicht sehr alte Witwe des Nachbargrabes. Sie deutete an, dass ihr der Besuch des Grabes einige Mühsal bedeutete. Sie könne das Andenken an ihren Mann besser zuhause pflegen.

Jedem seine Manier, doch beschäftigt mich das Wort "Andenken". Geht es um ein irgend geartetes Andenken? Pflegen wir denn als Christen ein Andenken an Jesus, damit man ihn nicht vergisst? Geht es nicht vielmehr darum, mit ihm im Hier und Heute zu leben? Verhält es sich nicht gleichermaßen um das Zusammenleben mit dem Verstorbenen, beim Gatten, der Ehefrau, den Eltern, den lieben Geschwistern?

 

Ich werde im Advent 2018 zum Grübeln angehalten. Die Sache mit der Auferstehung lässt mich nicht los. Das kommt daher, weil ich zwar Mirakel nicht einer bewiesenen Denkweise zugänglich machen will, sondern einer gewissen Logik und, ja, auch Ratio..

Als Jesus vor seiner Kreuzigung das Abendmal stiftete, sagte er nicht „nehmet und esset, dies Brot und dieser Wein bin ich“, sondern er sprach von seinem Leib und seinem Blut. Die Hervorhebung des Körperlichen ist sicherlich beabsichtigt, denn kein Ich ohne Leib. Bei seiner Auferstehung spielt wiederum das Leibliche die sichtbarste Rolle.

Und auch in meinen geschilderten Träumen nach dem Sterben meiner Frau vor dreieinhalb Jahren ist die Szene besetzt vom Leiblichen, allerdings nun des jenseitigen. Ich wehrte mich immer instinktiv gegen die Rede von der unsterblichen Seele, eigentlich nur, weil sie gemeinhin nur „geistig“ begriffen wird. Aber das greift zu kurz. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass sie auch leiblich zu begreifen ist, immateriell wie der Geist. Das führt zum logischen Schluss, dass das Ich als immaterielles Wesen von der Zeugung an dem Ich diesseitig immanent (wiederholt: als Gegensatz zum Jenseitigen) ist. So ist denn ein abgetriebenes Wesen nicht einfach „beseitigt“: sondern gezeugt und immer Wesen und von Gott gehalten..

 

Ostern 19. Die Paradiesverheißung Christi am Kreuz für den Schächer, das "Heute", knüpft, so verstehe ich's, an diese Seele an. - Die Auferstehung an Ostern schildert das göttliche Geschehen um Jesu Leib als singulären, mirakulösen Akt, vorbehalten für Gottes Sohn. Bleibt letztlich die Folgerung, dass die Seele Christi, unsterblich auch sie, nie dem Tode anheim gefallen ist. Was, wenn Jesus aus eigener Göttlichkeit und Macht im Grabe den Tod fern von sich gehalten hat?

 

Aber die These über die Unsterblichkeit der Seele macht Schwierigkeiten. Im Johannesevangelium begegnet man der Aussage, dass nicht jeder das Himmelreich, das ewige Leben also, erlange. Vielmehr ist erforderlich, dass man an Jesus glaubt, denn er ist der Zugang zum Himmelreich. Und nur wen Gott zu Christus hinführt, wird sein Jünger. - Was ist nun, wenn eine Seele außen vor bleibt? Welcher Status eignet ihr dann? Nach den Zeugen Jehovas haben diese Pech gehabt. Selbst schuld, salopp gesagt.  

Ist es also das, was in des Herrgotts Plankonstrukt vorgesehen ist? Oder hat der Johannes in seinem Evangelium versehentlich einen Knoten platziert? Daher eine hinterfragende Einschätzung des Johannes: Mutierte er im Laufe seines langen Lebens vom Jünger zum vielleicht ersten deutenden Theologen. Ist es so? Bedarf die Wahrheit der Deutung?

 

Allerdings stiften schlussendlich die Gesetze der Logik Verwirrung: Die Lehre der Auferweckung ist nicht vereinbar mit einer schon pränatal gegebenen Unsterblichkeit der Seele. Was nicht tot ist, bedarf nicht der Auferweckung. Es sei denn, die Unsterblichkeit ist nicht per se gegeben und Gott hält alles in seinen Händen, bewahrt die Seele vor der Urgewalt des Todes. Keine Festlegung für immer. Jesus hat am Kreuz bezeichnenderweise nicht zum Schächer gesagt: "Mein Vater wird Dich noch heute erwecken." Er sichert lediglich zu das noch heute erlebbare Sein im Paradies. Letztlich ist es ja auch nicht undenkbar, dass eine Seele dem endgültigen Tode ausgeliefert wird. Denn: In meinen Augen ist die Rede von der unsterblichen Seele ein profaner Umgehungsgedanke zum Postulat Christi, dass (nur) diejenigen das ewige Leben erlangen sollen, die an ihn glauben.

Seele, Seele, mag mancher zweifelnd murren. Nun, dann sagen wir dazu "Psyche". Schon liest es sich wissenschaftlicher. Und wer glaubt, psychosomatische Phänomene ignorieren zu können, wo doch viele Millionen Menschen Probleme damit haben? Und man staune: Schon der hethitische König Mursilis II (1334 - 1306) erwähnte in seinen "Pestgebeten" seine Seele.

Leider müssen die Lesenden noch weiters traktiert werden. Wenn die These, dass die Seele unsterblich sei, stimmt, dann folgt daraus ein Weiterleben nach dem Sterben "per se". Es wäre unabhängig vom Wirken Gottes in Sachen jenseitigem Leben. Oder es gäbe zwei Arten von Fortexistenz, eine deduktive, von Gott bestimmte, abgeleitete und somit "selige" Fortexistenz und eine solche bar aller Gottesbezüge, unselig eben. Das kennen wir aus archaischem Mythenmuster dank Mani. Man beachte: Hier wird nur eine gedankliche Ableitung vorgetragen.

Zum Advent 2020 noch ein Gedanke über den Glauben, der durchgängig hier so oft bemüht worden ist. Es heißt, dass der Glaube Berge versetzen könne. Das glaube ich zwar nicht, aber ich halte es für denkbar, dass Glaube als mächtige Kraft gestaltend fungiert, m.a.W. Verhältnisse modifiziert, gewissermaßen schöpferisch wirken kann. - Dabei muss man sich allerdings  klar machen, dass es keinen Glauben gibt ohne Zweifel.  Die sind Brüder. Fehlt dem Glauben der Zweifel, hat man Gewissheit erlangt. Sie aber bietet keinen Platz für Glauben.                                                                             Wenn allerdings nach evangelischer These der Glaube ein Geschenk und eine Gnade Gottes ist, eine gewährte Auferstehung den Glauben an Christus  bedingt, dann ist halt so gesehen Gott schon wieder der eigentlich Handelnde und Weichensteller.                                                                                              Nicht zu vergessen:  Dem Glauben kommt die Funktion zu, die Lähmung, die die Agnosis verursacht, zu überbrücken. 

Ostern 2021 begegnete ich Überlegungen, was heute die Taufe noch bedeutet und wurde mit der Erkenntnis konfrontiert, dass Kirchen hierzu  sich in Erklärungsbedrängnis finden weil die bisherige Deutung ausapert. Das passiert, wenn sie für alle Ewigkeit in Stein gehauen wird, ohne zu berücksichtigen, dass selbst Fels verwittert. Da will ich lieber Pragmatiker sein und die Taufe als Bitte an Gott verstehen, sich des Getauften anzunehmen und nach göttlichem unbegrenztem Willen alles zum Guten zu gestalten. Also keinen Status zu fixieren, der fortan das irdische und himmliche Geschick bestimmt. Gottes und Christi Gnade ist immerdar eigenwirksam.                 

 

Am 7ten 7ten 2022, dem 7ten Jahrestag des Sterbens meiner Gattin überkommt mich die Erkenntnis, dass während diesem meinem Restleben die ganze Zeit über nicht eine einzige freudige Regung in mir mehr geschah. Man liest so oft in der Literatur von visionären Erlebnissen und ich frage mich, ob eine zwar unwahrscheinliche aber vorstellbare Vision ihrer Gestalt immateriell doch aber als reales Seherlebnis fähig wäre, einen Funken Freude zu erzeugen. Wohl doch aber eben nicht realiter werdend. Und die bloße Vorstellung davon? Die Projektion produziert das blanke Nichts, denn die Vorstellung ist nichts als substanzloses Machwerk. Bliebe literarisch Bildgenerierung, Ausgangspunkt des Eintrages, nichts weiter.

Advent 22. Kennt Gott das Sterben eines Leibes aus eigenem Erlebnis? Das Sterben, die Einstellung der Lebensfunktionen, dürfte das geringste Problem sein. Nochmals: Man wird gestorben. Die Beschwerden aber, die der Leib zuvor auszuhalten hat - oft - , die mögen zu fürchten sein. - Macht es aber Sinn, Gott um Hilfe beim Sterben anzuflehen? Es geht ja "nur" um den Leib. Dem Ich, der Seele, kann der Tod nichts anhaben, Dank des Himmels Hilfe. Was Gott um das Sterben des Leibes weiß, wird wohl davon abhängen, inwiefern er beim Sterben Christi am Kreuz von dessen Leiden betroffen, in welcher Weise er unmittelbar eingebunden, m.a.W. was des Vaters Miterlebnis war. War Gott nur erschütterter Zuschauer, empfinde ich Zweifel, ob Gotteshilfe beim Sterbern trägt, das Bitten darum erhört werden kann - oder ob man es halt wie auch immer ertragen muss.  Mal sehen.

 

Ach, wie sehn ich mich nach Dir,                                                                    kleiner Engel! Nur im Traum,                                                                            nur im Traum erscheine mir!                                                                            Ob ich da gleich viel erleide,                                                                            bang um Dich mit Geistern streite                                                                  und erwachend atme kaum.                                                                              Ach, wie sehn ich mich nach Dir,                                                                    ach, wie teuer bist Du mir,                                                                                selbst in einem schweren Traum.                                                                                              JWG (nur in einer zeitgenössischen Abschrift überliefert)

Faust:

Alles ist sodann gefunden: Ich bin dein, und du bist mein;                                  Und so stehen wir verbunden, Dürft es doch nicht anders sein!

"...wir sterben zum Leben" (Hamsun)

Musa sagt: "Die wahre Liebe reicht über das Grab hinaus!" (Solschenizyn, Erster Kreis der Hölle)

  

Was kommt

 

Bald kommt der Tod herbei gerückt,

Gehet auf des Himmels Weite.

Beider Hold ist doch geglückt?

Bin an Geliebter Seite.

                                                         

 

Stellen Goethen in den Schatten.

Genießen göttlich Speis,

Gottbegnadet, in Art von Satten

ganz nach elysisch Weis.

                                                 EL

 

                                                

  Heda, was machst Du?

- Ich warte.

Auf wen wartest Du?

- Auf mein Weib.

Wann kommt sie?

- Ich weiß nicht.

Wo ist sie?

- Im Himmel.

Harre nicht ferner! 

- Ich will Geduld üben.

Gehe ihr entgegen.

- Ich kenne den Weg!.

 

 

Hallo, was machst Du?

- Ich bin - fortan - ewig.

Für wen bist Du's?

- Für meinen Mann.

Wann kommt er?

- Ich weiß nicht.

Wo ist er?

- Noch auf Erden.

Nur eine kurze Weile noch.

- Ich bin ihm nahe.

Harre seiend seiner!

- Alles hat seinen Lauf!

                                                                                                                                                                                                                                                                                       

Essay:

 

Todestraumata

 

Fast jeder Todesfall bereitet oft unerträglichen Kummer. Weder Erinnerung noch Zuspruch vermitteln Trost. Helfen kann eigentlich nur der Glaube an eine Auferstehung. Man kann sie so beschreiben: Gott tötet Thanatus, den Tod. - Allerdings wird die Auferstehung in unterschiedlicher Weise verkündigt. Einmal landet man unmittelbar im Paradies, zu einem Anderen muss man Äonen warten, bis man endlich in den Himmel gelangen kann und eine dritte bezeichnet den Tod als einen Neuanfang im Jenseits.                                                                  Eine Auferstehung in Christi Nachfolge und in babylonischer Manier jedoch begegnen einem als schiere Aporie, sprich, sie sind schlechthin unvereinbar. Das ist das Anfangsaxiom.

 

Vor Jahrzehnten wurde ein FAZ-Journalist, gestandener Tiefschneefahrer, von einer Lawine erfasst und eingemauert. Das Schicksal vermochte die Dinge so zu wenden, dass er gerettet wurde, nicht ohne ihm Gelegenheit zu geben, über den sich abzeichnenden unentrinnbaren Tod zu sinnieren. Seine vielen hunderttausend Leser ließ er an diesem Erleben teilnehmen, indem er auf einer Tiefdruckseite eindrucksvoll darüber berichtete und zwar in Ichform. Diese gefiel mir sehr weil sie Unmittelbarkeit gebar.

Die Lesenden mögen erlauben, dass auch der Autor dieses Essays per „Ich“ berichtet und meditiert, nachhaltig etwas skurril und heikel-persönlich. Der Autor ist lutherischer Protestant, skeptischer, zweifelnd gläubiger Christ, bereit, gleich zu Anfang zu schockieren: So wird kategorisch und vehement die Lehre abgelehnt, dass Gott letztlich der Kreuziger Christi ist, auf dass die Schrift erfüllet sei. (In Römer 8,32 kann Paulus diktiert haben, was er will.) Um die Frevel der Welt zur eigenen Last küren zu können, bedurfte es nicht einer "gottgewollten" Passion. Vielmehr ist das seine ureigene Entscheidung, ein Jesus-Diktum gewissermaßen. Um so deutlicher wird so das Verbrecherische  des Urteils zur Kreuzigung eines völlig Unschuldigen. Im Jammerruf "Oh Haupt voll Blut und Wunden" wird das deutlich, denn kein abschwächender Trost schimmert da durch, dass dies schließlich ja die Voraussetzug sei, das Erlösungswerk überhaupt bewerkstelligen zu können. (Es scheint: Etwas, das mit Früherem verschränkt dargestellt ist, dem wird möglicherweise eine gewichtigere Bedeutung zugemessen. So ist festzuhalten: Gott ist nicht der Intendant der Passion seines Sohnes. Es wird verdrängt, dass Jesus  so oder so gestorben wäre. Der Aquinat würde meiner Ablehnung wohl nicht zustimmen. Auch die "Zeugen" nicht. Und nach Occam kann Gott widersinnig handeln, halt anders, als der Ernst Lang hier meint.) Diese dräuenden Deutungen sind u. E. entstanden durch ausufernde Phantasien von Menschen, die, gegenseitig sich anstachelnd, Gottes Absichten und Tun nach ihrem Gusto formatiert haben möchten. (Von der Inspiration der Bibel durch den Hl. Geist wollen wir hier dann keine Inklusion sehen, wenn das individuelle Gewissen im fernen A. T. Unglaubbarem begegnet.) Denn: Ob Sündenbock oder Opferlamm - der Mensch hat das Verlangen, auf billige Weise, auf Kosten eines anderen Wesens eine weiße Weste zu ergattern, weil halt die Sünde gar zu sehr drückt! - So wurde, m.a.W. entlang der Jahrhunderte ein Mythos gestrickt, der schlicht abwegig ist, weil jegliche Ratio verleugnend. Nein, Gott hat Christus nicht ans Kreuz gebracht! Das war das Werk der Römer. Pesch charakterisiert übrigens Mk 8, 31 - 33 als konstruierte Szene. Jesus wird eine Prophetie in den Mund gelegt, "die sein Leiden .... als ein Geschehen auslegt, das dem Willen Gottes, wie er schon im A.T. voraus verkündigt wurde, entspricht." (Aber  seine Leidensandeutungen und -ankündigungen basieren, so glaube ich, weniger auf alttestamentarischer Prophetik als vielmehr darauf, dass er sich an den fünf Fingern abzählen konnte, was sein Wirken beim religiösen jüdischen Establishment auslösen würde.) Immer muss das A. T. herhalten! Mal als Resonanzboden (etwa Historisches), mal als Teufe (etwa Mose). - (Eine beeindruckende Teufe kann erlebt werden in der etruskischen Stadt Orvieto, im 60 m tiefen, begehbaren Pozzo-Brunnen.) Menschentexte, denen göttlicher Ursprung m. E. eben  abgeht, zumindest streckenweise. Göttliche Inszenierung, was ja Inspiration sein will, wäre im AT viel zu voluminös, mit viel Ballast behaftet. Denn es ist ja nicht zu übersehen, dass Gott sich andererseits zurück hält bei der Verhinderung von Übeln aller Art, m.a.W. nicht jeder Schriftsteller, Prophet genannt, konnte von Gott inspiriert sein, befasst man sich mit einzelnen Textstellen. Sie können sehr dürftig und, ja, substanzlos sein. Im Übringen: Die Texte wurden womöglich immer mal wieder modifiziert im Laufe der Jahrhunderte, so z. B. das Buch Jesaja, je nach den Einsichten der Herrschenden. Jedes Mal - zerstückelte - Inspiration? -  Nun: Selbst Paulus beschreibt das AT als "bedeckt" im 2. Kor.                                                            Ich sehe es so: Einmal weiß ich nicht, ob es im AT eine Textstelle gibt mit der Aussage 'Ich, die Textstelle oder gar das AT bin (sind) die Stimme(n) Gottes.' Vielmehr liegt wohl die Lehre der Inspiration darin begründet, dass die Schriftgelehrten den Texten eine Aura umgehängt haben, die angetroffen werden soll - über tausende von Jahren hinweg.   

So ist es denn tragisch und falsch, wenn Kreuz und Gekreuzigter synonym und identisch  als Quelle des Heils gesehen und gepredigt werden. So der Eindruck beim Laien. "Im Kreuz ist Heil" ist eine gedankenlos formulierte Formel. Allein der Gekreuzigte ist Ursprung des Heils.                                                                                       Zurück zu Jesus. Banal: Schon immer stehen Rechtschaffene unter Druck ihrer Umwelt, fast per se! Dahinter Gottes Regie zu sehen, ist tragisch fehlgeleitet..- Wie verträgt sich dagegen denn die Bitte Jesu, dass er den Kelch nicht leeren müsse, mit den Ansprüchen des A.T.? Warum das versuchte Anstemmen gegen das angeblich apodiktische, eherne Muss Gottes? Nochmals Pesch: Er nimmt Bezug auf die Menschlichkeit Jesu. Er habe sich zur Annahme seines Geschickes durchgerungen. Salopp gesagt war er also damit einverstanden, dass sein Vater ihn ans Kreuz schlug! Ich meine aber, dass seine Vorstellung das Kreuz noch nicht umfasste. Und dass sein Vater halt gar nicht die Absicht hatte, ihn dahin zu führen. Sondern es war schlicht die Bosheit der Menschen. Ist diese Bosheit nicht immer wieder zum Zuge gekommen - ohne bzw. entgegen Gottes Willen? Weil Gott halt nicht allmächtig ist, wie an anderer Stelle ausgeführt zur Theodizee (Begriff nach Leibniz). -

 

Ich will noch kundtun, dass ich mich noch genau daran erinnere, diese Stelle ist vorgelesen worden, als wir in Cäsarea Philippi waren. -

Das alles hindert uns nicht daran zu glauben, dass Christus bereit ist, die Schuld des Menschengeschlechts gewissermaßen zu neutralisieren, sofern man nur an ihn und an Gott glaubt. Jesus sagt, er sei dafür geboren (Ben Hur). Dieser Glaube gewährt die Gnade des Heils für den Einzelnen. So gelingt Rechtfertigung. Weil man ja Gott bitten kann, die Schuld zu vergeben, ist bei dieser Sündentilgung durch Christus Gott wiederum derjenige, der wirkt - genau wie bei den Heilungen. Entscheidend sind die ureigenen Intentionen des Erlösers und seines Vaters, losgelöst von menschlicher Sicht. Aber paradox: Eine Schuld, die Gott erbetenermaßen vergeben hat, kann doch nicht, obwohl nicht mehr existierend, als weiter bestehend Jesus noch als Last aufgebürdet werden, um dann willentlich sogar zum Holz zu führen, gewissermaßen, absurd! als Preis für Gottes geschehene Vergebung? Oder geht es um die Sünden, für die nicht um Vergebung gebeten wurde.

Das alles ist verrückt kompliziert und nur ansatzweise zu begreifen. Ist es nicht ein Trauerspiel, dass, um die Frohe Botschaft zu verstehen, diese akademisch studiert werden muss? Wer schafft das schon, so Zugang zum versprochenen Heil zu erlangen bzw. zu bekommen? Wer kann sich überhaupt trauen, ein fehlerfreies Wort zu riskieren? Ich sehe Analogien zur Jurisdiktion, die auch so komplex verfasst ist, dass nur Eliten zugange sein können!

 

Weiter mit mir. Also, alt, mit beginnenden Denkbeschwerden, keine klinischen Befunde zu Altersdemenz, aber der Name des Lawinenbedrängten ist nicht mehr erinnerlich. - Hin und wieder ist er irritiert über Mitmenschen, die er sehr oft auf dem Friedhof trifft. Das kleine, heimatlich anmutende, früher reichenauische Dorf, gelegen am Markelfinger Winkel des Bodensees, hatte dazumal fünf stattliche Mühlen, deren Wasserräder vom „Mühlebach“, lieber Mindelbach, denn er kommt vom Mindelsee auf dem Bodanrück heraus, um nach kurzem Lauf in den besagten Winkel zu münden, kraftvoll in Drehung versetzt wurden. Der Winkel, der früher regelmäßig zufror, paradiesisch für Schlittschuhläufer, ist nicht nur malerisch, sondern ein Gewässer, das zu meinen Lebzeiten schon etliche Leben abverlangte. Tragödien: Ein junges Paar, eingebrochen ins Eis, tot. Bei fürchterlichem Sturm wir, ein Segelkumpel und ich, glücklich an der Boje wieder festgehakt (nachdem ein exakt bemessener Aufschießer, d. h. in den Wind drehen, gelingen musste), sahen, wie nahebei, 60 m vor der Wysse, dort, wo man Grund unter den Füßen findet, ein Boot kenterte und sofort sank. Den Bootsführer zogen wir in unser Dinghi. Seine Mitseglerin war nicht mehr auszumachen. Tot, ertrunken. Allemal junge Leute. So viel Lokalkolorit.

 

Das Dorf ist voll von Witwen und Witwern. Seit mein Sohn Thomas seit 2008 auf dem selten schönen Waldfriedhof ruht, ergab sich eine gewisse Vertrautheit untereinander. Und kaum eine Begegnung verging und vergeht ohne Schwatz. Zu meiner Verblüffung begegne ich Frauen, die tief verängstigt Dinge wie das Fegefeuer thematisieren. Oder die Angst vor der Hölle treibt sie um. Wie soll uns etwas beunruhigen, was ein Zarathustra (Nichts gegen Z. Er war, schaut man etwas näher hin, ein großer Denker. Seine heutigen Anhänger, die Parther, werden als Feueranbeter verunglimpft.) schon im 7. Jhdt. v. Chr. sich ausgedacht hat, um die Menschen zu disziplinieren? Schlimm nur, dass noch vor gar nicht langer Zeit dieser Aberglaube von Kanzeln herab gepredigt wurde. (Überhaupt staunt man darüber, wie dürftig auf theologisch-wissenschaftliche Weise gewonnene Erkenntnisse in die Verkündigung einfließen.) Zwar hat Jesus zu seinen Lebzeiten ausweislich der Bibel öfters mit "ihr" und dem dort anzutreffenden "Feuer" hantiert, aber doch wohl metaphorisch. Immerhin wissen wir, dass die Oxydation des Elementes "C" ein irdischer Prozess ist und im Jenseitigen allemal nicht für einen solch vorgestellten Ort taugt. Besser ist es wohl, sich anstelle der Hölle einen "Nichthiimmel" vorzustellen. - Nun liegt seit dem Juli 2015 auch meine geliebte Frau dort, jahrelang zunehmend dement und von einem 18jährigen Lymphom befallen. Immer wieder frägt mich eine Witwe nach meinem Ergehen. Ich unterscheide beim Antworten nach dem Alter (junge Witwer sind übrigens gleich wieder auf Partnersuche). Ich gebe keine Auskunft, sondern verweise auf der Fragenden eigenes kummervolles Erleben und zeige auf, dass es ein gewaltiger Unterschied sei, ob man den Partner in noch jungen Jahren verloren habe oder ob dem Hinterbliebenen nur noch eine überblickbare Lebensspanne zugebilligt werden muss, weil er halt alt ist. Aber wenn ich nun hin und wieder von meinen transzendenten Eingebungen und Einblicken erzähle, dann erfahre ich ebenso hin und wieder Signale, dass dem Zuhörer und der Zuhörerin das Thema insgesamt nicht ganz geheuer ist, zumindest hat man sich „mit so etwas“ nicht eigentlich befasst. Auch musste ich bemerken, dass Bilder, die in den Leuten entlang der Zeit gewachsen sind, ungern modifiziert werden wollen durch Thesen Dritter. Das ist der Grund, weshalb ich lange zögerte, meine Homepage mit solchem zu bestücken. Und auch jetzt bin ich voller Scheu und Hemmung, obwohl ich davon überzeugt bin, dass meine Erzählung für Manchen hilfreich sein könnte, zumindest auf Interesse stößt. - Bei solcher Gelegenheit begegnet man dann auch versuchten Tröstungen mit dem Hinweis, dass die Erinnerung ja einem bliebe. Man kann aber mit keinem "erinnerten" Verstorbenen kommunizieren. So einer ist nicht lebendig. Keine Erinnerung kann gespürte Lebendigkeit vermitteln.

 

Zuvor sei für ein gewisses Verständnis für Art und Dimension gesorgt, indem eingestreut das Umfeld dargestellt sei, in dem sich Geschehen, Eingebungen (Einbildungen?) überhaupt entwickelt und erlebt werden konnten. Und es muss die Semantik bemüht werden bei Begriffen wie Eingebung und Botschaft. So wie sie dastehen sind sie eigentlich harmlos. Aber Eingebung kann semantisch gebraucht werden als etwas, was dem Gehirn halt „passiert“. Man hat eine Idee, gedankliche Eigenproduktion. Sie gerät so als Einfall zur narrativen Kernsubstanz. Ebenso semantisch muss aber daran erinnert werden, dass im Wort Eingebung das 'Geben' vorkommt. Und Geben hat einen Absender. Sie kann aber auch gedeutet werden, und jetzt wird es heikel, als übersinnliches Erkennen und Widerfahren so, wie die nebulös überlieferten Autoren der Bibel oder die Entstehung des Koran von den jeweils Gläubigen rezipiert werden. Genau mit einer solch schwierigen Einordnung schlage ich mich herum. Denn: Ein anscheinend jenseitiges Phänomen gebiert die Frage, ob es nur scheinbar existent ist oder substantiell einzuordnen ist. Es könnte sein, dass einem das Unterbewusstsein einen Streich spielt. Ich will gestehen, ich habe, trotzig, eine Entscheidung getroffen zur übersinnlichen Botschaft hin indem ich mich mit Glauben behelfe. Immer dann, wenn eine (vermeintliche) Botschaft diagnostiziert wurde, geschah dies unter einem höchst subjektiven Eindruck, nämlich mit der (vielleicht lächerlichen und für jeglichen Zweifel offenen) These, dass mein altersschwaches Hirn nicht fähig ist, solche Aussagen, wie wiedergegeben, jeweils als Geistesblitz erlebt, zu formulieren. Natürlich ist es fragwürdig, wenn man seine eigene Geistesleistung nivelliert, um Abstand zu Übersinnlichem zu gewinnen. Daher soll halt, was ja gar nicht anders übrig bleibt, der Leser spekulieren. - Auch mag manches Formulierte theologisch unkorrekt sein. Wenn das Lesen bei meinen persönlichen Empfindungen angelangt ist, wird deutlich, dass der Rückgriff auf Theologisches Verpackung, Beiwerk darstellt für zu berichtendes als eigen erfahrenes spirituelles Geschehen. 

 

Der hier am Untersee stets bemühte, allgegenwärtige, weil ja auf der drüben liegenden Höri ein längeres Bleiben und Leben im heutigen „Hessehaus“ stattfand, Hermann Hesse, hat sich im Alter obsessiv mit dem Sterben befasst und weil das viele Jahre des als Altern empfundenen Lebens so war, sprach er von einer „Kunst des Sterbenkönnens.“ (Auch meine Mutter hat dieses Wort gebraucht.) Gemeint ist wohl die Bereitschaft und diese eingehegt eben vom Alter, aber ungültig für den Moment des Sterbens. Da gelten andere Regungen. Hesse ist in einer pietistischen Familie groß geworden. Was mich am intensivsten berührte, war seine Erzählung über eine Buche in seinem Garten am Luganer See. Er beobachtete den Blattwechsel. Dieser geschah auf eine Weise, derer ich mir bislang nicht bewusst war oder die ich jemals wahrgenommen hatte. Die Blätter hingen nämlich noch im frühen Frühjahr fast vollständig am Baum, jedem Herbststurm und jeder Niedertemperatur trotzend. Bis dann die neuen Blattknospen im April begannen aufzubrechen und zielstrebig in der lauen Luft zu grünen. Und jetzt endlich ließen Baum und Blätter voneinander. Diese Beschreibung habe ich spontan als Metapher begriffen, Sinnbild für das endende irdische und des etwaigen anbrechenden neuen, nun jenseitigen Lebens. Mir ist daraus die Frage erwachsen, ob das Laub den Knospen Platz macht oder ob diese nachhaltig jenes vom länger seienden Baumwesen trennt, ob ein Jenseitiges das zäh verharrende sich anklammernde irdische Leben schlicht sanft mahnend verjagt (Man wird gestorben und es geht aber darum, das Sterben jenseitig zu überleben. - Dies ist das Thema hier.), was bedeutete, dass die irdische Konstitution nicht für den Sterbezeitpunkt bestimmend ist, vielmehr ein solches Einwirken als Neuanfang, besser, programmierter Neubeginn, zu begreifen wäre. Also Vorbestimmung? Von einer solchen wird hier aber gar nichts gehalten, es sei denn, es geht um das, was nicht in unserer Hand liegt. Gott mag überhaupt zu erkennen vermögen, wohin sich ein irdisches Leben hinbewegt. - Zu solchen Überlegungen fühle ich mich berechtigt und angeregt, nachdem in der SZ, per größerem Format, für zwei Bücher geworben wurde: Titel „Unsterblich?“ und „Über den Kopf hinaus“, nachdem neue wissenschaftliche Erkenntnisse Raum gäben über die beengende Materie hinaus. (Ich werde sie nicht lesen, weil ich das Thema nicht über die Ratio – trotz des nachhaltigen Bemühens des emeritierten Papstes Benedikt für sie - erschließen möchte, sondern vielmehr aus Glaubenssicht. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass irgend eine profane Wissenschaft Erhellendes beisteuern kann.)

 

Bekanntlich haben die Verleger einen Branchenheiligen. Das ist der Heilige Antonius von Padua. Geboren in Lissabon 12./13. Jhdt, genau 12. Juni 1195, also ein Zeitgenosse Friedrichs II, dem Staufenkaiser, jung gestorben. Erwähnt, weil er und "sie" anwesend gewesen auch in einer Gorge im Roussillion. Berühmt durch seine Predigt an die Fische bei Rimini, die er hielt, weil die Katharer von ihm nichts hören wollten. Nicht zu verwechseln mit A. dem Großen, 3./4. Jhdt. aus Ägypten, Gründer des Mönchtums, 105 geworden. Als ich in den sechziger Jahren als Angestellter meinen Autoschlüssel verlor, empfahl mir eine Kollegin, diesen A. von Padua (meine Gattin und ich waren zweimal an seinem Sarkophag) zu bitten, den Schlüssel wieder herbeizuschaffen. Ich war sehr beeindruckt, dass er meiner Bitte entsprach. Und als ich 1968 zum Verleger wurde, erfuhr, von welchem Heiligen diese Art von Leuten betreut wurden und werden, entstand so nach und nach ein ganz enges Verhältnis, zumal er ganz offensichtlich bei meinen vielen Nöten als Selbständiger stets zur Hilfe bereit war. Es war bitter ernst weil hart. Anstatt zu feixen, sollte man den Antonius ganz einfach mal angehen, wenn in Not. Schließlich geht Probieren übers Studieren. Wer keine Hilfe bekommt, dem ergeht es wie auch mir immer mal wieder. (Wenigstens wird so einmal wieder das Unterbewusstsein trainiert. Ein Beispiel sei erlaubt: Ich litt und leide latent unter nachhaltigem lästigen Nasenbluten. Eines Tages wurde es mir zu viel  und eher nebenbei bat ich den Antonius, die Lästigkeit abzustellen. Praktisch sofort hatte die Sache ein Ende und als vor einem halben Jahr sich das Nasenbluten wieder  einstellte, befreite mich eine Wiederholung der Bitte um Hilfe bis heute vom Übel.. Toi toi toi, hoffentlich noch länger!) Bei der Reformation wurden die katholisch gelisteten Heiligen abgeschafft. Ich habe gelernt, heilig sei jeder, der glaubt. Aber ich habe mitbekommen, dass erstaunlich viele evangelische Kirchen einem „Heiligen“ bzw. "Patron" geweiht sind. Teilweise waren sie mir unbekannt, obwohl ich im Bücherschrank eine Hagiographie stehen habe. Übrigens sind sie nach protestantischer Lesart alle noch nicht auferstanden! Wie sie in einem solchen Stande eine Schutzfunktion wahrnehmen sollen, ist mir schleierhaft. Diese Einlassung über Heilige veranlasste einen sächsischen Pfarrer, mich einen Scharlatan zu heißen. (Näheres dazu weiter oben in meinem Blog.)

 

Es sei auch intimes Erleben erzählt. Die Lesenden werden eines Tages ebenso mit dem Endgültigen konfrontiert werden. Ich begreife das Ganze gewissermaßen als Anfrage.

 

Es geht um meine Gattin Renate Maria, beinahe 80 geworden. Sie begleitete mich etwas mehr als sechs Jahrzehnte durchs einigermaßen gelungene Leben, voller Gemeinsamkeit und doch nachhaltiger Eigenausrichtung. Sie war mit einer prächtigen, sicheren Sangesstimme gesegnet, zum Tragen gebracht als führender Sopran im Kirchenchor und Liederkranz. Sie war theaternärrisch. Ihr spontanes Lachen wurde gerühmt. Reisewütig war sie auch. Bei einer Romreise (ohne ihren Ehemann) luchste sie dem Kardinal Ratzinger, dem sie in einer Gasse begegnete und der Papst werden sollte, ein Autogramm ab. Sie ließ keine Ausfahrt der Landfrauen aus. Sie besuchte fast alle christlich namhaften Orte in Europa, Vorderasien und auch das Katharinenkloster auf dem Sinai. Kirchen groß und klein zu Hunderten, das Sindone, viele historisch bedeutsame Stätten und Sehenswürdigkeiten vom Cap Vinzenz bis Hattuscha, HMS Victory und Gorch Fock. Vom Limfjord bis zum Absatz, auf der Nord-Süd-Achse nur wenig verbleibende Lücken. Ob etwa Orte wie Schneekoppe, Verdun, Kotor, Escorial, Avila, Stonehenge, Jesi, Canossa, Vesuv, Zakopane, Cascaux, Lonetal: Die schreckliche Demenz wischte hinweg jegliche Erinnerung. Begegnete man in der Zeitung oder im Fernsehen einer Destination, zu der sie gereist war und frug danach: Kein Zugang mehr. Noch in der Demenz drängte sie immer wieder auf das Reisen, welcher Wunsch ja nicht mehr erfüllbar war. Und man erzählt, dass sie sehr beliebt war. Jahrzehnte profitierte ich von ihrer Meisterschaft im Kochen und Backen. Ihre Mannheimer Linzertorte zu Weihnachten war Gespräch. Zeitlebens rezitierte sie mit Lust und Liebe geflügelte Verse. Nun, da ich dreieinhalb Jahre nach ihrem Sterben den Urfaust lese, bekomme ich mit, aus was sie deklamierte. Sie starb am 7.7.2015 (zweimal die ominöse Zahl = 3+4),  ohne Vorzeichen, ohne Agonie. Sie hörte einfach zu atmen auf und nach einer kleinen Weile folgte ein letztes kurzes Ringen nach Luft. Allsogleich war jegliches Demente an ihr verschwunden. Kurz bevor sie am Tage zuvor in die Bewusstlosigkeit verfiel, hatte sie minutenlang einen lichten Moment. Ihr Liebeserweis war so klar und erschütternd und nachdrücklich, wie er nur vorgebracht werden konnte, wenn der Geist klar war.

 

Anfang Juni legten die Fichtens aus Bayern einen Halt ein. Wir trafen uns für einen Abend im Allensbacher Seegarten bei prächtigem Blick im Halbrund auf Höri, Mettnau, Hohentwiel und Reichenau. Der Altfreund Ficht kannte die Renate seit den Anfängen der 50er Jahre, noch bevor ich Anfang 1954 im Mannheimer Rosengarten in ihr Leben eintrat, um 62 Jahre zusammen zu bleiben. - Die Stimmung war gelöst, bis das erste "Sie" fiel. Ihr letztes Photo zeigt sie als hinfälliges Elendsbündel. Auf der Heimfahrt begeisterte sich die alsbald Verstorbene über diese so "netten und angenehmen" Leute. Sie ist ihnen zum ersten mal im Leben begegnet. Wissen Sie was, freundlicher Leser und vielleicht zugewandte Leserin, man könnte in einen Weinkrampf verfallen!

 

Obwohl ich von langem Überfordertsein befreit war, das Versagen aber verblieb, lastete sofort die Frage auf mir, wohin sie gegangen war. Die blanke Verzweiflung überfiel mich, weil sich mir nichts bot als Spekulation. Nichts, gar nichts trug. Ihr Grab war mir tagelang völlig fremd und ich mied es. Kein Geschehen. Und ein biblisches Vorbild bot keinerlei Halt. Kein Wunder, es überfordert ja wohl und ist mit dem Verstand nicht zu erfassen. Aber am dritten Tage beschwor ich ein paralleles biblisches Geschehen. Wenn, bekomme ich davon etwas mit? Es passierte etwas mich Belastendes. Dazu bedarf es eines kleinen Exkurses. Jahrzehnte bestand eine Freundschaft mit einem Ehepaar, entstanden aus jahrelangem gemeinsamem Segeln und Schilaufen auf einer Hütte, 2000 m hoch gelegen im schweizer Milez am Oberalppass. Als sich ein Start-up zum Millionenvermögen mauserte, begann die Ehe zu bröseln und führte zur Trennung. Beide blieben uns nahe. Sie aber, Rätselnärrin, holte sich stetig die Rätsel aus Zeitung und Magazin, die ich für sie beiseite legte, ab. Kleine Handreichungen gebaren auch Nützlichkeit. Das geht so bis heute über die Demenz und den Tod der Renate hinaus. Aber kurze Zeit nach dem Sterben wurde das Mittagessen hier und dort ein Erzählgegenstand. Und es fiel der Satz „Da gehe ich gelegentlich mit“. Zu Lebzeiten der Renate passierte nie ein gemeinsames Essen mehr seit der Ehetrennung. Für mich ist Mittagessen etwas ganz Besonderes. Als wir als Ehepaar eine Kur ergatterten, vermerkte ich bei der Frage nach besonderen Wünschen, dass wir unsere Ruhe haben möchten bei Tisch. Prompt saßen wir dann 3 Wochen lang an einem Zweiertisch. Man merkt, ich wollte keine neue andere Zweisamkeit beim Essen. Ich verlor die Fasson. Wie soll ich eine solche Entwicklung verhindern? Ich konnte diese Altfreundin nicht vor den Kopf stoßen. Und vor dem Einschlafen selbigen Tages setzte ich für eine Anfrage bei meiner Verstorbenen unreflektiert, halt einfältig, voraus, dass sie auferweckt wurde, also nicht tot, sondern jenseitig lebendig war. Sonach erbat ich, ohne weiteres Sinnieren, von der im Himmel Seienden, was immer das sein sollte, die Lösung des Problems. Am anderen Morgen hatte ich beim Aufwachen eine im Kopf. Ich weiß natürlich bis heute nicht objektiv woher. Aber Sie wissen bereits: Das war für mich eine Botschaft. Sie lautete: „Lebe weiter in einer Weise, als ob ich nicht gestorben wäre.“ Mit einer kleinen Notlüge reichte ich sie weiter: Wir, meine Frau und ich, hätten früher vereinbart, dass der Überlebende so weiter lebt. - Dieses Geschehen war für mich ein erstes, das so zu deuten war, dass die Renate jenseitig lebte und auch zu kommunizieren fähig war.

 

Was ist denn also zur zu Fragen würdigen Transzendenz weiters zu finden? Schon in vorgeschichtlicher Zeit standen die Menschen vor etwas, was unbegreiflich war. Aber vielleicht erahnbar? Jedenfalls anerkannten sie das was ihnen widerfuhr, schlicht und trotzig nicht: Sie beharrten auf ein Weiterleben in einer wie auch wie immer gearteten und vorgestellten Jenseitigkeit. Dafür gaben sie den Verstorbenen Kostbarkeiten mit. Dafür schufen sie Weltwunder. Und sie erdachten sich eine Auferstehung. Auch die alten Juden (Henoch Gen 5,24). Auch Zorroaster. 

 

Ein Grab aber ist für die Christenwelt so bedeutsam geworden, dass wegen eigenartiger Umstände und Phänomene die Schar der Gläubigen bis heute in ihrer Anschauung durcheinander gebracht wird. Dieses Grab war nach drei Tagen schon wieder leer. Ein berühmter Heidelberger Theologe verfasste darüber vor Jahrzehnten in der FAZ eine ganze Tiefdruckseite zu Ostern. Ich weiß nicht mehr, was die Abhandlung darüber befand. Geblieben ist die Erinnerung, dass ich nach dem Lesen weiterhin ratlos, nicht erleuchtet war. Den Namen des Theologen habe ich nicht mehr in Erinnerung; ich weiß nur, dass er evangelische Theologie las und es wie eine Bombe einschlug, als er sich bei seiner Emeritierung als Katholik outete. (Im Frühjahr 17 stieß ich, als ich die Ev. Theol. Fakultät der Uni HD durcharbeitete unter den Emeriti auf seinen Namen und erinnerte mich.)

Dieses Grab in Jerusalem darf man nicht mit unserer heutigen diversifizierenden Grabkultur vergleichen, allenfalls mit den „Tempeln“ der Reichen auf südlichen Friedhöfen. Wer wissen will, wie das Grab noch im Anfang des 15. Jahrhunderts ausgesehen hat, der muss nach Görlitz reisen. Dort kann man einen Nachbau besichtigen, weil damals der Görlitzer Bürgermeister nach Jerusalem pilgerte und seinen Stadtbaumeister mitnahm. In Jerusalem zeichnete der Baumeister Christi Grabstätte und rekonstruierte sie in Görlitz 1:1. Die Grabstätte war begehbar, hatte (hat) eine Nischenplatte aus Stein. Davor ist ein Vorraum. Von ihm aus haben Maria Magdalena und Petrus und Johannes in den Aufbarungsraum geschaut und es nicht fassen können, dass der Leichnam Christi verschwunden war. Die Evangelien berichten darüber bis ins Detail. Görlitz wurde aus zwei Gründen hier eingeführt, weil ja eine Reise dahin keine weite ist, abgesehen davon, dass Görlitz für sich ein Reiseziel abgibt. Vielmehr ist im 19. Jahrhundert das Grab in Jerusalem verändert worden. Mich dünkt, nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Ich konnte ja nun vergleichen. Seit März 2017 ist zu sehen, was unter der Ablegeplatte ist: der originale Untergrundfels. Zur Geschichte des Grabes ist zu erzählen, Pilatus hatte Angst davor, dass es sich zu einem Wallfahrtsort entwickeln würde, weshalb die ganze Örtlichkeit einschließlich Golgatha nahebei und Zisterne mit Erdreich zugedeckt und aufgeschüttet wurde. (In Chrismon ist zu lesen, dass Hadrian Golgatha im Zuge der Verlegung der Stadtmauer 135 zuschüttete.) Erst ein paar hundert Jahre später hat die Mutter des Kaisers Konstantin des Großen, Helena, alle Aufhäufungen abtragen lassen und dabei in der trockenen Zisterne das unversehrte Kreuzigungsinstrument wieder entdeckt. Das leere Grab machte und macht ungeheuer viel Kopfzerbrechen. Man bedenke: Der vom Kreuz abgenommene Leichnam war Eigentum des römischen Staates, denn in den Tode befördert wurde Jesus von den Römern, nicht durch die Juden. Daher musste man bei Pilatus die Erlaubnis einholen, den Gekreuzigten in eben diesem Grabe zu bestatten. Aber dem Pilatus war die Geschichte ganz und gar nicht geheuer. Daher ließ er den Grabzugang verrammeln und von Soldaten bewachen. Trotzdem war das Grab dann am dritten Tage leer. Steine weg, trotz Soldaten. Da Christus seine Auferweckung und Auferstehung vorausgesagt hatte, was ja niemand für bare Münze nahm weil nicht vorstellbar, entstand unter den Jüngern (nicht nur bei den Zwölfen) großer Aufruhr. Eine Auferstehung? Eine leibliche dazu? Das Erscheinen, also Sehenkönnen eines Verstorbenen? Ich meine gelesen zu haben, dass ein Evangelist aus Tarsus (Renate Maria war dort, in der Nähe 333 bei Issus Keilerei – Alexander gegen Perser. Heute ein unscheinbares Feld, so auch Cannae, 75000 erschlagene Römer, ein Zehntel nur auf Hannibals Seite. Warum das Suffix? Sie haben gelesen, die Renate war wirklich reisewütig.) das Narrativ von der Auferstehung als eine genau besehen große Torheit bezeichnete, um herauszustellen, welchen Glaubensmut man aufzubringen hat, um dieses Geschehen zu akzeptieren. In der modernen Theologie ist der Auferstandene zur "Interpretationsfigur" (Graf) degeneriert. Leider ist die Bezeichnung nicht falsch, denn es ist üblich geworden, dass jeder etwas Anderes unter ihm versteht oder sieht. Man muss nur aufpassen, dass man nicht Gefahr läuft, schließlich kein Christ mehr zu sein oder die Häresie tangiert. Vielleicht ist auch die Conditio sine qua non allein der Glaube. Dabei: wenn ich Theologe wäre, würde ich nicht auf die mögliche Interpretation eines Geschehens abstellen, sondern den harten Kern hinterfragen, was ausgerichtet ist nach der Wahrhaftigkeit der Bericht Erstatter. Waren das Menschen, die mal eben möglicherweise leichtfertig neben dem tatsächlich Erlebten Zeugenschaft ablegten oder sind da doch recht intelligente Menschen einem parallel sortierten Wahn erlegen, auch reichlich später unfähig, sich zu korrigieren? Aber bereit, für diesen Glauben zu sterben?

 

Wenn solches nun für den gewöhnlichen Menschen herhalten soll, um auch für die Heutigen ein Leben nach dem Tode zu denken (Bei Hesse das "Drüben" - Drüben und Ewigkeit korrespondieren miteinander. Übrigens auch Mephistopheles gebraucht das Wort.), dann muss darauf verwiesen werden, dass der Normalmensch gefälligst zu warten habe, bis der Jüngste Tag anbricht, denn erst dann würden sich die Gräber öffnen. So alte Lehre. Aber ich gestehe, ich selbst kann mit einem Jüngsten Gericht überhaupt nichts anfangen, sondern halte es für einen fragwürdigen Rückgriff des Johannes und anderer prophetischer Schriftsteller auf ein Lehrelement des Zarathustra. Johannes, begraben in Ephesus, gelegen in Küstennähe beim türkischen Kusadasi, an dessen Grab die Verstorbene stand, hatte ja bekanntlich eine üppige Phantasie. Die moderne Theologie ist jedenfalls von einem solchen Sanktnimmerleinstag für die zorroastrische Auferstehung abgerückt. Und denkt zeitnah. Die Katholischen haben aus Gründen der Logik auch allen Grund dazu. Denn schließlich können sie den Himmel für ihre Seligen und Heiligen nicht versperren und auch Allerheiligen und Allerseelen stünde auf tönernen Füßen. (In Prag ist an der alten Thomaskirche auf der Kleinseite der Spruch zu lesen "Aus der Zeit getreten in die Ewigkeit".) Das weiter Erzählte wäre also dem Einwand eines Jüngsten Tages enthoben. Aber leider hat der Rats-Vorsitzende der EKD in seiner Osterpredigt 2016 es für opportun gehalten, den alten Sermon wieder aufzuwärmen, genauer: die Predigt lässt das Paulus und Luther tun. So geriet diese Predigt ganz gewiss nicht zum Trost von Hinterbliebenen, sondern diesen, soweit sie sich an die Vorstellung einer Auferweckung zum jenseitigen Leben klammern, wurde ein gegenwärtiges Drüben (Hesse) verweigert, verschlossen. Sie sollen auf den St. Nimmerleinstag warten. Das kann man so sagen, wenn diesem vielleicht Jahrmillionen (Äonen) Wartezeit innewohnt. Die Endzeit wird nicht in überblickbarer Spanne eintreten. Sie ist dem Heutigen fremd geworden. Der Rückgriff, Frust verbreitend, auf Daniel bezieht wohl altes Zoroasterdenken mit ein. Zarathustra und Daniel waren ja so etwas wie Zeitgenossen. Das Buch Daniel - 12,2, 9, 13, und von da zu Johannes 5, 29 - so auf die Heutigkeit überkommen und offensichtlich nicht abstreifbar, ist babylonisch. Ein solches Retro-Kerygma ist schlicht aus der Zeit gefallen, dürftig, und eine Zumutung. Da Paulus bei seinem Korintherbrief das Johannesevangelium nicht kennen konnte, zeigt beider Rückgriff auf Daniel, wie die Geisteswelt der beiden damals verfasst war. (Nichts davon im Evangelium der Urgemeinde nach Pesch!) Die Paradieszusage Christi am Kreuz könnte immerhin eine Problemlösungszusage darstellen. Einer der Soldaten, sonst war ja niemand da, könnte davon erzählt haben. -  Wenn die Auferstehung am Ende aller Tage geschehen soll, dann müsste der Himmel bis dahin ziemlich leer sein, es sei denn, es gäbe für bestimmte Sterbliche ein Privileg. Was für eine obskure Vorstellung, die einem Laien so aufgezwungen wird! So sei erlaubt, sich an Küng zu halten: "Wie er" (Christus), "so auch sie! Weil er, deshalb auch sie!" (die Glaubenden). Das umfasst, so begreife ich es, die Auferweckung und deren Wann.-

 

Nach den Passionsberichten war Jesus schon am Kreuzigungstag im Paradies, jedenfalls nach den Worten, die an den Schächer gerichtet waren ("heute"). Sonach wären Sterben und Auferstehung richtigerweise "un act" und Christus, als er sein Grab verließ, sowohl im Himmel als auch auf Erden präsent, letzteres ja auch an anderer Stelle angekündigt.

Zur protestantischen Verkündigung aber sei mit Daniels Flammschrift nur gesagt "Mene tekel ff" - "Gewogen und für zu leicht befunden". - Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass das grüne Exzerpt europaweit als Mail an alle protestantischen Theologen und Prediger gesandt wurde.

 

FAZIT: Es sieht so aus, als ob Paulus, Johannes, Luther, diese altehrwürdigen Protagonisten der doch "holo"-christlichen Botschaft, überhaupt die Protestanten, Gott sei's geklagt, das wahre Ausmaß der Bedeutung der Auferstehung Christi nicht erfasst haben. Angesichts der gerade erlebten "Christusfrische" hätten sie die chtonistische Lehre des Daniel, Zarathustra mal ausgeblendet, in den Orkus spülen können. Luther hat sich, übrigens neuen englischen Forschungen zum Lutherjahr zufolge, überhaupt weniger um die Auferstehung gekümmert (Roper). Ansonsten: Ich lese im Gemeindebrief der ev. Christuskirche‚ Radolfzell 11/16  „Der Todestag war wichtig als Geburt im Himmel“. (= dies natalis!)  Also: Wenn die Verstorbene durch ihre Auferstehung wiedergeboren wurde (Renate!), dann ist sie jetzt wohl auch verwandelt, also eine veränderte Person, nicht mehr diejenige, an die man sich dieseitig erinnert. Die Art der neuen Existenz ist modifiziert, fortentwickelt, wie, will erfahren sein. Bei Pearl S. Buck, der Verstorbenen Lieblingsschriftstellerin liest man „Ehe nicht der Mensch neugeboren“ (sprich wohl auferstanden) „ist, kann er das Reich Gottes  nicht sehen.“ (nach Johannes). Und Christus: "Ich bin die Auferstehung ...". Und das wollen die Protestanten um Äonen verzögern? Meint da jemand, Bonhoeffer habe in seiner Todeszelle an das absurde Szenario eines Daniel gedacht, als er formulierte: „Das Jenseits ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt …“ – nach dem Sterben, nicht erst nach dem Weltuntergang. Wer beschwichtigend einwirft, dass sich diese Frage für jene nicht mehr stellt, die schon bei dem sind, vor dem tausend Jahre wie ein Tag sind, wirft die Frage auf und beantwortet sie nicht, wie diese doch wohl Seligen im Himmel dorthin gekommen sind. Die Endzeit steht ja noch aus. Folge: Auch kein Petrus und kein Papst und kein Paulus und Luther können nach der Daniel-Schrift auferstanden und selig sein.

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